Dass Meinungsumfragen vor Wahlen nicht aussagekräftig sind, wie man sich erhofft, zeigten bereits das Brexit-Votum und die US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Wir waren im Zehnten Bezirk unterwegs und wollten wissen: Wen wählt Favoriten?

15:00 Uhr am Reumannplatz. Mildes Herbstwetter, auf den Parkbänken sitzen Menschen in dunklen Übergangsjacken, die genüsslich ihr letztes Tichy-Eis der Saison schlecken. Stichprobenartig suchten wir uns zwanzig Menschen aus und fragten sie nach ihrer Wahlpräferenz. Dabei legten wir Wert darauf, möglichst verschiedene Altersgruppen mit einzubeziehen – ob die Befragten überhaupt wahlberechtigt sind, war uns egal.

Eine Gruppe junger Migranten war bereit, sich von uns ausfragen zu lassen. Der 18-Jährige auf dem Bild würde seine Stimme Herrn Kurz geben, wenn er könnte. Sein Kumpel protestierte darauf mit: „Nein, der ist schlecht für die Ausländer!“

Unter den Befragten waren vier FPÖ-Wähler. Die 16-Jährige Schülerin auf dem Bild war die einzige von ihnen, die sich mit einem Foto von Herrn Strache hat ablichten lassen.

Ein Pensionist (64), der sein Leben lang SPÖ-Wähler war, erzählte uns, dass er zur FPÖ übergetreten sei, weil sich für ihn alles „zu einer unmöglichen Situation hier“ verändert hat. Über die Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre schüttelte er den Kopf. Er zeigte hinüber auf den Viktor-Adler-Markt. „Die haben die Leute reingewunken, ohne zu schauen, wer da überhaupt zu uns kommt. Schade um die SPÖ, die mochte ich eigentlich immer.“

Eine Frau (62) sah mich und meine Kollegin mit großen Augen an. „Ihr wollt wirklich wissen, wen ich wähle?“ Wir nickten freundlich. „Es ist der Strache“, sagte sie. Offensichtlich war ihr das unangenehm zuzugeben, weil uns beiden unsere ausländischen Wurzeln deutlich anzusehen waren.

In der Befragung überwiegten die SPÖ-Wähler. Sie waren in Alter und Beruf quer durchmischt - vom Studenten über Krankenschwester, Arbeitsloser, Taxifahrer, Facharbeiter, Lagerarbeiter und Pensionisten war alles dabei.

Über Wahlpräferenzen lässt sich bekanntlich nicht streiten. Bei diesen Studentinnen (21 und 23) scheiden sich die Geister!

Diese 16-Jährige Schülerin auf dem Foto würde sich ganz klar für die Grünen entscheiden und war damit die einzige von unseren 20 Befragten mit dieser Präferenz. Noch ausgefallener waren nur zwei Studenten, die ihr Kreuzerl bei der KPÖ (Kommunistische Partei) machen würden.

Nada El-Azar

(Merhaab Malik und Nada El-Azar)