"Wir sind ok" - Ira und John im Interview

24. Februar 2017

Keine Fotos - das war die Voraussetzung für das Interview mit dem Künstlerpaar John und Ira. Das Bild sollte man sich durchs Gespräch machen. 
Am Samstag, den 25.2. feiert ihr Projekt "Spiritual Market" die Wien-Premiere im "Cars and Arts". Uns haben sie erzählt, wieso sie Künstler hassen, weshalb sie Tabletten für den Film brauchten und welchen Film sie gerne gedreht hätten.


Wer sind Ira und John?
Ira: Zwei verlorene Seelen. Wir sind hier und da, aber irgendwie auch nirgends.

Und vom Beruf her?
John: Wir haben schon vieles gehört. Einmal wurden wir als Filmemacher vorgestellt. Aber das sind wir nicht. Wir sind Filmemacher, Regisseure, Fotografen, Cutter und vieles mehr.

Kann man sagen Künstler?
John: Nein, das mag ich gar nicht. Heutzutage sieht sich jeder als Künstler. Da fühl ich mich fast schon abgewertet.

Erzählt mir doch mal was über "Spiritual Market"?
Ira: Das ist unser neuestes Projekt und am 25.2. ist die Premiere in Wien. Es ist ein audiovisuelles Projekt. Wir haben das gemeinsam mit dem Jazzmusiker und Maler Vedran Ruzic zusammengestellt. 
John: Und nach dem Film gibt es eine Ausstellung von unseren Fotos und Vedrans Bildern. 

Was ist das Besondere am Film?
John: Ich glaube, es ist einmalig. Der Film ist im Prinzip ohne Ton. Die Musik wird also von einer Live-Band eingespielt.
Ira: Genau und die Schwierigkeit für die Band ist es, dass die Musik auch immer zu den Szenen oder Cuts passt. Es ist eben eine Jazz Band und Jazz ist improvisiert.

Marco Polos Reisen

Ihr habt gesagt, dass es die Wien-Premiere ist. Wo habt ihr schon Premiere gehabt?
John: In Zagreb. Wir waren überwältigt. Es waren bestimmt 300 bis 400 Leute im Saal, darunter namhafte Kritiker.

Wie fiel die Kritik aus?
John: Positiv. Vedran wurde zweimal für den Porin, einen kroatischen Musikpreis nominiert. Der Film wurde als beeindruckend beschrieben, obwohl man merkt, dass es eine Low Budget Produktion ist.

Worum geht es in dem Film?
Ira: Es geht um die Reise Marco Polos, aber neu interpretiert.
John: Genau, im Grunde übernimmt Marco Polo in unserem Film ein wenig die Rolle eines Flüchtlings. Es geht viel um Grenzen und den Kampf mit sich selbst. Mir war auch besonders wichtig, dass eine Message rüberkommt.

Ihr seid ja beide gebürtige Kroaten. Wieso seid ihr jetzt in Wien?
John: Ira sehe ich ja persönlich eher als Österreicherin. Sie hat fast ihr ganzes Leben hier verbracht. Aber man muss sagen, wie es ist, Österreich ist im Vergleich zu Kroatien das bessere Land.
Ira: Heißt aber nicht, dass wir für immer in Wien bleiben wollen. Mal sehen, wohin es uns treibt. Vielleicht sind wir morgen schon in Indien.

Wo habt ihr den Film gedreht?
Ira: In Kroatien. Zum Beispiel an der Mauer von Dubrovnik.
John: Die hat mich Nerven gekostet. Nach Drehschluss hatten wir noch 20 Tage Zeit bis zur Premiere. Ich habe täglich 15 Stunden lang schneiden müssen. Letztendlich habe ich Tabletten schlucken müssen, um die Schmerzen im Nacken zu ertragen. Ich musste nämlich alles "Neuzeitliche" aus dem Film entfernen, damit es einen gewissen Flair hat. 

Wieso habt ihr euch generell für diese Form der Filmemacherei entschieden? Wieso nicht der Mainstream?
John: Vielleicht klingt es abgedroschen, aber der Film hat sich für mich entschieden.
Ira: Da muss ich ihm zustimmen.

Wenn ihr aber einen Mainstream-Film hättet drehen können. Welcher wäre es gewesen?
John: Wardogs fand ich sehr witzig. Aber im Grunde jeder Tarantino Film
Ira: Naja gut, wer mag Tarantino nicht?

Ihr habt euch für den Weg entschieden. Wie lebt es sich damit?
Ira: Man kämpft. Man hätte natürlich auch den einfachen Weg gehen können mit einem "normalen" Job.
John: Ich nicht. Das ist das, was ich machen will. Da kämpfe ich lieber, als etwas zu machen, was ich nicht will. Aber klar, es ist nicht einfach. 

Was ist euer Ziel für die Zukunft?
John: Dass ich irgendwann mal in Amerika genauso eine Premiere feiere, wie in Kroatien.
Ira: Dass wir irgendwann mal alles sehen, was wir wollen. Zwei verlorene Seelen eben.

Was ist eure Botschaft an alle, die euch nicht kennen?
John: Dass wir okay sind (lacht).

Zum Event: https://www.facebook.com/events/440644426267089/

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