biber fragte im AKH nach. Was hält die Schulmedizin vom Djinn-Exorzismus? Und wir trafen den Imam Tarafa Baghajati. Was hält der angesehene Imam von Djinn-Exorzismus?

„Gerade bei psychischen Krankheiten muss man Methoden wählen, die die Pati­enten annehmen können. Religiöse Menschen hören auf ihre geistigen Führer und orientieren sich in diesem Wertesystem. Man muss schauen, was beide Seiten an­zubieten haben, was zur Heilung des Pati­enten beitragen könnte“, meint Professor Stompe, der sich eine engere Zusammen­arbeit zwischen religiösen Führern und Medizinern wünscht. 

"Gerade bei Menschen mit Anpassungsstörungen oder die Orientierungsschwierigkeiten im Leben, können Menschen wie Herr Farag hilfreich sein. Wenn wir diese Menschen alle mit unseren Methoden behandeln müssten, würde das unter System aushebeln. Ich bin sicher, dass es Fälle gibt, wo man mit den Methoden Farags auch gute Erfolge erziehlen kann."

Univ. Prof. Dr. Thomas Stompe, Leiter der transkulturellen psychiatrischen Ambulanz

biber traf den Imam Tarafa Baghajati. Was hält der angesehene Imam von Djinn-Exorzismus?

Biber: Inwieweit ist die Existenz und Wirkung der Djinnen im Islam anerkannt?

Imam Tarafa Baghajati: Djinnen kommen im Koran in einigen Suren vor. Die Existenz ist unbestritten. Inwieweit sie aber unser Leben beeinflussen können oder nicht, darüber diskutieren die Gelehrten. Die meisten meinen, sie haben nicht so viel Macht, dass sie uns beherrschen können. Andere – wie auch der große Gelehrte Mohammed Assad – glaubte, dass sie auf unser alltägliches Leben überhaupt keinen Einfluss haben. Prinzipiell ist es aber so, dass die Djinnen theologisch ein Randthema sind.

Welchen Einfluss haben die Djinn Ihrer Meinung nach?

Ich glaube auch an ihre Existenz, aber nicht, dass sie Menschen beherrschen können. Djinnen beeinflussen die Massen nicht, die Macht haben sie nicht. Ich denke, dass es sich in mehr als 90% der Fälle nicht um einen Djinn, sondern um ein psychisches Trauma handelt.

Sie kennen Scheich Mohamed Farag. Was sagen Sie zu seinen Methoden?

Ich kenne ihn schon lange und finde ihn sehr nett. Auf diesem Gebiet ist er in Europa ein berühmter Mann. Ich teile seine Ansichten nicht immer und wir diskutieren nicht selten kontroversiell, aber ich habe nichts gegen seine Arbeit: Er verlangt kein Geld und würde für sich nie beanspruchen einen Arzt zu ersetzen; Im Gegenteil, er empfiehlt den Hilfssuchende sich schulmedizinisch zu versorgen. Die Menschen fühlen sich bei ihm wohl und geborgen. Damit habe ich kein Problem. Da gibt es ganz andere, die böses Schindluder treiben.

Kann man erkennen, wer nach den Lehren des Koran vorgeht und wer ein Schwindler ist?

Sich am Leid der Menschen zu bereichern hat es schon immer gegeben! Im Koran ist das aber absolut verboten, islamisch „haram“.Ein Indiz, dass es sich nicht um seriöse „Heiler“ sich handelt ist, wenn jemand seine diese Dienste ausschließlich gegen Bares anbietet.  Bzw. „Heiler“ die sich große Dankbarkeit und Ruhm erwarten. Oder wenn jemand komisches Hokuspokus macht, Amulette verwendet und in unverständlichen Versen murmelt, sind das irgendwelche Scharlatane.

Ist die Heilung einer Krankheit nur durch den Koran möglich?

Das ist keine Frage von entweder oder! Medizin und Koran gehören zusammen – beides ist das Beste. Im Islam glaubt man, dass Heilung immer von Allah kommt. Demnach sollen alle ihre Arbeit machen: Die Ärzte, die Imame, die Gläubigen. Der Glaube aber, an Heilung Allahs ersetzt in keinster Weise die Verpflichtung bestmögliche medizinische Betreuung aufzusuchen. Hier ist es wichtig, die Rolle der religiösen Krankenhausseelsorge zu betonen. Die seelische Geborgenheit ist immer die beste Ergänzung der Schulmedizin.

wer ist er?

name: tarafa baghajati

beruf: bauingeneur

ehrenamtlich: imam und gefängnisseelsorger in wien; obmann der initiative muslimischer österreicherInnen; träger des demokratiepreises der margaretha-lupac-stiftung für parlamentarismus; aktivist im kampf gegen genitalverstümmelung

herkunft: damaskus

alter: 50