so hier mal eine meinung mit scharf von "presse"-journalist oliver pink: hvala!

MEIN DONNERSTAG

Die Ostblock-Tussis der Balkan-Meile

VON OLIVER PINK

Der (eigentlich: das) "biber" ist meine österreichische Lieblingszeitschrift.

Er ist nicht so larmoyant wie der "Falter", nicht so erwartbar wie das "Profil", nicht so fad wie

das "Format" und nicht so newsig wie das "News".

Der "biber" hat einen fröhlicheren, lässigeren, möglicherweise auch realistischeren

Zugang zur Welt der jungen Migranten in Österreich, ohne anklagenden Unterton, weder von rechts

(böse Migranten!) noch von links (arme Migranten!). In der aktuellen Ausgabe, in einer Geschichte

über die Frauen aus Südosteuropa, sagt eine von ihnen:

"Ich will eben alles, vom passenden Lippenstift bis zum Doktortitel." Ein adrettes Styling,

ein perfektes Heim und eine steile Karriere. "Weder das Konzept der Gender-Verfechterin

noch das der glücklichen Hausfrau lässt sich auf die sogenannte  Ostblock-Tussi anwenden",

schreibt eine andere. Die Emanzipation sei im Osten weiter vorangeschritten als im Westen,

die Frauen dennoch attraktiver, so die Conclusio.

"Bei mir regt sich sogar die Oma auf, wenn ich ohne Lippenstift bei ihr auftauche",

sagt Ilonka aus Bulgarien.

Da kann die autochthone Jugend ja noch was lernen von den Zuwandererkids. Neulich bin ich

mehr oder weniger versehentlich ins Szenelokal "Fluc" am Praterstern hineingeschneit.

So ähnlich, dachte ich mir da, muss es in einer Soldatenkneipe während des Zweiten Weltkriegs

auch ausgesehen haben: Alle de facto im Einheitslook, in Schwarz, Grau, Dunkelgrün noch das

Höchste der Gefühle. Wer hingegen jemals in einer Jugo-Disco (klingt zwar despektierlich,

die "biber"-Kollegen verwenden es aber auch) auf der Balkan-Meile in der Ottakringer Straße war,

wird bestätigen können, dass es dort nicht nur heller aussieht, sondern bei Weitem auch lustiger

zugeht.