Wenn Ärzte versagen, hilft nur der "Freundschaftsbonus"

23. März 2016

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ärzte
Im OP-Saal noch ein Foto. Geht schon.

Desinteressierte und übermüdete Ärzte, lange Wartezeiten und Fehldiagnosen: Wieso mir erst der "Freundschaftsbonus" eine ordentliche Behandlung ermöglicht hat.

„Das Hauptproblem ist die Unterbesetzung in den Krankenhäusern. Gespart wird vor allem beim Personal und das Ergebnis sind überlastete Ärzte“, meint eine angehende Ärztin. Stimmt, das merkt man an den überfüllten Wartesälen und an der Dauer, die man dort verbringt. Wenn dann der eigene Name aufgerufen wird, begibt man sich erleichtert in das Untersuchungszimmer. Angestrengt erklärt man dem Arzt seine Beschwerden und versucht, Mitgefühl und Interesse zu erwecken. Doch meistens kriegt man lediglich einen übermüdeten Arzt, der nur am Computer tippt. In meinem Fall handelte es sich um Ohrenschmerzen. Also sah sich der Arzt meine Ohren an, zwei Minuten lang, und kam zur Feststellung, dass sie überreizt seien. Ich hörte wahrscheinlich zu laut Musik und solle doch für einige Wochen auf Musik verzichten. An sich machte die Diagnose schon Sinn, denn ich höre öfters und gerne Musik, genauso wie fast jeder unter 30.


Doch ehrlich gesagt hatte ich mir eine genauere und intensivere Untersuchung gewünscht. Im Endeffekt hatte ich fast eine Stunde mit schreienden Kindern und Bazillen aushustenden Leuten in einem Zimmer verbracht. Ich versuchte ihm zu erklären, dass die Schmerzen unüblich seien und so noch nie aufgetreten waren. Doch das Einzige, was der Arzt für mich noch machen konnte, war, mir Beschwichtigungsmedikamente, Cortisol und Antibiotika zu verschreiben.
 


Tubenkatarrh, hieß das Ungeheuer

Enttäuscht aber noch nicht entmutigt ging ich zu einem anderen Arzt, bei dem es allerdings ähnlich ablief, nur war er der Meinung, dass die Benutzung von Ohrenstöpseln die Ursache sei und dass man nicht viel machen könne. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und es schien nichts zu helfen. Bis eine Freundin beim Frühstück für mich einen Termin bei ihrer Cousine ausmachte. Mit dem Freundschaftsbonus habe ich nicht nur gerade mal fünf Minuten gewartet, bis ich in das Behandlungszimmer konnte, sondern durfte zudem endlich eine gründliche Untersuchung genießen. Siehe da, tatsächlich hatte ich eine Entzündung in meinem Ohr, die man umgehend behandeln musste. 

Die Schleimhaut in der Ohrentrompete hatte sich entzündet und der Druckausgleich funktionierte nicht richtig. Tubenkatarrh, hieß das Ungeheuer. Kurz darauf bekam ich eine Nasendusche und mein Nasen-Ohr-Raum wurde gründlich gereinigt. Wie sich später rausstellte, war die Ursache für die überproportionale Schleimhautbildung eine allergische Reaktion gegen Milben. Schlussendlich hatte ich eine Lösung für meine Schmerzen bekommen und war geheilt. Yippie, Ende gut alles gut, oder?

Selbst ist der Arzt

Nach meiner kleinen Ärzte Odyssee wundere ich mich im Nachhinein schon, wo denn das Problem bei meinen vorherigen Arztbesuchen lag? Warum konnten sie die Entzündung nicht feststellen? Muss ich der Freund der Cousine sein, um eine gründliche Untersuchung zu bekommen? Oder würde es reichen, wenn ich ein weißer Mann mittleren Alters im Anzug wäre? Hätte ich privat versichert sein sollen? Kaffee in der Tasche haben sollen? Oder waren die vorherigen Ärzte einfach schlecht? Fragen über Fragen. Eins ist jetzt jedoch klar: Selbst ist der Arzt.

 

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Kommentare

 

Lieber Ata!

Alles was du beschreibst ist mir sehr wohl bekannt und ich könnte dem noch einige erschreckende Episoden von meinen Arztbesuchen hinzufügen. Gerade die Ohren sind ein so empfindlicher Bereich, da bedarf es wirklich genauer Untersuchung. Ich habe selber auch schon einige HNO-Ärzte durch, war unter anderem an der HNO-Klinik in Innsbruck, die einen sehr guten Ruf hat. Dort allerdings wurde ich sehr schlecht und unsensibel behandelt und stellt emir dann die gleiche Frage: Gilt der gute Ruf etwa nur für Privatversicherte? Für mich als österreichische Frau mit Magistertitel (nicht, dass mir das sonst irgendwie wichtig zu erwähnen wäre) galt er jedenfalls nicht. Um ein guter Arzt zu sein braucht es eben mehr als einen Haufen Fachwissen. Find ich gut, dass du darüber schreibst und gute Besserung weiterhin!

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