Reh-Pastete, anyone?

09. Dezember 2019

„Das ist Reh-Pastete, hat der Opa letzte Woche selbst geschossen. Noch bisschen Sauerkraut, und nimm noch das Einmachglas mit den Gurken. Und die Erdbeer-Konfitüre, da, noch zwei Gläser. Und da in dieser Vodkaflasche ist Beeren-Sirup umgefüllt.“ Jeder Besuch bei meinen Großeltern im polnischen Dorf endet damit, dass ich mit einem Koffer voller beschrifteter Einmachgläser, Flaschen, selbstgejagtem Fleisch (kein Witz), und sonstigen Kuriositäten  nach Wien reise.

Meine Erklärungsversuche darüber, dass 17 Einmachgläser meinen Ein-Personen-Haushalt etwas überfordern, scheitern kläglich. Die Vorstellung, dass es so etwas wie Supermärkte gibt, und die Tatsache, dass ich ohne ihre Gaben wirklich nicht verhungern würde, nehmen sie als Beleidigung. Dass ich Fleisch nur gelegentlich esse, merken sie sich seit 27 Jahren nicht. Die Sorge, ich hätte nicht genug zu essen, ist hingegen konstant prävalent. Typische Kriegsgeneration eben. Zucker wird bei ihnen in derartigen Mengen gehortet, dass man ein ganzes Heer davon ernähren könnte. Aber mal ehrlich: Es ist die wohl letzte Generation, die das drauf hat. Nicht, weil es cool ist, sondern weil sie aus der Not gelernt haben. Die DIY-Oats, Mason-Jars und Pinterest-Rezepte der Millennials können einpacken, Oma kann das alles mit links. Aber nun zum Wichtigen:

Bitte, möchte jemand Reh-Pastete haben? Ich hab mehr als genug.

tulej@dasbiber.at

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