Slawische Frauen sind nicht euer Aushängeschild

08. Mai 2017

Letzte Woche gab der FPÖ-Politiker und Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus seiner Braut in Banja Luka das Ja-Wort, nachdem sie schon in standesamtlich in Wien geheiratet haben. Biber-Stipendiatin Sarah Nadj zeigt sich wenig begeistert.

Unser Vizebürgermeister Johann Gudenus hat seine langjährige bosnische Freundin Tajana S. letzten Freitag in Banja Luka geheiratet, auf dem Programm stand eine traditionelle, protzige Hochzeit in einer serbisch-orthodoxen Kirche. Der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, war ebenfalls bei den Feierlichkeiten anwesend. Glücklicherweise hat sich Gudenus bei seiner Burschenschaft keine fiesen Mensurnarben im Gesicht geholt, sonst hätte das Pärchen sicherlich nicht wie die zwei feschen Models in einem neugekauften Fotorahmen ausgesehen. Neben den vielen Glückwünschen unter den Fotos auf seiner Facebook-Seite – die nicht selten auch von Leuten mit sehr slawischen Nachnamen stammen und vereinzelt auf Serbisch sind – hat die Hochzeit in der Jugo-Community jedoch auch für Schmunzeln gesorgt.

Ich musste im ersten Moment auch grinsen. Immerhin kommt nicht immer ein rechter Politiker in meine Heimat, um dort die Vorzüge unserer Kultur zu genießen und eine fette Hochzeit zu feiern. Die Vorliebe populistischer Politiker für schöne slawische Frauen ist natürlich nichts Neues – Trump – doch aus irgendeinem Grund überrascht es mich trotzdem noch. Ganz besonders wenn dann andere Frauen aus dem Balkan ganz entzückt unter seine Hochzeitsbilder auf Facebook-Glückwünsche schreiben und sich darüber freuen, dass er endlich mal einen Fuß nach unten gesetzt hat.

Mir ist aber wenig nach feiern zu mute, wenn slawische Frauen hier noch immer wie Frauen zweiter Klasse dargestellt werden. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich aus Erfahrung schon Frauen mit hoher Ausbildung kenne, die hier glücklich sein sollen, wenn sie harte, schlecht bezahlte Arbeit finden. Oder andere Frauen, die ihre Träume von einem Leben ohne Einschränkungen aufgeben müssen, um genügend Geld zu verdienen, damit ihre Kinder genau so ein Leben bekommen. Anstatt aber hinter den Politikern zu stehen, die versuchen Frauen mit Migrationshintergrund wirklich unter die Arme zu greifen – von denen es sicher auch nur eine Hand voll gibt – preisen wir nur die, die Migrantinnen heiraten. Diese Politiker und ihre Anhänger sind dann aber diejenigen, die sich das Recht nehmen, über unsere Frauen zu urteilen und ihnen vorzuwerfen, sie würden entweder alle gar nicht arbeiten oder „ihnen die Arbeit wegnehmen“. Das sind diejenigen, die einer Mutter wie meiner, nach einem langen und schweren Tag in der Arbeit eine Standpauke über die ganzen "deppaten, ausländischen Schmarotzer" in diesem Land halten. Und während sie auch darauf gekommen sind, dass Frauen aus dem Balkan hübsch sind, warnt ihr die österreichischen Frauen davor, sich nicht auf die ganzen Ausländer einzulassen, damit wir nicht in eine Multikulti-Gesellschaft verfallen.

Bevor die FPÖ in ihrem nächsten Wahlwerbe-Rap anfängt, mit Wörtern wie „baki“ und „brate“ um sich zu schmeißen, als wären sie meine österreichischen Bekanntschaften, die glauben damit bei mir Eindruck zu schinden, sollten sie etwas berücksichtigen: Wir sind nicht nur ein Aushängeschild, auf das man zurückkommen kann, wenn mal wieder die Rassismusvorwürfe zu viel werden. Ein einfaches „Aber meine Freundin/Frau/Partnerin ist doch auch aus dem Ausland!1!“ hilft uns herzlich wenig. Eine Tatsache, die sich auch diverse Mitglieder der serbischen Community vor Augen führen sollten. Denn auch wenn Gudenus jetzt eine Serbin liebt, sollte das für SerbInnen noch lange kein Grund sein, um ihn und seine Partei zu unterstützen. 

Hier aber ein paar Kommentare von serbischen Frauen, die mir sehr wahrscheinlich nicht zustimmen würden:

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