Nutzt die Corona-Zeit!

13. März 2020

Corona, Patriarchat
Jara Majerus

„Mann, mir fällt ja schon beim Gedanken daran, in nächster Zeit nur in der Wohnung zu sitzen, die Decke auf den Kopf“, stöhnt meine Mitbewohnerin. Mit einem stummen Nicken stimme ich ihr zu. Wir sitzen am Esstisch in unserem Wohnzimmer und trinken Grüntee. Abgesehen von den gelegentlichen Seufzern und dem Rattern der Waschmaschine ist es still in der Wohnung. Normalerweise würden die Stimmen aus dem Fernseher um diese Uhrzeit Unterhaltung bieten, heute aber nicht. Der Fernseher muss ausgeschaltet bleiben. Zu viel Corona. Deshalb schreibe ich eine Liste mit Dingen, die mich in Corona-Zeiten über Wasser halten sollen. Zehn Tipps für eine antisoziale Freizeitgestaltung:

  1. Langeweile. Im ersten Moment mag dieser Tipp furchtbar klingen aber denkt mal drüber nach, wann ihr das letzte Mal Zeit hattet, euch zu langweilen. Dabei kann Langweile sehr förderlich für die Kreativität sein. Das zeigen viele Studien. Einfach mal abzuwarten und der Waschmaschine zuzuhören ist also doch keine so dumme Idee.
  2. Auf sich achten. Chaos ist gerade fest im Alltag verankert. Ständig scheinen am Handybildschirm Push-Benachrichtigungen über neue Maßnahmen gegen das Virus auf. Das Wort "Corona" fällt gefühlt alle zwei Sekunden. Das ist stressig. In solchen Zeiten ist es wichtig, auf sich zu achten. Ob Yoga, Meditation oder einfach mal eine gesunde Mütze Schlaf – auf sich aufzupassen hilft.  
  3. Routine schaffen. Wenn die sozialen Kontakte minimiert werden, die Kulturlandschaft Wiens lahmgelegt ist und man so viel Zeit wie möglich in der Wohnung verbringen sollte, hilf es, sich eine kleine Routine zurechtzulegen. Bleibt beispielsweise nicht den ganzen Tag im Pyjama im Bett. Kleine Dinge wie aufstehen, sich anziehen, das Bett machen, die Pflanzen gießen etc. geben das Gefühl, etwas getan zu haben.
  4. An andere denken. Ruft eure Bekannten und FreundInnen an, die unter Depressionen leiden. Gerade für jene, die mit Depressionen zu kämpfen haben, kann diese Zeit der Isolation schwer werden. Fragt, wie es ihnen geht.
  5. Informiert euch. Nicht nur über das Coronavirus, sondern auch darüber, was sonst noch so auf der Welt passiert. Nehmt euch Zeit für Reportagen, Podcasts und Artikel über Themen, von denen ihr noch nicht so viel gehört habt. Das ist nicht nur spannend, sondern lenkt ab.
  6. Probiert mal was Neues. Egal ob stricken, Schlagzeug spielen oder Kuchenbacken – es gibt bestimmt etwas, dass ihr noch nie ausprobiert habt. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um das zu ändern.
  7. Lesen. In so gut wie jeder Wohnung stapeln sich Bücher in den Regalen und auf den Schreibtischen und warten darauf gelesen zu werden. Jetzt habt ihr Zeit dafür, also schnappt euch einen der Wälzer.
  8. Frischluft. Geht an die frische Luft. Wenn die Decke immer näherkommt und ihr das Gefühl habt, dass in eurer Wohnung die Luft langsam ausgeht, dann macht einen Spaziergang im Park. Dafür müsst ihr meist auch gar nicht mit der U-Bahn oder der Tram fahren. In Wien gibt es viele Grünflächen, die meist nur einen Katzensprung entfernt sind.
  9. Videotelefonate. Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr seit Wochen mit niemandem mehr geredet habt, obwohl ihr erst seit zwei Tagen in euerer Wohnung sitzt, dann organisiert Skype-Treffen mit Freunden oder eurer Familie.
  10. Sturz dem Patriarchat! Wenn euch die kleinen Beschäftigungen nicht reichen, könnt ihr auch an etwas Größerem arbeiten. Beispielsweise an einem Plan für den Sturz Patriarchats. Wäre höchste Zeit.

Die Langeweile in der Wohnung ist ein Luxusproblem und geht vorbei. Bevor man sich versieht, ist der Terminkalender wieder voll und man kann sich nicht daran erinnern, wann man das letzte Mal eine ruhige Minute auf der Couch hatte. Bis dahin heißt's: Ohren steifhalten.

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