„Wenn es den Life Ball nicht mehr geben müsste, wäre das schwer okay“

09. Mai 2019

Instagram und Pinterest quellen über vor Motivationssprüchen á la „Try again. Fail again. Fail better“. Aber: Fühlt sich trotzdem nicht schön an, dieses Scheitern. Zu wissen, dass der Prozess irgendwie dazu gehört und selbst die erfolgreichsten Menschen aus ihren Fehlern lernen müssen, tröstet ein klein wenig.

Bei der „Siemens Academy of Life“ geht es genau darum. Seit 1999 fördert sie junge Talente, indem unter anderem intensive Dialoge mit Stargästen wie Herbert Grönemeyer, Vivienne Westwood oder Jane Goodall ermöglicht werden. Die Wissens- und Netzwerk-Plattform steht unter dem Motto „Von den Besten lernen“. Dabei geht es nicht nur um Karriere und wirtschaftliche Erfolge, sondern vielmehr um den ganz persönlichen Lebensweg der Stargäste. Welche Herausforderungen haben sie geprägt? Wie gehen sie mit Niederlagen um?

Gery Keszler Academy of Life
(c) Siemens

Dieses Jahr gewährte Gery Keszler, Gründer und Organisator des Life Balls, einen sehr persönlichen Einblick in seinen Werdegang: Der geborene Mödlinger besuchte als junger Mann zunächst die HTL für Feinmechanik um sich anschließend in die große, weite Welt aufzumachen. Er reiste durch Australien, arbeitete als Zirkuskoch und genoß das Leben. Mit 20 Jahren geht es ihm gesundheitlich immer schlechter – Diagnose „Schwulenpest“. Der HI-Virus und Aids waren 1983 noch kein Begriff, das Thema galt als großes Tabu. Die Ärzte gaben Keszler drei Jahre. „Mach, was dich interessiert“, so die Ärzte angesichts seiner prognostizierten Lebensdauer. Was ihn interessiert, ist die Mode. Er gründet die erste Hair- and Makeup-Agentur, wird ein gutbezahlter Visagist in Paris und arbeitet unter anderem für die VOGUE und Jean-Paul Gaultier. Die Idee zum heute weltbekannten Life Ball entstand gemeinsam mit seinem Freund Torgam Petrosian in ihrer 4m2-Küche. „Das war Größenwahnsinn,“ so sagt er. Ein Hirngespinst, das fruchtet: 1993 ist der Life Ball geboren. Ursprünglich war er als einmaliges Event geplant, doch als Petrosian kurz danach seiner Aids-Erkrankung erliegt, war klar: sie müssen weitermachen. Bis heute setzt sich die Benefizveranstaltung gegen Intoleranz gegenüber HIV-Positiven und Aids-Kranken ein. Gegen das Vergessen, gegen Sorglosigkeit, gegen Engstirnigkeit und gegen Ausgrenzung. „Wenn es den Life Ball einmal nicht mehr geben müsste, wäre das schwer okay“, so Keszler. Aktuell sei allerdings eher ein Rückschritt zu beobachten, finanziell steht der Life Ball kurz vor dem aus, wie der 55-Jährige mehrmals betont. 

Gery Keszler beweist eindrucksvoll, wie durch grenzenlosen Willen und einem gehörigen Schuss Verrücktheit aus einer Schnapsidee am Küchentisch eines der berühmtesten Charity-Events weltweit entstehen kann. Trotz oder vielleicht gerade wegen eines schweren Schicksalsschlags.

Mehr Infos zur Academy of Life gibt es hier.

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