Das Investment-ABC für Anfänger*innen

24. Februar 2022

Investment liegt im Trend. Aber wie funktioniert das eigentlich? Wie kann ich sinnvoll Geld anlegen? Worauf muss ich achten? Und was bedeuten diese ganzen Begriffe? Das erklärt die Finanzexpertin und Investorella-Gründerin Larissa Kravitz. 

Interview: Šemsa Salioski

investorella
Foto: © Avi Kravitz

 

Biber: Welche sind die wichtigsten Begriffe, die jeder Neuling kennen muss, bevor es mit dem Investieren losgeht?

 

Larissa Kravitz: Broker, Gebühren, Aktie, Fonds, Index, KESt und Diversifizierung. (s. Infobox unten)

Wie viel Prozent vom Einkommen sollte man als zu Beginn idealerweise anlegen? 

Wenn man ein reguläres Einkommen hat, wäre es gut 7-10 % des Vermögens anzulegen. Das Problem ist jedoch, dass Sparguthaben durch die Inflation, also die Teuerungsrate von Produkten und Dienstleistungen, an Wert verlieren. Daher ist es besser, Geld, das man langfristig anlegen will, in Aktien, Gold und Immobilien zu stecken. Da dies alles langfristige Anlagen sind, sollte man nie 100 % investieren, sondern immer eine kleine Cash-Reserve auf einem Sparkonto behalten, denn überraschende Ausgaben kommen öfter als man denkt. Wenn man wenig verdient, oder gerade keinen Job hat, gibt es einen Trick, wie man trotzdem investieren kann: Man lässt sich Investments schenken. Zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Eid oder Hanukkah kann man sich von Verwandten z. B. kleine Goldbarren oder Münzen wünschen. 

Welche Anbieter sind für Anfänger*innen die sinnvollsten? 

Es kommt darauf an, was man braucht. Generell gilt, je mehr man zahlt, desto mehr Serviceleistung gibt es. Wenn man schon relativ genau weiß, was man kaufen will, und bereits ein gutes Basisverständnis von Investment hat, dann ist ein günstiger Anbieter sehr praktisch. Wenn man erst ganz am Anfang steht, ist es von Vorteil, einen teuren Anbieter mit umfassendem Kundenservice zu wählen, oder sogar einer Filiale. Ein ganz wichtiger Aspekt ist hier das Thema Steuern. 

Wie werden Gewinne beim Investieren versteuert und muss man sich selbst darum kümmern? 

Es kommt darauf an, in welche Anlageklasse man investiert. Es gibt so genannte „steuereinfache“ Broker. Diese ziehen die KESt automatisch ab. Das hat den Vorteil für Kund*innen, dass sie das nicht selbst erledigen müssen. Sachwerte wie z.B. Aktien oder Immobilieninvestments muss man aber selbst versteuern. Das Thema ist relativ kompliziert, d. h. eine Steuerberatung ist hierbei sehr empfehlenswert.

Wie findet man heraus, ob ein Investmentportal seriös ist? Man sollte sich folgende Fragen stellen: Ist es ein lokales Unternehmen oder eine Offshore-Gesellschaft? Ist es transparent genug, was dieses Unternehmen anbietet und wie es sein Geld verdient? Wenn man sich nicht sicher ist, ist es besser bei großen, bekannten Unternehmen und Portalen zu bleiben, bis man genug Wissen hat und die Branche kennt.

 

Aktuell sieht man im Internet häufig Werbungen für verschiedenste Investmentarten, ob Crypto, Aktien, ETFs, Sachwerte wie Uhren. Sollte man beim Investieren verschiedene Optionen gleichzeitig in Erwägung ziehen?

 

 Im Prinzip ist Diversifizierung, also die Streuung auf verschiedene Assetklassen richtig. Anfänger*innen sollten darauf achten, mit eher einfachen Anlageformen zu beginnen, wie z. B. Fonds oder ETFs, da diese bereits in sich gestreut sind. Danach kann man sich auf der Komplexitätsleiter hoch wagen. Kryptowährungen schwanken sehr stark, dessen muss man sich bewusst sein. Meine Empfehlung an Anfänger*innen: Starte mit den simplen Dingen und dann arbeite dich alle paar Monate in eine neue Assetklasse ein. Bilde dich zuerst zu einem Thema weiter und steige dann erst ein. 

 

Warum sollten sich gerade junge Menschen über Investmentmöglichkeiten informieren?

 

Der Hauptgrund hierfür ist der Zinseszinseffekt. Auch wenn man nur mit sehr wenig Geld beginnt, kann man über lange Zeit etwas aufbauen. Je länger der Zeitraum ist, desto mehr Zeit hat man, um sich weiterzubilden und Fehler oder Verluste zu korrigieren. Wenn man sich die Aktienindices ansieht, so hat man die wirklich signifikanten Wertsteigerungen über Zeiträume von 20, 30 oder 50 Jahren. Je früher man beginnt, desto besser. 

 

Welche Nachrichtenportale sollte man als Anfänger*in verfolgen, um sich einzulesen?

 

Der Datenlieferant TeleTrader hat eine „Public Workstation“, auf der man weltweit alle Kurse und alle wichtige Nachrichten einsehen kann. Um sich weiterzubilden, sind Newsletter sehr wichtig: ‚FONDS professionell‘ hat eine tolle Plattform und einen super Newsletter. Auf ‚CAPinside‘ kann man sich als Anfänger*in ebenso für den Einstieg ausreichend informieren.

 

 

Die wichtigsten Begriffe schnell erklärt: 
Aktien: Wertpapiere. Mit einer Aktie erwerben Aktionär:innen einen Anteil an einem Unternehmen.
Assetklasse: Gruppe von Finanzprodukten, die aufgrund gemeinsamer Merkmale zusammengefasst werden.
Broker*in: Finanzdienstleister*in, welche*r im Auftrag von Anleger*innen die Vermittlung von Handelsobjekten übernimmt und dafür vor allem Börsen nutzen.
CFD (Contracts for Difference oder Differenzkontrakte): Derivate , die nicht auf dem Preis des Basiswerts beruhen, sondern auf der Differenz zwischen Geld- und Briefkursen aufbauen
Derivate: Ein Derivat ist ein Finanzinstrument. Es funktioniert wie ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der festlegt, dass ein bestimmter Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem im Voraus vereinbarten Preis gekauft werden kann oder muss. Ein Basiswert kann zum Beispiel eine Aktie oder ein Rohstoff sein.
Diversifizierung: Risikostreuung, bei der man beispielsweise Wertpapiere von Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Ländern kombiniert.
ETF (Exchange Traded Funds): an der Börse gehandelte Investmentfonds.
Fonds: Geldmittelbestand, der für einen bestimmten Zweck vorgesehen ist und durch Spenden oder staatlich finanziert werden kann.
Index: Wertpapierkorb, der einen ganzen Markt, einen Teilmarkt oder eine Investmentstrategie repräsentiert.
KESt: eine Erhebungsform der Einkommensteuer.
Zinsenszins: Die Zinsen, die man auf Zinsen erhält.

 

 
Wer ist Investorella? Larissa Kravitz ist Finanzmathematikerin, ehemalige Aktienhändlerin, Strategieentwicklerin und Treasury Managerin. 2019 hat sie die Plattform Investorella gegründet. Via Social Media, Workshops, Online-Vorträgen, ihrem Podcast und Buch „Money, Honey!“ will sie Frauen das Investieren beibringen und damit finanzielle Unabhängigkeit fördern. 

 

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