New York trifft Balkan

21. Januar 2016

new york kulturforum balkan
Foto: Alban Muja My Name Their City (Saranda), 2012

Normalities ist ein Kunstprojekt, das am 20. Januar 2016 seine Premiere im Österreichischen Kulturforum in New York (ACFNY) gefeiert hat. Kuratiert von Marko Lulic und Christine Moser, die Arbeiten behandeln das Schicksal und die historische Prägung des Balkanraumes. Was das Ausstellungsprogramm zu bieten hat, seht ihr unten.

Normalities ist ein Projekt, das von den Künstlern aus dem Westbalkan (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien), Kroatien, Österreich und den USA initiiert wurde.

Der Philosoph Slavoj Žižek verwendet den Begriff „Balkan“ fast schon synonym mit „Andersartigkeit“. Im letzten Jahrhundert wurde die Region zur Versuchsanstalt außerordentlicher politischer Umstände und befindet sich bis zum heutigen Tag ganz klar in einer Phase der Transition. In den letzten Jahren war Südosteuropa massiven wirtschaftlichen und politischen Veränderungen ausgesetzt. Dank Migration wurde Wien zur schnell wachsenden europäischen Stadt mit der drittgrößten serbischen Bevölkerung und zu einem Zuhause für zahlreiche angehende Künstler. Integration der Westbalkanstaaten in die Europäische Union ist ein klares Ziel, ist und bleibt aber ein Prozess. Neben den politischen Aspekten von Normalisierung, wird auch das Konzept der „Normalität“ innerhalb von verschiedenen theoretischen Rahmen und Disziplinen (Philosophie und Psychologie, Soziologie und natürlich Kunst) immer präsenter.

Mit Normalities haben es sich die Künstler hinter dem Projekt zur Aufgabe gemacht, den Begriff der Normalität aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Im Fokus bleibt dabei der Balkan. Auch die Frage der Identität wird unter die Lupe genommen: Was bedeutet es, ein Künstler in einer globalisierten Welt 25 Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens zu sein? Wie kann Identität sowohl eines Individuums, als auch eines Kollektivs erhalten bleiben? Mit Sicherheit obliegt die Definition von Normalität einer ständigen Veränderung. Doch man darf nicht vergessen, dass sich auch der Balkan im letzten Jahrhundert gewandelt hat.

Die Projekte der Ausstellung sind nicht nur das Resultat eines einzigen Mediums. Sie greifen über in Print, Collage, Skulptur, Fotografie und Video. Manche Künstler positionieren sich klar historisch. Cvijanović, Lulaj und Hasanović versuchen dabei die Geschichte des Balkanraumes zu verarbeiten. Den anderen geht es mehr um die Adressierung des Zusammenhangs zwischen „privat“ und “politisch“. Muja stellt mit seinen inszenierten Porträts unter anderem Aspekte der Nationalidentität dar. Knebl nutzt ihren eigenen Körper als Projizierungsgrundlage in ihrer Skulptur, in der es stark um die Hassreden-Thematik geht. Haliti, Jureša und Stanojkoviќ konzentrieren sich auf soziologische und kulturelle Themen, wie zum Beispiel Migration oder das Aussterben der Kinos – es geht also um Dimensionen, in denen die Herausforderungen des Normalitätsbegriffs die Gesellschaft leiten und sich in den Vordergrund drängen. Prvačkis Video At the Tips of Your Fingertips zeigt wie Ein-Dollar-Scheine im wahrsten Sinne des Wortes „gewaschen“ werden. Ausstellungsstücke von Lagator Pejović, Brown und Dražićs könnten als Ermittlung der Wahrnehmungsmodi beschrieben werden. Von Gabains Ausstellungsstück – ein Gipsabdruck einer Starbucks Tasse – könnte als ironischer Kommentar auf die industriellen Normen der Gesellschaft interpretiert werden. Eine Architektur-Untersuchung, vor allem bedingt durch das Interesse an der Geschlechter-Thematik, ist Teil von Sagadins Arbeit. Tk von Očko durchforscht das menschliche Zittern als Wehrmechanismus in einer Zeit, geprägt von globaler Unsicherheit und Angst.

Normalities schafft einen neuen Dialog zwischen Künstlern, die trotz ihrer Unterschiede im Rahmen der außerordentlichen Ausstellungsräume im Österreichischen Kulturforum in New York miteinander in Kontakt treten.

 

Kuratoren

Marko Lulić wurde 1972 in Wien geboren, wo er zurzeit auch lebt und arbeitet. In seinen Arbeiten untersucht er die Wechselwirkung zwischen Kunst, Architektur, Ideologie und Ästhetik. In den letzten Jahren war er auch Kurator einiger Ausstellungsstücke, unter anderem derer in der Secession in Wien, Siemans Arts Programm, im Museum der zeitgenössischen Kunst in Belgrad und in der Gabriele Senn Galerie in Wien.

Christine Moser ist die Direktorin des Österreichischen Kulturforums in New York. Ihr Ziel besteht darin, österreichische Kunst, Musik, Film, Theater und Literatur im Österreichischen Kulturforum in New York der Öffentlichkeit zu präsentieren, um „so viel zeitgenössische Kunst wie möglich“ zur Verfügung zu stellen. Sie war Botschafterin der Ständigen Vertretung Österreichs bei der OSZE.

Über das Österreichische Kulturforum

Das Gebäude befindet sich in Midtown Manhattan und verfügt unter anderem über einen mehrstöckigen Galerieraum, ein Theater und eine Bibliothek. Jährlich finden dort über 100 gratis Events statt, was den ACFNY zum einen der wichtigsten Plätze zur Aufrechterhaltung österreichischer Kultur für ein amerikanisches Publikum macht.

 

 

 

Für mehr Info besucht bitte die Website: http://www.acfny.org
Der Ausstellungszeitraum: 20.01.2016 – 12. 04.2016

Kontakt:
Austrian Cultural Forum New York
11 East 52nd St. (btw. Madison & 5th)
New York, NY 10022
+1 (212) 319 5300
facebook.com/acfny
twitter.com/acfny

Öffnungszeiten: täglich von 10– 18 Uhr | Eintritt kostenlos

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