Nazi-Schmiererei am Bahnhof Stockerau

15. Juli 2015

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Rechtsextremismus
Foto: Onur Kas

Auf dem Gebiet des Bahnhofs in Stockerau steht seit Jahren ein stillgelegter Waggon mit rechtsextremen Schmierereien. Obwohl die ÖBB dies zur Anzeige gebracht hat, wurden die Symbole bislang nicht entfernt.

Jeden Morgen pendele ich von meiner Heimatstadt Hollabrunn nach Wien. Mein Zug führt über Stockerau. Wie es für die meisten Bahnhöfe typisch ist, stehen unmittelbar neben und auf den Gleisen veraltete Waggons, die verrosten und ein Zeugnis der Geschichte abgeben.

Hakenkreuz, SS und die "Schwarze Sonne"

Eine perfekte Kulisse für Hobby-Künstler, die ihre Kreativität in Form von Graffitis hinterlassen. Doch auch Menschen mit rechtsextremer Gesinnung nutzen solche Kulissen oft dazu, ihre Botschaften zu verbreiten. So auch auf dem Gelände des Stockerauer Bahnhofs. Seit Jahren steht dort ein alter und ziemlich verrosteter Waggon, der mit rechtsextremen Symbolen beschmiert worden ist. Konkret handelt es sich um einen Hakenkreuz, ein SS-Symbol und das Motiv der „Schwarzen Sonne“. Letzterer ist ein Symbol, das aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht. Sie ist ein wichtiges Ersatz- und Erkennungssymbol der rechtsesoterischen bis rechtsextremen Szene.

"Wir tolerieren so was auf keinen Fall"

Ich frage im Büro des Stockerauer Bürgermeisters Helmut Laab nach. Sie teilte mit, dass die ÖBB für die Entfernung der Schmierereien zuständig sind. Man werde der Sache dennoch auf den Grund gehen. Michael Braun, Pressesprecher der ÖBB, gibt an, dass die Schmiererei im Juni 2014 zur Anzeige gebracht wurde: So etwas wird auf keinen Fall von den ÖBB toleriert. Die Reinigung von Graffitis ist zwar höchst aufwendig, aber wir werden diese Symbole entfernen.“ Eine Reinigungsfirma ist damit beauftragt worden, die Symbole zu entfernen bzw. zu übermalen. Passiert ist bislang noch gar nichts. Befremdlich ist auch, dass anscheinend jahrelang kein Mensch es für nötig hielt, diesen Vandalismus zu melden..

Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremisten

Nun könnte man mir unterstellen, dass ich dermaßen politisch Korrekt eingestellt bin und nichts Besseres im Leben zu tun habe, als Ausschau nach rechtsextremen Symbolen zu halten und sie zu entfernen. Gibt es doch ernstere Probleme in diesem Land. Mir geht es nicht um die Einhaltung von politischer Korrektheit. Es geht mir um die Bekämpfung vom rechtsextremen Gedankengut. Es ist nämlich ein mulmiges Gefühl, dass die rechte FPÖ dabei ist, in diesem Land stärkste Kraft zu werden, Teile ihrer Anhängerschaft dem Rechtsextremismus nahe stehen und ihre gewalt- und totbringende  Symbole im öffentlichen Raum geduldet werden.  Die Zeitzeugenschaft stirbt allmählich aus. In der Zukunft wird es keine Generation geben,  die die Jugend über das erlebte Verbrechen der Nationalsozialisten nachhaltig aufklären kann. Es droht eine Haltung der Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsextremisten.

Außerdem: Wie kommt es wohl rüber, wenn eine Stadt Reisende und Pendler mit einem Hakenkreuz und SS-Symbol begrüßt? Irgendwie wäre es beschämend, wenn so etwas typisch für Österreich wird.

Rechtsextremismus
Das Hakenkreuz war das bekannteste Symbol der Nationalsozialisten. Heute wird es von Neonazis verwendet. Foto: Onur Kas

Rechtsextremismus
SS bedeutet "SchutzStaffel". Sie war Hitlers Elitetruppe und für die Umsetzung des Holocaust verantwortlich, Foto: Onur Kas

Rechtsextremismus
Die "Schwarze Sonne" ist ein Symbol, das aus zwölf in Ringform gefassten gespiegelten Siegrunen oder drei übereinander gelegten Hakenkreuzen besteht. Sie ist ein wichtiges Ersatz- und Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene. Foto: Onur Kas

 

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