Zu Besuch auf der Burg

04. November 2011

Am 2. November um 18:00 herrschte im besetzten Haus in der Lindengasse Alarmzustand. Der Grund: Die Polizei sollte das Gebäude räumen. Und ich, ich war mittendrin.

 

Wie eine alte Ritterburg liegt sie da. Die alte Porzellanfabrik mitten im siebten Bezirk. Die Burg ist dunkel, denn seit heute gibt es keinen Strom, kein Wasser und kein Gas. Es ist kurz vor 18:00 Uhr, als ich mich langsam dem großen Eisentor nähere, das die Hausbesetzer im Ernstfall vor den Kräften der Spezialeinheit schützen soll. In bunter schiefer Schrift steht dort geschrieben: „Hier entstehen mietfreie Wohnungen.“ Es ist totenstill in der Lindengasse und ich merke wie ich beobachtet werde. Einige der Besetzer ziehen ihren Schal übers Gesicht. Sie beobachten mich, genauso wie die Polizei an der Ecke zur Zieglergasse und die dunklen Gestalten auf dem Dach der alten Fabrik, die Ausschau nach den Bullen halten.

 

Bier oder Revolution? Oder beides?

Das Tor ist nur einen Spalt offen, so dass man einzeln durchgehen muss. Ich zwänge mich durch und stehe einem knisternden Feuerkorb gegenüber, um den es sich einige der Besetzer gemütlich gemacht haben. Man bietet mir ein Bier an. Wenn ich noch mehr wolle, solle ich mir einfach eines nehmen. Nur wenige Meter von der Mariahilferstraße befinde ich mich auf einmal in einer anderen Welt. Und umso dunkler und kälter es hier auch ist, scheint es hier viel freundlicher und offener zu sein.  Immer mehr Leute kommen herein, bringen noch mehr Bier, Feuerholz oder ihre Musikinstrumente mit. Ich komme ins Gespräch mit einer jungen Studentin. Ihren Namen will sie nicht sagen. Ich nenne sie Lisa. Lisa erzählt mir von den letzten zwei Wochen hier in der Lindengasse. Man habe vieles weitergebracht, viel renoviert und viele Veranstaltungen gemacht. „Wir haben versucht einen Raum für alle zu schaffen, die in Wien einen Freiraum suchen. Nur heute ist das Tor zu, weil die Polizei kommt.“ Sie ist nervös, sagt sie und sie findet es schade, dass das Haus geräumt werden soll. „Weil hier noch so viel geplant war“. Die BUWOG hätte den BesetzerInnen auch versprochen, dass sie bis Jänner bleiben können. „Aber auf einmal geht das nicht mehr. Die BUWOG will uns raushaben.“

 

 

Von Freiheitskampf und Luxushüttn

Den Grund dafür, erklärt mir Toni (Name geändert). Toni ist Anrainer und würde, wenn es sein Kreuz noch zulassen würde, am liebsten selber im besetzten Haus schlafen. Als ich ihn an der Ecke zur Zieglergasse treffe, diskutiert er gerade mit einer älteren Dame über die Besetzung. „Anarchie.“ meint sie. „Freiheitskampf und das Streben nach Gerechtigkeit“ meint er. Toni, der ein rotes Palästinensertuch unter seiner Lederjacke hervor blitzen lässt und in dessen Stimme immer noch der Flow der 68er Generation mitschwingt, erzählt mir, dass die BUWOG hier alles abreißen will und Luxuswohnungen bauen will. „Ich versteh

nicht“ seufzt er „warum manche in so Luxushütten leben müssen und andere auf der Straße. Is ned genug Platz für alle da?“ Die BesetzerInnen hätten zum Beispiel auch Obdachlosen ein Dach über dem Kopf gegeben. „Es muss ned immer alles etwas kosten.“ schnauzt er der älteren Dame von vorhin nach, die ihm vorgerechnet hat, wie viel Miete sie zahlen würde. Dass, die jungen Leute hier für uns alle kämpfen, weil wir alle zu teure Mieten zahlen, würden die Leute nicht verstehen. Er zieht langsam an seiner Zigarette und holt zum nächsten Schlag aus. „Immobilienkonzerne würden alles aufkaufen, lassen alles leerstehen, verknappen so das Angebot und treiben die Mietpreise in die Höhe.“

 

 

„Polizei!“

Plötzlich erschüttert ein tiefes Grollen den siebten Bezirk. Ich denke mir, so muss es sich anhören wenn Panzer anrollen, und laufe Toni nach, der schauen will was da los ist. Als wir uns  wieder durch das große Tor gezwängt haben, stehen wir ca. zweihundert tanzenden Leuten gegenüber. Das Dröhnen kommt natürlich nicht von Panzern, sondern von Sambatrommlern. Es ist 21:00 Uhr. Die Polizei ist nicht da. Die Party kann beginnen. Toni will mir die Fabrik zeigen. Getragen von den dumpfen Sambaklängen  klettern wir über eine alte Holzleiter in die große dunkle Halle. Überall Graffiti. Poster und selbstgemalte Banner hängen von der Wand, alte Bürosessel und leere Bierflaschen stehen herum. Toni erzählt, dass das eigentlich alles unter Denkmalschutz stehen sollte. Nur für die da oben werde natürlich ein Auge zugedrückt. Plötzlich schreit jemand „Polizei!! Polizei!“ Wir laufen in Richtung der großen Fabrikfenster. Entgegen kommen uns zwei vermummte Gestalten, mit Lederjacken und zerrissenen Jeans. Sie fragen uns, was wir hier machen. Jemand soll gesehen haben wie sich wer auf das Gelände abseilt. Nach kurzem hin und her ist klar, dass wir keine Polizisten sind. Fehlalarm, die Party kann weitergehen. Einer der Vermummten begleitet uns hinaus. „Entschuldigung aber wir sind alle total unter Strom. Ich glaub zwar, dass die Bullen erst um 4 Uhr oder so kommen, aber man weiß ja nie.“ Doch auch um 4 Uhr und am nächsten Tag sollte die Polizei nicht kommen. Sie prüft zurzeit den Antrag der BUWOG auf Räumung. Auch seitens der BUWOG gibt es bis jetzt keine neue Stellungnahme und in der Lindengasse geht man wieder zum „Alltag“ über. Aber die nächste Frist kommt bestimmt.

Kommentare

 

bei deinem Blog bekommt man so richtig Lust auf eine Demo zu gehn

 

hey marian,

hast du die fotos selbst gemacht?
lg

 

ja

ja hab ich selbst gemacht

 

 toller blog! leiwande fotos! super geschrieben! ich bin total hin und weg!

 

 

Das Haus ist übrigens immer noch besetzt und es finden massig Veranstaltungen usw. dort statt. Hier der Link: epizentrum.noblogs.org


 


Wenn alles gutgeht, wird dort am Samstag Abend auch ne Jugoparty geschmissen. ohne Turbofolk, dafür aber mit richtig guter Musik von den 70ern bis heute.

 

Ohne da gewesen zu sein, kann ich mir die Atmosphäre vor Ort bestens vorstellen. P.S: Schoafe Bilder du machst!

 

wär nett wenn man noch erfährt was weiter so passiert!!!vielleicht wird ja so ne art tacheles oder arena daraus!

 

 

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