3 Minuten mit Saya Ahmad

13. April 2018

Saya Ahmad (SPÖ) wird die neue Bezirksvorsteherin am Alsergrund. Damit ist sie die erste Bezirk-Chefin mit Migrationshintergrund.

von Melisa Erkurt, Foto: Christoph Liebentritt

Saya Ahmad
Foto: Christoph Liebentritt

BIBER: Wohnen Sie eigentlich auch im Neunten?


SAYA AHMAD: Nicht mehr. Weil wir aus familiären Gründen eine größere Wohnung gesucht haben, sind wir in den zehnten Bezirk gezogen. Jetzt sind wir aber wieder für eine Wohnung im Neunten vorgemerkt.

Was ist Ihr Lieblingsort im Neunten?

Unter anderem der Lichtentaler-Park, weil hier unterschiedliche Bevölkerungsschichten zusammenkommen. Sonst haben Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Gruppen ja kaum Kontakt miteinander. Das möchte ich mit der Gründung einer Bezirksjugendvertretung ändern. Ich möchte generell mit Grätzeltouren und Sprechstunden im öffentlichen Raum Begegnungspunkte für alle schaffen.

Was hat Sie dazu bewegt, in die Politik zu gehen?


Meine persönliche Geschichte. Als ich sieben war, mussten wir als Kurden vor Saddam Husseins Regime aus dem Irak fliehen. Auf der Flucht habe ich fürchterliche Dinge gesehen. In Österreich sind wir erst einmal nach Traiskirchen gekommen. Diese Fluchterfahrung hat mich politisiert.

Sie sind in Klagenfurt aufgewachsen. Wie haben Sie die Zeit in Kärnten erlebt?


Damals unter Haider war die Stimmung ähnlich wie sie jetzt gerade in Österreich ist. Mein Nachbar meinte mal zu mir, er wünschte Hitler wäre noch da und hat mir „euch werden wir auch noch erwischen!“ hinterhergerufen. Als ich meiner Volksschullehrerin einmal erzählt habe, dass ich ans Gymnasium möchte, meinte sie: „Da sehe ich schwarz für dich.“

Sie sind von Ihrer Herkunft her Muslima. Welche Rolle spielt Ihr Glaube?

Ich bin keine praktizierende Muslima. Trotzdem sehen mich die Leute oft in der Verantwortung, wenn es um den Islam geht. Die Religion wird auch dann zum Thema gemacht, wenn mich jemand persönlich angreifen will.

Wie stehen Sie zum Kopftuchverbot für SchülerInnen? SPÖ-Parteimanagerin Novak hat sich ja dafür ausgesprochen.

Ich bin gegen das Kopftuchverbot, auch an Schulen. Damit drängt man die Mädchen in die Privatsphäre. In Österreich herrscht Unterrichts- und keine Schulpflicht. Wir müssen mit den Schülerinnen pädagogisch arbeiten, aber sie nicht ausschließen.

Name: Saya Ahmad


Alter: 33


Geburtsort: Kirkuk (Irak)

Besonderes: Engagiert
 sich beim Verein “Liga für emanziptorische Entwicklungszusammenarbeit”

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