Warum mir meine Mutter nie erlaubt hätte die Schule abzubrechen

23. Juni 2016

egpyt.jpg

egypt
Foto: Pixabay

 

 Ich habe mich sehr oft gefragt, wie es sein kann, dass manche Frauen in Ägypten so unglücklich verheiratet sind und trotzdem weitermachen. Sie denken nicht einmal annähernd an die Scheidung und akzeptieren die Tatsache, dass ihr Ehemann ein herzloses Stück Ego ist. Manche werde geschlagen, andere betrogen und auch viele einfach schlecht behandelt.  Die meisten merken schnell, dass das nicht ihr Traummann war, bleiben aber dennoch bei ihm. Gründen eine Familie und bekommen Kinder. Viele Kinder. Das ist in Ägypten sehr oft Tatsache. Aber wie kann man sich so viel gefallen lassen, ohne jemals ein einziges Wort dagegen zu sagen?

Um das noch einmal kurz klar zu stellen: Die Rede hier ist von ägyptischen Frauen, die eine unglückliche Ehe führen. Dies soll nicht bedeuten, dass  alle Ehen in Ägypten so aussehen.

 

Ich fragte meine Mutter und wurde fündig

 „Wenn man als Frau in Ägypten keine Bildung hat, die Schule nie beenden konnte, dann ist es sehr schwer sich alleine um die eigenen Kinder, geschweige denn die ganze Familie zu kümmern. Es ist schwer einen Job zu finden und schwer Alleinerzieherin zu sein. Die Frauen dort brauchen ihren Mann. Sie sind abhängig. Abhängig von ihm und seinem Geld. Bei uns sorgt kein Staat für die Bedürftigen. Es gibt kein Sozialgeld oder kein Arbeitslosengeld. Die meisten haben einfach Angst nach der Scheidung gemeinsam mit den Kindern auf die Straße zu landen. Sie bleiben da um zu überleben beziehungsweise um überleben zu können.

 

Traurig aber wahr

Somit haben wir eine Unmenge an ägyptischen Frauen, die unglücklich mit ihren Männern leben. Die, die da draußen keine Familie haben, welche sie unterstützen könnte. Sie bleiben ihr Leben lang mit einem Mann zusammen, den sie eigentlich nicht mehr lieben. Aber sie tun es für ihre Kinder. Und genau deshalb sollte ich nie die Schule abbrechen, sagte meine Mama. Ich soll eigenständig werden und niemals von jemandem abhängig sein. Denn eines Tages und das kann jedem passieren, könnte ich unzufrieden mit meinem Leben sein. Und es sollte mich nichts daran hindern, mein Leben zum Besseren zu ändern. Nicht einmal meine Schulbildung. 

Blogkategorie: 

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

6 + 8 =
Bitte löse die Rechnung