Wir waren zuerst da - my byliśmy tu pierwsi.

04. Dezember 2015

Dieses Jahr ging zum ersten Mal das zweisprachige Theaterstück „Wir waren zuerst da- my byliśmy tu pierwsi” von Magdalena Marszałkowska im Ateliertheater in der Burggasse über die Bühne.Die Schauspieler in dem Stück sprechen polnisch. Auf einem Teleprompter, der zum Publikum hin gerichtet ist, werden gleichzeitig Untertitel auf Deutsch ausgestrahlt. Es reicht also, wenn man eine der beiden Sprachen beherrscht, um es zu verstehen. Was bei dem Theaterstück aber auf jeden Fall von Nutzen ist, ist ein sarkastischer Sinn für Humor und die Fähigkeit, über sich selbst und sein Land lachen zu können.

Russen sind Proleten mit zu viel Botox.

Zwei aus Polen stammende Pärchen Mitte 30 verbringen ihren Urlaub in der All-Inclusive-Anlage „Il Paradiso“ am Meer. Das Pärchen, das sich zuerst auf den Liegen am Pool ausbreitet, beschließt, dass sie von nun an entscheiden können, wer die freien Liegen neben ihnen besetzen wird. Sie waren ja schließlich zuerst da. Das Pärchen erstellt einen Fragenkatalog, in dem es seine zukünftigen Pool-Nachbarn abhängig von Herkunft, Sprache, Religion und Weltanschauung aussuchen will. Briten wollen sie nicht, die saufen zu viel. Deutsche auch nicht, weil sie die größten Feinde der Polen sind. Außerdem tragen sie zu viel Goldschmuck am Strand. Russen sind gebotoxte Proleten, und von Muslimen wollen sie gar nicht erst etwas wissen, es reicht schon, wenn sie in der Hotelwäscherei arbeiten. Neben dem Pärchen machen sich zwei Gleichgesinnte, ebenfalls ein polnisches Paar, auf den Liegen breit. Die beiden Paare fangen an, miteinander über die Probleme in ihrer Heimat zu diskutieren, schieben rassistische Kommentare und versuchen dabei aber voreinander stets so zu tun, als wären sie weltoffen und tolerant. Das Stück nimmt seinen Wendepunkt, als es im Nachbarhotel eine technisch bedingte Explosion gibt, und dieses dem Erdboden gleichgemacht wird. Nun soll das Hotel, in dem die Pärchen wohnen, die Urlauber aus der zerstörten Anlage aufnehmen.

Technisch bedingter Terroranschlag

Das ist den Protagonisten natürlich zuwider. Wieso sollten sie ihr Hotel mit jemandem teilen, fragen sie. Sie können ja nichts dafür, dass die andere Anlage zerstört wurde. Und jetzt sollen Urlauber herkommen, die nicht gezahlt haben? Und alles gratis bekommen? Bestimmt nicht. Die Pärchen fluchen wild und diskutieren darüber, dass so etwas doch eine Frechheit ist. Niemand hat sie gefragt. Sie waren ja zuerst da. Und die Explosion war sicher kein technischer Fehler, sondern ein Terroranschlag. Es waren bestimmt die Muslime. Plötzlich heißt es, dass nun auch das Hotel, in dem die Pärchen wohnen, von der Explosion betroffen ist und schleunigst evakuiert werden muss. Sie müssen nun darauf hoffen, in einem anderen Hotel aufgenommen zu werden. Auf einmal werden die Protagonisten kleinlaut. Dann lassen sie alles stehen und liegen und rennen Hilfe schreiend um ihr Leben.

Kulturelles Multi-Kulti

Wir waren zuerst da- my byliśmy tu pierwsi” spiegelt perfekt die Klischees, die man einzelnen Ländern zuschreibt, wider. Das Stück thematisiert auf lustig-kluge Art aktuelle Themen wie Fremdenfeindlichkeit und die Einstellung der Polen zur Flüchtlingskrise. Die Vorstellung am 3. Dezember war vorerst die letzte dieses Jahr, auf der Website des Vereins „XYZ“ könnt ihr aber Updates und Infos zu den einzelnen Stücken nachlesen. Der Verein setzt sich übrigens aus Menschen mit Migrationshintergrund zusammen und bietet immer wieder verschiedene mehrsprachige Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Leseabende, Theaterspektakel und Workshops an. 

Mehr Infos findet ihr auch auf Facebook. 

 

 

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