Exil Literaturpreis 2009 - Schreiben zwischen den Kulturen

20. November 2009

Liebe Leute, auch dieses Jahr wurde der Exil- Literaturpreis an in Österreich lebende Autoren mit Migrationshintergrund vergeben. Unter den ersten drei GewinnerInnen diesmal: Nuran Ekingen,Stjepan Tadić und Ibrahim Amir.

Kurzer Überblick über die Gewinnerwerke:

1.)„die freiheit ist fertig“ (Nuran Ekingen)

Das autobiographische Werk beschreibt die menschenverachtenden und miserablen Zustände in den türkischen Gefängnissen, sowie die bestialischen Foltermethoden der türkischen "Sicherheitskräfte".

Diese musste Ekingen wegen ihrer politischen EInstellung am eigenen Leib verspüren und hat das Erlebte nun mit Bildern, die unter die Haut gehen, schriftlich festgehalten.

Spruch der Jury: "das ungeheuerliche dessen, was die protagonistin erlebt, wird nicht geglättet, die grammatik wird verbogen und vergewaltigt wie die junge frau in der erzählung, die sich liest wie ein gestammelter monolog. so teilt sich der leserin, dem leser das mit, worüber man nicht reden aber auch nicht schweigen kann."

2) „der vater des sohnes“ (Stjepan Tadić)

Spruch der Jury: [...] stjepan tadić legt eine art collage der familienchronik vor: fotografien, tagebucheinträge, zeugenvernehmung (erzählervernehmung). auch am ende wird auf den tod des vaters eingegangen. im mittelpunkt bleibt aber der offensichtlich belesene sohn (erzähler) und die präzisen sätze, die oft ironisch gebrochenen philosophischen betrachtungen und die fragmentarische form.

3) „in jener nacht schlief sie tief…“(Ibrahim Amir)

Ein Amoklauf mitten in Syrien. Der Täter: ein junger Mann, der aufgrund seiner Erlebnisse, Enttäuschungen und Reue einen Hass auf seine heuchlerischen Landsleute und auf sich selbst entwickelt. Nach dem ersten Opfer beschließt er, "das Angefangene zu beenden" und begibt sich auf eine mehrfach tödlich endende Reise, mitten durch Aleppo.

Spruch der Jury: [...]erzählt wird eine blutige rachegeschichte, ein von den filmbildern eines quentin tarantino beeinflusster amoklauf in aleppo – und schon dadurch ein schönes beispiel für schreiben zwischen den kulturen.[...] weil er sich nicht allein auf gewalt konzentriert, sondern auch verletzliche seiten zeigt, und er zeugt darüber hinaus vom ausgeprägten stilwillen seines verfassers[...]

ANMERKUNG: Den lieben Ibrahim kenne ich persönlich und möchte an dieser Stelle nochmals gratulieren. Der 1982 in Syrien geborene Kurde ist erst 2002 nach Österreich gekommen, hat blitzschnell deutsch gelernt und sein Medizinstudium in kürzester Zeit absolviert. Obendrein hat er sich diesen Preis eingeheimst. RESPEKT!

244 autorInnen haben in diesem jahr an dem wettbewerb teilgenommen. es werden preisgelder in höhe von 13.000,- euro vergeben, die von der kulturabteilung der stadt wien, der literaturabteilung des bm:ukk, der kulturkommission des 7. bezirks und von den wiener wortstaetten gefördert bzw. finanziert werden.

Kommentare

 

tztztz...ohne worte!

 

++++

cool, muss ich lesen

 

wo kann man das nachlesen ?

 

http://www.zentrumexil.at/index.php?id=8

Text zum Buch:
geschichten von kurdischen aktivistinnen, von todesurteilen, gewalt und folter, verhören und gefangenschaft in türkischen gefängnissen, von flucht, von schleppern und von verschleppten asylverfahren. geschichten von amokläufen im heißen aleppo und von fragwürdigen ehrbegriffen. geschichten von verlorenen vätern, von melancholien, von schmerz-freude-achsen, bosnifikation und sevdalinken. von kappen, die die andere, die verdrängte seite ihres trägers offenbaren, von weißbrotmusik und nachtliedern, einbau und terminals, von identitätswechseln, no-future-verzweiflung und dazwischenwelten erzählt dieses buch.

 

danke Linda :)

 

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