biber und die Weltpolitik

31. Juli 2009

Unser Sport-Reporter Dino Cehajic hat sich diesmal auf die Politbühne gewagt. In Anwesenheit von BBC- und Oslobodjene-Reportern (bedeutendste Tageszeitung in BiH) nahm er an einer Gesprächsrunde in der bosnischen Botschaft teil. Der exklusive Gast: ZELJKO KOMSIC, aktueller Staatspräsident von Bosnien und Herzegowina und laut Eigendefinition überparteilicher Bosniake.

KOMSIC sprach über die Reform des Dayton-Vertrags und die derzeitige Teilung Bosniens in zwei Entitäten.

Fast 14 Jahre nach der Festschreibung der Verfassung Bosnien – Herzegowinas, die auf dem Daytoner Friedensvertrag beruht, soll diese entscheidend reformiert werden. In dieser Hinsicht sind sich die meisten Politiker des Landes einig, einer von ihnen ist der derzeitige Staatspräsident Željko Komšić. Die Betonung liegt auf derzeitig, da es in Bosnien drei Präsidenten gibt, die aus einer der jeweiligen drei Volksgruppen (Bosniaken, Kroaten, Serben) gewählt werden und alle acht Monate rotieren. Komšić wurde als Sozialdemokrat zwar von den Kroaten gewählt, sieht sich selbst aber als überparteilichen Bosnier. Er ist mitunter Träger des „Zlatnji Ljiljan“ (Goldene Lilie) – die höchste Anerkennung der bosnischen Armee, der Komšić während des Krieges der 90er-Jahre diente. Bekräftigt wird Komšićs Überparteilichkeit mit einem Witz, der in Bosnien schon länger die Runde macht: „Was ist das einzig kroatische in Komšić? Antwort: Eine Kugel der HVO (=kroatische Armee)!“

Der Staatspräsident begrüßte biber und die BBC, sowie die bosnische Tageszeitung Oslobođenje zum Talk in der bosnischen Botschaft in Wien. Viele Fragen wurden angeschnitten, wie z.B. die Rolle des Hohen Repräsentanten in Bosnien, aber auch die Teilung Bosniens in zwei Entitäten. Das ist wohl eines der größten Probleme im Land, da die einen die Entitäten abschaffen wollen, die anderen sie beibehalten und einige sie gar um eine zusätzliche erweitern wollen. Mittlerweile kennt sich kaum jemand aus, was in die Zuständigkeit des Staates und was in jene der Entitäten fällt. So fragten wir Željko Komšić was er dazu sagt und er meinte scherzend: „Schauen Sie – nehmen wir die Schweinegrippe als Beispiel. Hier handelt es sich um ein Virus, der auch vor Bosnien nicht Halt macht. Wir als Staat dürfen hier nicht eingreifen, da wir kein gesamtstaatliches Gesundheitsministerium haben. Die beiden Entitäten haben ihre eigenen Ministerien. Doch das ist der Haken! Wer kann mir garantieren, dass der Virus sich nicht aus der Republika Srpska in die Föderation BiH ausdehnt? Viren sind nämlich wanderwillig und denen wird es egal sein wo welche Entität ihre Grenzen hat!“

Komšić scheut sich nicht davor zu sagen, dass eine Verfassungsreform ein längerer Prozess ist, den alle gemeinsam tragen müssen. Sein Amtskollege Haris Silajdžić meinte, dass eine Verfassungsreform bis 2010 geschehen müsse. Doch Komšić hält das grundsätzlich für unrealistisch, denn: „Herrn Silajdžićs Ansichten klingen ja schön und gut, doch man sollte sich fragen was eine Verfassungsreform bedeutet? Heißt das einen Satz in der Verfassung zu ändern oder sie komplett zu reformieren?“ Die Antwort darauf werden uns hoffentlich die bosnischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen nächstes Jahr zeigen!

 

Foto von Peter Miletits

Bereich: 

Kommentare

 

ich wusste bis jetzt nicht mal wie der präsident heißt.

 

:))

hahahahahah geht mir genau so! Komsic? Hä? Wer? Bosnien? Präsident? Bosnien hat einen Präsidenten? :))

> Expect nothing, live frugally on surprise, and you shall never be disappointed.

 

als fauler Kompromiss muß reformiert werden. Zur Zeit sitzen die Hauptbremser im serbischen Teil - Stichwort Milorad Dodik (und die seinen).Die anderen beiden Ethnien haben auch ihre Bremser aber keiner ist so erfolgreich im Bremsen wie Dodik!
Darum: DAYTON REFORMIEREN - BOSNIEN EINEN!
ALLE KRIEGSVERBRECHER PROZESSUIEREN (falls es dieses Wort gibt?)!

BOSNA JE BILA I BIT CE!

MEINT
BB

Das könnte dich auch interessieren

Collage: Zoe Opratko
   Keine Bevölkerungsgruppe wird in...

Anmelden & Mitreden

1 + 8 =
Bitte löse die Rechnung