Beverley Allen-Stingeder, geboren in Sierra Leone, ist die erste schwarze Politikerin an der Spitze einer österreichischen Ortspartei mit dem Ziel sich für Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzusetzen. In Puchenau  fiel die Wahl deshalb einstimmig auf die 44-jährige, die mit ihrer Fröhlichkeit so manches Vorurteil zum Erblassen bringt.

biber: Sind Sie die erste schwarze ortsparteivorsitzende Politikerin?

Soweit ich weiß schon, zumindest in meiner Position und meiner Herkunft. Die Black Community bestätigte mir, ich sei die einzige mit afrikanischen Wurzeln.

Wie kamen Sie zur SPÖ?

Das war eigentlich ganz zufällig, ich suchte 1996 einen Nebenjob. Ich landete bei der SPÖ und verteilte Flyer. Nach einer Zeit erkannte ich, die tun ja wirklich was, aber keiner sieht’s. Da wollte ich etwas verändern.

Fühlen Sie sich akzeptiert?

Darüber mach ich mir keine Gedanken. Ich bin ich. Es gibt sicher Leute die geteilter Meinung sind, und nicht verstehen warum ich dieses Amt bekleide, aber ehrlich ich habe keine Zeit und Lust mir darüber Gedanken zu machen. In meiner Heimatgemeinde Puchenau hab ich auf jeden Fall keine Probleme, ich wurde einstimmig gewählt.

Und was wollen Sie noch erreichen?

Das ist mein Geheimnis! (lacht).

Vielleicht Landeshauptfrau?

Jo, wenns mich wählen, wieso ned!

Hatten Sie früher Probleme mit ihrer Hautfarbe?

Früher musste ich mir schon alles erkämpfen. Als ich in die Schule ging, war ich halt gut ich habe wirklich viel gelernt. Als ich eine Arbeit suchte hörte ich oft: ‚Sie sind ja schwarz‘, oder ‚Ich wusste nicht dass Sie so dunkel sind‘. Oft wurde ich abgelehnt, weggeschickt, mit den Worten: ‚Tut mir Leid die Stelle ist schon vergeben, obwohl sie es gar nicht war.‘ Am Schluss sagte ich schon: ‚Ich bin schwarz, darf ich aber trotzdem zum Bewerbungsgespräch kommen?‘

Wie haben Sie Deutsch gelernt?

Mein Stiefvater, ein Österreicher, hat die ganzen Ferien mit mir gelernt, ich habe sehr viel gesprochen und gelesen.

Ist ihr Mann Österreicher?

Ja, ist er. Wir haben zwei Kinder. Sie wachsen österreichisch auf, ich achte aber auch auf meine Wurzeln.

(Sie verabschiedet sich. Sie muss jetzt gehen, ihre zwei Kinder zum Blockflötenunterricht bringen).

von Amra Dučić (Text und Foto)