Interview mit Goran Novakovic: "Jeder Hund hat seine Couch"

10. März 2011

Der Hund ist des Wieners liebster Freund und Seelentröster, erklärt Autor Goran Novaković in seinem Buch „Wien für Ausländer“. Über Hunde als interkulturelles Konfliktpotenzial und Spanferkel-Spezialität, erzählt er im biber-Interview.

 



biber: Sind Sie ein Hundehasser?

GORAN NOVAKOVIC: Überhaupt nicht! Ich glaube nur, dass man Hunde nicht mehr lieben sollte als Menschen. Denn egal, mit was für einem hässlichen Hund man durch Wien läuft, zieht man oft mehr Sympathien an als mit einem Kind. Das ist ziemlich deprimierend.

Ist diese übertriebene Hundeliebe ein typisch österreichisches Phänomen?

Nein. Das ist das Ergebnis dessen, dass viele Leute alleine sind. Die Menge des Hundekots in den Städten steht in direkter Proportion zur Menge der menschlichen Einsamkeit.

Dann sind in Wien wohl viele Menschen sehr einsam?

Ja, auf jeden Fall. Hunde und Katzen sind dort zahlreich, wo es viel Einsamkeit gibt. Ich habe auch das Gefühl, dass sich viele lieber ein Haustier anschaffen, als sich mit einem Kind herumzuquälen.

Gibt es auch Ausländer mit ausgeprägter Hundeliebe?

Ich beobachte das immer mehr, ja. Mir fallen in letzter Zeit da und dort sogar meine Landsleute – sogenannte Gastarbeiter – auf, die ihre Pudel und kleine Hündchen spazieren führen. Ich könnte mich jedes Mal am Boden wälzen vor Lachen.

Wieso denn? Endlich haben Ausländer und Österreicher eine gemeinsame Vorliebe!

Na, das gehört einfach nicht zu „unserem“ Kulturkreis, wo Hunde normalerweise vor der Tür oder irgendwo im Hof halb vergessen und angekettet stehen. Für ein Haustier soll immer genug Platz sein, aber nie unter dem Dach der Familie. Nur im Freien. Aber leider muss ich in den letzten zehn Jahren auch in meiner Geburtsstadt Belgrad immer öfter beobachten, dass man die Straße vor lauter Hundekot nicht mehr überqueren kann.

Steckt im Hund interkulturelles Konfliktpotenzial?

Für viele, die das erste Mal hierher kommen, ist es anfangs sicher schwierig, mit so viel Hundekot zurechtzukommen. In China wird der Hund als Spanferkel gegessen. Die würden wahrscheinlich überhaupt nicht verstehen, dass die Wiener ihr Essen hätscheln, streicheln und kämmen. Jeder muss sich aber einfach damit abfinden, wenn er in Wien lebt.

Wären Sie für ein Hundeverbot?

Nein, auf keinen Fall. Was soll dann aus den emotional unsicheren Menschen werden? Die brauchen ja alle Liebe!


wer ist er:                 goran novaković
beruf:                         buchautor und vorurteilsammler
heiratet endlcih:      weil seine frau nicht ohne witwenpension bleiben soll
liebt hunde:               denn sie spenden liebe und zärtlichkeit

 

von Ivana Cucujkić und Lucia Bartl (Fotos)

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Kommentare

 

ein interview mit diesem coolen typen. habe mir schon damals seine vorurteil-lektüre ausm internet bestellt. köstlich

 

I like, i like!!!

 

findet man wirklich selten. der beste satz (und damit einer der wenigen guten) ist wohl der: "Jeder muss sich aber einfach damit abfinden, wenn er in Wien lebt." Da ist irgendwie was Wahres dran. Es gibt ja schließlich noch ca. 42.000 andere Städte auf der Welt, Herr Novakovic!

 

juhuu schon wieder ein mensch mit: "wenns dir ned passt, geh doch woanders hin" - einstellung. is ja sooo leicht seine ganze existenz aufzugeben, sein hab und gut, seine freunde und familie zurückzulassen und einfach auszuwandern!! jaa genaaauu, wieso bin ich nicht auch auf die idee gekommen alles hinzuschmeißen, weil mich stört die art einiger der hierzulande lebenden hundebesitzer genau so wie den herr novakovic! kritisieren darf man ja gar nix mehr, als "nicht-richtiger-österreicher", entweder man hält den mund und duldet alles, oder man schleicht sich. super einstellung!!

 

Da hat der herr novakovic wohl ein paar hater angezogen. :-)
Kritisieren bedeutet auch Kritik wahr- und annehmen zu können. womit wir wieder beim guten alten:
"Opinions are like assholes. Everybody's got one and everyone thinks everyone else's stinks."

 

egal ob er seid drei monaten hier lebt oder ob seine urgroßeltern schon in wien geboren sind. novakovic KRITISIERT aber nicht, er POLEMISIERT. und das ist ein großer unterschied. kritik dient letztlich dazu menschen zu verbessern. polemik dient dazu menschen zu verhöhnen und herabzuwerten. kritik zielt darauf ab unerwünschtes verhalten zu erkennen und zu korrigieren, polemik zielt darauf ab gewisse menschen an sich als unerwünscht zu definieren, egal wie sie sich verhalten. und darauf gibt es kein grundsätzliches recht. ob jetzt jemand gegen hundehalter oder gegen ausländer herabwürdigend polemisiert spielt dabei keine große rolle.

 

ich hab´s vor einem jahr ca. gekriegt und in einem zug durchgelesen...

 

so ein schwachsinn, der vor dummen, einseitigen klischees nur so trieft... na hoffentlich begegnet er mir nie mal auf der straße wenn ich meinen hund spazieren führe, nicht das er vor lauter lachen vielleicht gar nicht mehr aufstehen kann der gute herr novakovic... "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt" hat schon Ghandi gesagt und deswegen bin ich froh das bei uns am Balkan viele Hunde schon lange nicht mehr nur ein trauriges Dasein an der Kette führen müssen.

 

geh

seids ned so streng mim novakovic.

 

Mit einem Vorurteil hat er eigentlich garnicht so Unrecht, denn viele Hundehalter sehen Hunde lieber als kleine Kinder.

Wenn das Fortschritt bedeutet dann will ich nicht fortschrittlich sein !

 

das entbehrt ja wohl mal jeglicher grundlage. bin selber hundehalterin und habe dementsprechend viel kontakt zu anderen hundebesitzern, die meisten sind familien mit nicht nur einem kind. ach ja nicht zu vergessen, ich selber liebe kinder [wer hätte gedacht das ich das mal extra betonen muss nur weil ich einen hund habe ;-) ]und wenn ich mal welche habe wachsen sie selbstverständlich MIT hund auf. verstehe nicht woher die leute die absurde idee haben, das eine schließe das andere aus???

 

ich bin sooo tierfreundlich, dass ich meinen tier diese kleine wohnung nicht antuen will, in der ich lebe.

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