Wiener Landesparteitag: Kern Fan-Girl mit Kopftuch

27. Januar 2018

Das Rennen ist gelaufen! Michael Ludwig folgt Langzeitbürgermeister Michael Häupl als Vorsitzender der SPÖ Wien nach. Inmitten der Funktionäre fällt vor allem eine Dame mit Kopftuch auf. Wer ist sie?


biber: Freust du dich, dass Michael Ludwig zum Vorsitzenden der SPÖ Wien gewählt wurde?
Ban Alsuwaid: Ich freue mich für Michael Ludwig, genauso wie ich mich für Andreas Schieder gefreut hätte. Es geht nicht um Personen, sondern um die Sozialdemokratie.

Wie fühlt man sich als die einzige Kopftuchträgerin im Saal?
Es ist ein schönes Gefühl. Ich hoffe, dass mir möglichst viele Frauen nachfolgen, die sich mit mir für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierungen jeglicher Art einsetzen.

Gibt es am heutigen Landesparteitag auch komische Blicke, die sich auf dein Kopftuch beziehen?
Nein, wir sind hier alle Sozialdemokraten. Hier bin ich zu Hause.

Würdest du dein Kopftuch für ein höheres politisches Amt opfern?
Nein, wir leben in einem demokratischen Land, in der mir keiner vorschreiben darf, was ich anziehen oder auf meinen Kopf setzen kann. Ex-Kanzler Kern geht vorbei und greift Ban freundschaftlich auf die Schulter.

Bist du ein Kern-Fan?
Ich habe ihn im letzten Wahlkampf als ehrenamtliche Helferin unterstützt. Schau mal! Ban Alsuwaid reicht mir ihr Smartphone. Darauf ist ein Videoclip zu sehen, in dem Christian Kern vor versammeltem Publikum Alsuwaid und ihre Familie als vorbilldlich integrierte Familie bezeichnet. Ihre Augen fangen zu leuchten an.

Kopftuch, Ban,

Suchst du den Kontakt zu islamkritischem Publikum?
Ein FPÖ-Funktionär hat mal ein Foto von mir auf seinem Account gepostet. Das Foto wurde hundertfach geteilt und nicht positiv bewertet. Das Gute aber an der Sache: Der FPÖ-Politiker hat mich zumindest sichtbar gemacht für ein großes Publikum, das keine Frauen mit Kopftuch persönlich kennt.

Du hast uns erzählt, dass du gerne Trachten mit Kopftuch kombinierst. Wie reagieren die Menschen auf dich, wenn sie dich auf einem Kirtag sehen?
Erster Tag: Kein Kontakt, keine Blicke. Zweiter Tag: Annäherung, Kommunikationsversuche, erste Gespräche. Dritter Tag: Respekt und rege Kommunikation. Oft kommen wir drauf, dass wir als Frauen mit denselben Hürden und Problemen im Alltag kämpfen müssen. Dann sind wir auf einmal Freunde und der ganze Hass vergessen.

 

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