Wenn Studenten arbeiten

30. Juli 2017

Jetzt, im Nachhinein darüber nachdenkend was ich als Studentin für Jobs gehabt habe, muss ich lachen. Manchmal schmunzeln, manches Mal den Kopf schütteln – würde ich niiieee wieder machen (Oder etwa doch, wer weiß, in Krisensituationen?!). Im Großen und Ganzen bin ich stolz auf mich. Nicht weil ich mich teilweise für sehr schlechte Bezahlung zum Clown gemacht habe, und meist ungünstige Zeiten, sowie Orte in Kauf genommen habe, sondern weil ich denke, dass ich vieles dabei lernen konnte und durfte: Ausdauer, Zielstrebigkeit, über den eigenen Schatten springen, ordentlich anpacken können und vor allem nicht jammern.

Noch als Schülerin fing ich in Niederösterreich an, in einer der größten Diskotheken, an der Kassa und bei der Garderobe zu arbeiten. Teilweise, stand ich damals noch mit über 1,5 Millionen Schilling Einnahmen in der Kassenlade die ganze Nacht im Foyer, während übermotivierte Türsteher mit ihren Fäusten angetrunkenen Gästen erklärten, dass sie wirklich nicht rein durften. Als ich an einem Abend mit einer Kollegin den Dienst tauschte, und am nächsten Morgen erfuhr, dass ich durch den Tausch einer Schießerei entkommen war, hängte ich diesen Job, nach Jahren voller Techno-Musik, an den Nagel.

Manche Sommer verbrachte ich etwas angenehmer, dafür schlechter bezahlt, im Büro einer Spielautomaten-Firma, um als Praktikantin für Chefs in Anzügen Kopien und Kaffee vorzubereiten, während ich den lebenden Beweis dafür erhielt, dass dort viele ‚hohe Tiere‘ sich ihren 7. Rolly Royce kaufen, und zwar auf Kosten der Schwächen von spielsüchtigen Menschen.

Ich verdiente mir mein Geld aber auch viele Jahre samstags, bei einem Moderiesen in der SCS. An genau jenem Tag der Woche, wo halb Ungarn, sowie ein Großteil sämtlicher anderer Nachbarsländer von Österreich beschließt, mit dem Bus anzureisen und alles, was hübsch in den Regalen zusammengelegt und gestapelt ist, auf den Boden zu werfen, weil es nicht die richtige Größe ist, oder es einem nicht gefällt. Den Frust den ich bei diesem Job entwickelte, konnte ich nur durch Shoppen lindern – und zwar indem ich mein gesamtes Gehalt in die Taschen desselben Modekonzerns zurückfließen ließ, für welches ich arbeitete. Niemand kann mir erzählen, dass er nicht genauso viel einkaufen würde, hätte er auch die neueste Ware ständig und vor allem als erster vor der Nase!

job

Zu Promotionzwecken lief ich für einen Handy-Netzbetreiber mit rosa Perücke über diverse Straßenkreuzungen Wiens – natürlich zu den Stoßzeiten. Als ein neuer Tarif raus kam, ließ ich es mir nicht nehmen, als Matratzen-Maskottchen verkleidet die Mahü entlang zu watscheln – im Winter! Die fiesen Sprüche und das (Aus)Lachen der Passanten ignorierte ich konsequent. Aber ich war heilfroh, dass sie mein Gesicht nicht sehen konnten.

Natürlich hab ich mich auch als Kellnerin in einem Heurigen versucht. Man hat mich nicht allzu lange behalten. Ich war zu langsam! Außerdem regte ich mich über die angetrunkenen Gäste auf, die ständig versuchten mich zu begrabschen, und wollte sie auch nicht mehr bedienen. Als sich eines Tages der Bürgermeister darüber aufregte, ließ man mich freundlich gehen. Seitdem respektiere ich Gastronomiepersonal ganz besonders.

Also versuchte ich es mit Verkostungen. Ich verkostete Suppen, Puddings, Säfte, Brotaufstriche, Müsliriegel, Gewürze, eben alles. Lustig war es, wenn es etwas war, was mir schmeckte. Nach einem Tag, konnte ich es nicht mehr sehen. Weniger lustig fand ich es, wenn diese Verkostungen in Supermärkten statt fanden, in denen es Kühlschranktemperatur hatte.

...Und das waren nur einige Jobs die ich so auf mich genommen habe, um als Studentin fleißig mein eigenes Geld zu verdienen…

Ich habe aus jedem einzelnen Arbeitsbereich etwas gelernt und in sehr vielen Berufssparten Erfahrungen gesammelt. Nicht nur, dass ich erlebt habe wie es ist für wenig Geld hart zu arbeiten, sondern ich konnte dadurch vor allem ein gesundes und gutes Bewusstsein für Geld entwickeln. Und zwar folgendermaßen: Immer wenn ich heute noch (und das ist bereits zehn Jahre her) dieses eine große Kleidergeschäft betrete, wird mir sofort unwohl - furchtbare Erinnerungen kommen hoch, ich drehe sofort um, und gehe schnell hinaus. Somit spare ich jedes Mal Geld!

 

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