Frauen leben in ständiger Konkurrenz zueinander, weil die Gesellschaft sie so erzieht, dass sie allgemein als weniger wertvoll betrachtet werden (schlechtere Bezahlung,  von Männern selbstverständlich durch 'jüngere' Frauen austauschbar, 'von Natur aus' unbegabt in 'wichigen' Fächern, zu sensibel, etc.).

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen. Egal ob es sich um Ratschläge im Job, im Alltag, oder einfache Informationen wie Kleidung, Ernährung und Sport handelt. Viel trauriger ist es aber, wenn Frauen sich gegenseitig Steine in den Weg legen, oder gar unfair und schlecht miteinander umgehen. Weil sie nicht weiter denken als daran sich zu messen, woher das kommt, wieso diese unnötige Konkurrenz eigentlich existiert.

Wie oft denkt man sich nicht Dinge wie: „Die hat aber einen schönen Lidstrich.“ „So stark wie die, wäre ich auch gern.“ Oder einfach: „Wie macht die das bloß? Das will ich auch!“

Es bleiben oft nur Gedanken, ohne sie auszusprechen. Aber warum? Warum fällt es uns so schwer jemandem etwas Nettes, Ehrliches zu sagen? Besonders einer anderen Frau?

Ich bin der Meinung: Frauen sollten sich wesentlich öfter unterstützen, sich gegenseitig ermutigen, sich wertschätzen und einander Dankbarkeit zeigen. Sie sollten sich gegenseitig regelmäßig ehrlich sagen, dass sie heiß (!) aussehen, sie schön sind, sie ihre Arbeit gut machen, und mit ihrer Persönlichkeit ein Vorbild darstellen. Sie sollten sich gegenseitig Erfolge gönnen, und sich mit und für andere Frauen freuen – erkennen, dass man so viel Schönes voneinander lernen kann. Nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander – Bewusstsein dafür entwickeln, woher die wirklichen Probleme rühren und warum man gerade jetzt dazu tendiert nicht nett zu der Frau, die vor einem steht, zu sein.

Dies fängt bereits bei oberflächlichen Dingen an, wie zum Beispiel, dass viele Frauen herablassend über schön angezogene Damen mit perfektem Haar und Make-up denken („Tussi!“), anstatt sich von diesen inspiriert zu fühlen.

Ich habe einen kleinen Versuch gestartet. Einen, von dem ich denke, dass ihn jede Frau ausprobieren sollte. Etwas, von dem ich sogar überzeugt bin, dass es jede Frau zur selbstverständlichen Routine werden lassen sollte.

Warum?

Weil es mich sehr oft nachdenklich stimmt, warum Frauen eigentlich nicht netter zueinander sind.

Seien wir ehrlich: Zwischen Frauen gibt es im Alltag fast immer mehr Rivalitäten als zwischen Männern. Konkurrenzkämpfe zwischen weiblichen Personen sind emotional, psychisch verletzend und belastend für die Beteiligten. Nicht selten werden diese Verhaltensweisen gesellschaftlich als ‚Zickereien‘ generalisiert – dabei bergen sie ein hohes Potential an Mobbing.

Frauen sind oft kritischer miteinander als sie es gegenüber dem männlichen Geschlecht sind, sie gönnen sich gegenseitig Dinge seltener, und sind neidisch aufeinander.

Dabei, liebe Frauen, sollten wir genau das Gegenteil sein! Kritischer mit jenen, die oft bevorzugt werden in einer Gesellschaft, welche von der männlichen Gattung dominiert wird, und Personen unseres Geschlechts dafür umso mehr bestärken, anfeuern und hinter ihnen stehen, wann immer sie unsere Unterstützung und Hilfe brauchen!

Fast alle fiesen Attacken die zwischen Frauen stattfinden, ob direkt ins Gesicht gesagt, oder aber hinter ihren Rücken, rühren aus der eigenen Unsicherheit und Unzufriedenheit heraus, die einfach nur unnötigen, puren Neid entstehen lässt, mit dem frau nicht umzugehen weiß.

Viele Frauen sind sich nicht dessen bewusst, dass der gesellschaftlich ausgeübte Druck ein rein - von Männern, wie ich denke, erfundener ist, der gar nicht sein muss! Das weibliche Geschlecht hat dadurch womöglich nie wirklich gelernt sich selbst wertzuschätzen und sich zu lieben, es denkt immer, dass es auf die Achtung und den Respekt von außen angewiesen ist. Dabei haben wir es alles andere als nötig, uns von Männern sagen zu lassen, wie gut wir sind, mit anderen Frauen verglichen zu werden, und unseren Wert durch Messlatten für unser Können und unser Aussehen definieren zu lassen.

Ich finde dieses weilblich-feindliche Verhalten unter- und miteinander schade, und habe mir daher vorgenommen jeden Tag einer Frau ein Kompliment zu machen.

Seien wir doch ehrlich: Ein ehrlich gemeintes und aufrichtiges Kompliment von einer Frau ist oft viel wertvoller als jenes von einem Mann. Wir alle wissen nämlich, dass Frauen viel zurückhaltender sind mit dem Streuen von Rosen – aus verschiedensten Gründen. Es ist daher oft etwas Besonderes, wenn eine Frau einer anderen Frau ein Kompliment ausspricht.

Das anfängliches Ergebnis möchte ich gerne mit euch teilen:

Ein war ein großes Event im MQ. Mir fällt eine junge, hübsche Frau auf, die ein atemberaubendes Lächeln hat und sich mit einem Mann unterhält. Als ich im Laufe des Abends zum zweiten Mal an ihr vorbei gehe, und wieder sehe, wie sie von ganzem Herzen lacht, schreite ich auf sie zu und sage ihr, dass sie ein umwerfend schönes Lächeln hat. Sie strahlt mich an, umarmt mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange, während sie mir dankt und mir sagt, dass dies das schönste Kompliment sei, welches sie an diesem Abend bekommen hat.

Am nächsten Tag stehe ich im Supermarkt an der Kassa und vor mir ist eine alte Dame. Ihr Parfüm erinnert mich an Frühling und Maiglöckchen. Beim Hinausgehen lächle ich sie an und frage sie, was das denn für ein herrlicher Duft ist, den sie trägt. Ihr Gesicht erhellt sich, und mit einem faszinierendem Lachen erzählt sie mir, dass dies das Parfum sei, den ihr verstorbener Ehemann am meisten an ihr geliebt hat, und das Wässerchen aus einer ‚geheimen‘ Wiener Duftmanufakur käme, welche es bereits zu Kaiserszeiten gab. Nachdem ich mich von ihr verabschiede, schaue ich ihr noch ein Mal nach. Sie steht nun mit gerade Brust da, viel selbstsicherer als zuvor an der Kassa, richtet friedlich den Kragen ihrer Bluse und streicht über ihre Jacke, während sie zum Himmel blickt und lächelt.

In einem Schuhgeschäft fällt mir, einen Tag später, ein kleines Mädchen auf, das ganz aufgeregt Spiderman-Schuhe anprobiert und durch die Gänge damit Probe läuft. Als sie an mir vorbei flitzt, treffen sich unsere Blicke. „Die Schuhe stehen dir aber gut! Du hast einen tollen Geschmack.“ Sie bekommt rote Wangen und bedankt sich. Ihre Mutter lächelt mir zu.

Mit jedem Kompliment das ich aussprach wurde ich glücklicher. Jedes Lächeln, jedes strahlende Augenpaar u jedes überraschtes, dankbare Gesicht das ich als Reaktion auf mein Kompliment sah, trugen ihren kleinen Teil dazu bei, dass ich mich von Mal zu Mal erfüllter, fröhlicher und wohler in meiner eigenen Haut fühlte. Ich kann sogar behaupten, dass meine eigene Selbstsicherheit zunahm. Nicht nur, weil ich froh darüber war andere einfach so mit geringstem Aufwand glücklich zu machen, sondern weil ich wusste, dass daran nichts falsch sein kann. Es wurde zu einem Antriebsmotor für weitere Komplimente

Es fühlt sich also richtig gut an Frauen einfach so Komplimente zu machen und zu sehen, wie sie dadurch ein kleines Stück aufblühen. Ich werde es weiterhin tun. Es ist mitunter der kleinste Beitrag den man als weibliche Person anderen Frauen/Mädchen gegenüber leisten kann. Und ich bin überzeugt davon, dass diese Wirkung in Form von Bestärkung und Ermutigung so weit reichen kann, dass sie nicht nur sehr lange anhält, sondern genauso auf andere Bereiche der Empfängerin positiv abfärben kann.