Von Afghanistan nach Österreich – meine Geschichte

Ich war elf Jahre alt, als ich meine Heimat Afghanistan verlassen habe. In Afghanistan herrscht Krieg, deswegen bin ich gemeinsam mit meinem älteren Bruder geflohen, meine Eltern sind in gemeinsam mit meinen sechs jüngeren Geschwistern in Afghanistan geblieben.  Zu Fuß sind wir mit einer Gruppe von anderen afghanischen Flüchtlingen über die Grenze in den Iran gegangen, dann weiter in die Türkei, über Bulgarien und Serbien, Ungarn bis wir schließlich nach Österreich kamen.

Die Flucht hat fast drei Jahre gedauert. Ich hatte oft Hunger und wusste oft nicht, wie es jetzt weitergeht. Seit einem Jahr bin ich hier in Österreich, wohne mit meinem älteren Bruder und anderen in einer WG.  Meine Eltern, die selber in Afghanistan zurückgeblieben sind, wollten, dass ich und mein Bruder nach Österreich kommen, damit wir hier in Sicherheit leben und in die Schule gehen können.

In Afghanistan bin ich gar nicht zur Schule gegangen, ich habe dort in einem kleinen Dorf gelebt. Schreiben und Lesen habe ich erst in Österreich gelernt, also innerhalb des letzten Jahres. Mit meinen Eltern kann ich nur einmal in zwei Monaten telefonieren, da es in unserem Heimatdorf kein Internet gibt. Dass es Internet überhaupt gibt, habe ich erst in Europa erfahren. Ich hätte gerne, dass habe meine Familie mit mir hier in Wien wohnen kann– ob das klappen wird, hängt von vielen Dingen ab und wird sich erst zeigen. Da ich aber so selten mit ihnen Kontakt habe, ist das momentan sehr unrealistisch. Am Anfang war das Leben ohne Mama schwierig, da ich ja erst 13 Jahre alt war, als ich nach Wien kam – Doch ich konnte schon ein bisschen kochen und heute koche ich gerne afghanische Gerichte. Das erinnert mich dann an meine Familie zuhause.

Ich will auf jeden Fall in Österreich bleiben, erstmal so lange zur Schule gehen, bis ich einen guten Abschluss bekomme und dann einen guten Job hier haben kann. Nach der Schule spiele ich oft Fußball mit meinen Freunden – diesen Sport kannte ich in Afghanistan gar nicht, dort haben wir immer nur Cricket gespielt. Auch wenn ich noch sehr jung war, war es schwer, dort alles zurückzulassen. Aber ich fühle mich in Österreich jetzt auch zu Hause, ich will die Sprache noch besser lernen, und hier weiter mein Leben aufbauen. Ich mag es hier in Österreich und sehe hier meine Zukunft. Ich vermisse zwar meine Heimat, aber ich will niemals wieder im Krieg leben.

 

Sayed Amarkhel ist 14 Jahre alt und besucht die 4d Klasse der WMS Loquaiplatz.

Kommentare

 

hat mich sehr berührt ;)

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