KETZER GEGEN KARDINAL

01. Oktober 2009

Ausgerechnet im erzkatholischen Kroatien ist eine Diskussion über die Entfernung von Kreuzen aus Schulen und staatlichen Gebäuden entbrannt. Doch es geht weniger um Religion als um Macht und sehr viel Geld.

Von Bogumil Balkansky

Der kroatische Präsident Stjepan „Stipe“ Mesic streitet vor seinem Abgang aus dem Amt mit der katholischen Kirche. Er hat die verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat eingemahnt und befunden, Kreuze müssten in staatlichen Gebäuden wie Schulen und Kasernen entfernt werden. Das offizielle Organ der katholischen Kirche, die „Stimme des Konzils“ (Glas Koncila), namentlich deren Chefredakteur Ivan Miklenic reitet nun sehr geräuschvolle Attacken gegen Mesic, während der Chef der katholischen Kirche in Kroatien, Josip Kardinal Bozanic mal schweigt, mal etwas murmelt. In Wirklichkeit geht es aber gar nicht um Kreuze – sondern um Geld. Und um politische Machtspiele der besonderen Art.

Erst das Geld, dann die Moral
Wie jede anerkannte Religionsgemeinschaft bekommt die katholische Kirche Geld aus dem laufenden Budget entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2008 hat sie laut HINA (Kroatische Nachrichtenagentur) umgerechnet rund 57 Millionen Euro erhalten -  rechtens und gemäß Vertrag mit dem Vatikan. Ein wenig versteckt vor den Augen des Steuerzahlers, so die HINA, zahlen diverse Ministerien wie Kultur-, Wissenschafts- und Gesundheitsministerium aber zusätzlich rund neun Millionen Euro an die Glaubensgemeinschaften, wovon der Löwenanteil an die katholischen Kirche geht.

Die Kassa des Kardinals
Wie die „Slobodna Dalmacija“ berichtet, kann jede Gemeinde und jeder Verwaltungsbezirk nach eigenem Gutdünken öffentliche Gelder an Religionsgemeinschaften auszahlen, was in den meisten Fällen aber ausschließlich der katholischen Kirche zugute kommt. So hat beispielsweise allein der Verwaltungsbezirk Split-Dalmatien zwischen 2005 und 2008 fast eine Million Euro an die katholische Kirche bezahlt, bei den anderen von der „Slobodna“ in Dalmatien befragten fünfzehn Gemeinden und Bezirken waren es Beträge zwischen einigen Zehntausend Euro und, wie etwa bei der Stadt Zadar, über eine Million Euro. So fließen laut Befragung der „Slobodna“ allein aus Dalmatien rund vier Millionen Euro in die Kassa von Kardinal Bozanic. Wie viel Geld auf diese Wiese aus den anderen Bundesländern Kroatiens an die Kirche fließt, hat noch niemand recherchiert. Nicht zu vergessen sind erhebliche Einnahmen aus Dienstleistungen wie Taufen, Totenmessen und Trauungen, die in einer offiziellen kirchlichen Preisliste ausgelobt sind und zwischen umgerechnet 3 und 300 Euro kosten.

Enteignungen
Als Sahnehäubchen auf dieser Melange aus „legal, aber pfui“ bekam die katholische Kirche alle von den Kommunisten enteigneten Liegenschaften mit juristischer Lichtgeschwindigkeit zurück. Die serbisch-orthodoxe Kirche hingegen prozessiert bis zum heutigen Tag um einige sehr wertvolle Grundstücke und Gebäude, die sich verdiente HDZ-Regierungskader unter den Nagel reißen durften.
Ein ganz besonderer Kanal für Geld ist laut „Slobodna Dalmacija“ höchst illegal: Journalisten deckten auf, das die Regierungspartei HDZ, nach einer geheimen Sitzung, kurz vor der Wahl umgerechnet rund zehn Millionen Euro Steuergeld an die katholische Kirche überweisen ließ. Dafür gab der niedere Klerus landauf landab Wahlempfehlungen für die HDZ von der Sonntagskanzel herab und sonderte deftig-derbe Zurufe an die Kandidaten der Opposition ab.

Das Netzwerk
Wie aber konnte es der katholischen Kirche gelingen, diese teils illegalen Privilegien zu erlangen? Vor fast zwanzig Jahren entsteht aus den jugoslawischen Erbfolgekriegen die Republik Kroatien. Franjo Tudjman und Stipe Mesic waren Nummer Eins und Zwei im Staat und in der HDZ-Partei, was damals dasselbe war. Kroatien war in einem Krieg entstanden und der Angreifer war eine der damals stärksten Armeen Europas, die jugoslawische Volksarmee. Gleichzeitig behinderte ein Embargo Kroatien am Ankauf von Waffen. In dieser Situation bedienten sich Tudjman und Mesic der katholischen Kirche. Diese stellte ihr Netzwerk zu den kroatischen Communities in den Amerikas und in Australien zur Verfügung, damit Tudjman und Mesic dort Fundraising für die junge Republik betreiben konnten. Am Ende kam genug Geld zusammen, um die notwendigen Waffenkäufe zu tätigen und die persönliche Bereicherung einiger Mitglieder der HDZ zu ermöglichen, deren gerichtliche Aufarbeitung wir erst dieser Tage erleben.



Die Rattenlinie
Leider hat dieses Netzwerk zum Geld einen Schönheitsfehler: Es ist dasselbe Netzwerk mit dem die katholische Kirche nach 1945 Nazis und ihre Verbündeten, wie z.B. die klerikalfaschistischen Ustascha, nach Übersee verschifft hatte, um sie dem Zugriff der Gerechtigkeit zu entziehen. Das Netzwerk wurde von Historikern „Die Rattenlinie“ genannt. Unter anderem mit diesem Geld bestimmen ultrarechte kirchliche und politische Netzwerker bis heute die Politik der HDZ und damit Kroatiens. Stipe Mesic aber trat noch während des Krieges aus der HDZ aus und kann heute durch seine profunde Kenntnis dieses Privilegiensystems die katholische Kirche in Kroatien um sehr viel Geld bringen.

Weiter auf der Karriereleiter
Der ehemalige hochrangige kommunistische Funktionär sieht sich noch nicht am Ende seiner schillernden Karriere, die ihn zum letzten Präsidenten Jugoslawiens und zwei Mal zum Präsidenten Kroatiens gemacht hatte. Mesic könnte – nun allerdings als Kandidat einer linken Partei z.B. der Sozialdemokraten - der nächste und vielleicht auch der übernächste Regierungschef werden.
Dazu braucht Mesic die Stimmen der Linken Kroatiens – und das Schweigen der Kirche während des Wahlkampfs. Indem er gegen die Kreuze polemisiert, signalisiert er der starken linken Wählerschaft seine Sozialismusbereitschaft. Der Kirche aber schickt Mesic eine sizilianische Botschaft. Sie lautet: Als Regierungschef kann und werde ich euch Geld kürzen, wenn ihr den Mund haltet, kürze ich weniger!

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Kommentare

 

sehr guter Artikel
in Kroatien hat die Kirche doch eine enorme Stellung in der Politik und Gesellschaft eingenommen, leider gibt es, wie auch überall anders auch, schwarze Schafe, die den ursprünglichen Sinn und Charakter des Christentums, Nächstenliebe, in den Dreck zieht.

Meine Meinung steht fest - bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen.

 

im Christentum: lies mal im Alten Testament (Pentateuch - Die fünf Bücher) was Gott König David erlaubt zu tun.
Hier eine kleine Auflistung: Mord, Totschlag, Brandschatzung, Plünderung, Versklavung und Vergewaltigung.

Soviel zum Charakter.

Frage anbei:

Wann distanziert sich die Online-Redaktion von der Verhöhnung der Opfer eines kroatischen Kriegsverbrechers auf biber?

BB

 

wer ist für dich alles die online-redaktion?

 

die etwa zwei minuten brauchen, um auf einen ironischen kommentar zum thema unbefleckte empfängnis zu reagieren, aber es seit monaten versäumen, sich vom hochlebenlassen eines kriegsverbrechers (angehörige seiner opfer leben auch in wien) zu distanzieren.

es sind auch die redakteure die es seit wochen unterlassen sich vom pejorativen gebrauch des wortes "zigeuner" auf biber zu distanzieren.

noch fragen?
BB

 

eigentlich habe ich erwartet, dass du fragst wer, wo, wann und wodurch auf biber die opfer eines kriegsverbrechers verhöhnt wurden.

stattdessen willst du nur wissen, ob du als online-redaktion gemeint bist.

mal sehen ob es dich überhaupt interessiert wer, wann, wodurch auf biber die roma /sinti community beschimpft - ganz ohne das bei biber irgend ein redakteur das ohrwaschl rührt.

ich bin befremdet...
BB

 

sta pricas na okolo. ko, sta, gdje.
rado cu ti objasnit, sta su nase funkcije ovdje, i ko se od cega,i kako moze distancirat od nekih komentara.
ti kao clan redakcije bi trebao to razjasnit u redakciji a ne ovdje, gospodine bogumil.
sta me brukas ovdje. mislis nemamo boljeg posla, nego da budemo politicke dadilje cijeloj raji.
al to cemo razjasnit gdje treba.
citat dana:
"nemozes bit i jeban i posten!" ;)

 

bei der redaktionssitzung am nächsten montag bekommt die redaktion eine kleine auswahl dessen, wovon ich hier schreibe.
BB

 

Wenn ich ein bisschen was übers Christentum verstehe, dann dass sich das Christentum auf das Neue Testament und nicht wie die Juden auf das Alte bezieht.

Meine Meinung steht fest - bitte verwirren Sie mich nicht mit Tatsachen.

 

was falsch verstanden. at und nt sind beide grundlage des katholizismus z.B.
BB

 

Kennst du das Buch von Machiavelli? Das erinnert mich daran.

 

ich kenn nur makaveli ;)

 

il principe - der Fürst ...

 

war ja auch nicht ernst gemeint

 

aaaahhhhhhhhhhhhhh ! :-)

 

ICH DISTANZIERE MICH HIERMIT VON JEDEM KRIEGSVERBRECHER, SEI ES EIN KROATISCHER, UGANDISCHER, CHINESISCHER ODER EIN SÜDOSSETISCHER!!!!

 

Selbstverständliches schreibst.

Allerdings ist die ironische Form nicht angebracht, angesichts der Tatsache das bei BIBER jemand Userblogs schreiben darf, der einen Kriegsverbrecher hochleben lässt.

Es sind solche auf BIBER von Userbloggern veröffentlichte Äußerungen, von welchen die Redaktion sich distanzieren sollte.

Alles Andere ist ein Fehler.

Und Selbstverständliches wie Distanzierung von Kriegsverbrechern als Ironie zu kleiden ist sarkastisch.

BB

 

Wenn die Redaktion schweigt, muß ich es sagen.
Ich, im Gegensatz zur schweigenden Redaktion distanziere mich als Autor von BIBER von den hier geposteten Ansichten des Users "psycho", der den Völkermord an den Armeniern verharmlost, relativiert und schlicht leugnet und damit die Opfer dieses Völkermordes verhöhnt.
Die EU und jede EU Regierung haben sich zum Völkermord an den Armeniern klar geäußert. Und zwar in zweierlei Weise.
1. Der Völkermord an den Armeniern ist eine historische Tatsache.
2. Deswegen ist die Verharmlosung, Relativierung oder schlichte Leugnung dieses Völkermordes keine Meinungsäußerung, sondern Verhöhnung der Opfer.
Der User "psycho" hat den Völkermord an den Armeniern relativiert, verharmlost und geleugnet. Die Redaktion schweigt bis jetzt dazu.
Die Redaktion muß sich nun die Frage gefallen lassen, ob sie kein Sensorium für derlei Unerträgliches hat, oder ob der Redaktion die Verhöhnung von Opfern eines Völkermordes schlicht egal ist.
Falls die Redaktion kein Sensorium für derlei Unerträglichkeiten hat, so möge die Redaktion sich vorstellen, ein User würde posten, die Juden seien keine Opfer des Holocaust, sondern sie spielen sich nur als solche auf.
Falls der Redaktion die Verhöhnung der Opfer egal ist, so möge sie weiter Schweigen, bis sie der Sprecher der Armeniergemeinde in Wien darauf anspricht.
Falls die Redaktion ein Zeichen setzen will, so möge sie den User "psycho" von der weiteren Teilnahme am Posting ausschließen.
Oder mich...
BB

 

mit dem völkermord an den armeniern und dass seine leugnung hier keinen platz haben sollte, hat "balkansky" recht. wo sind aber diese kommentare von "psycho"? sind die gelöscht worden oder finden sie sich unter einem anderen artikel?

 

zwar stimmt es, dass die ustaschi schwere verbrechen begangen haben und dass viele davon über die zitierte "rattenlinie" geflüchtet sind. allerdings sind die allerwenigsten von jenen, denen die flucht nicht gelungen ist, der gerechtigkeit zugeführt worden, sondern ohne prozess oder dergleichen kurzerhand exekutiert worden, oft auch ihre angehörigen. unter "der gerechtigkeit zuführen" verstehe ich etwas anderes. abgesehen davon wäre auch der einfluss der serbisch-orthodoxen kirche und ihr nahestehender netzwerke auf die serbische politik (auch in bosnien-herzegowina, im kosovo, in der "krajina") ein thema wert.

 

du redest auch von bleiburg. das verbrechen des sogenannten "bleiburger kreuzweges" steht am anfang des "neuen jugoslavien" und befleckt seine gesamte geschichte.

der unterschied jedoch, zwischen den toten von jasenovac und den toten von bleiburg ist rein philosophisch: niemand von den in jasenovac ermordeten trägt schuld an bleiburg. viele der nach bleiburg ermordeten tragen wohl schuld an jasenovac.

traurig und beschämend, der mord an unschuldigen und verwundeten. traurig und beschämend das fehlen eines gerichtsprozesses. damals wie heute.

BB

 

Es ist eine schöne topic.Thanks für den Austausch von so netten information.Keep Blogging.
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