Die Supa-Helden ziagn vom Ausland eine!

04. März 2014

Superheldinnen mit Kulturkonflikt, Kopftuch oder Burka?! Muslimische  Powerfrauen spielen in der Comic-Welt schon lange eine Rolle und kämpfen neben Wolverine, Superman und Hulk. Dass aber die neue Vorzeige-Superheldin „Ms Marvel“ persönlich einen pakistanischen Migrationshintergrund besitzt, haut selbst Comic-Liebhaberin und biber-Redakteurin Nour Khelifi vom Hocker.

 

Von Nour Khelifi

 

Blonde, wallende Mähne, Kurven so weit das Auge reicht und wer sich daneben benimmt – hauptsächlich Männer – bekommt auf die Fresse. So kannten Comic-Fans die bisherige Ms Marvel.  Doch das Comic-Imperium beschloss mit der Zeit zu gehen und einen realistischeren Charakter zu schaffen. Dunkle Haare und Teint, eine wütende Faust verziert mit bunten Ringen, ein Teenager in seiner Blütezeit eben – die neue Ms Marvel ist rebellisch unterwegs.

 

Pakistani-Power
Noch eine Superheldin? Braucht doch kein Mensch, dachte ich mir. Bis ich ihren Namen gelesen hab – Kamala Khan. Klingt nicht gerade sehr amerikanisch. Es stellt sich also heraus, dass Kamala Khan eine US-Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln ist. Und sich mit Problemen wie Schule und Familie rumschlagen muss. Und Muslima ist. Warte, was? Muslima?
Fäuste so groß und mit einer Power, dass sie dich ins Nirvana befördern können. Beine, die länger sind, als die von Heidi Klum. So sieht die Superkraft Kamalas aus. Sie kann ihren Körper nach Lust und Laune formen. Da wird Kalorien zählen plötzlich überflüssig.

Die Macher der neuen Ms. Marvel, G.Willow Wilson und Sanaa Amanat, wollten eine Figur kreieren, mit der sich viele Mädchen identifizieren können, Migrationshintergrund hin oder her. Wenn wir uns ehrlich sind, erkenne ich mich aber eher in Kamala wieder, als meine blonde Freundin Lisa. Sanaa Amanat ist selbst Amerikanerin mit pakistanischen Wurzeln und hat den größten Teil ihrer Erlebnisse in Kamala einfließen lassen. Somit ist Kamala ein Vorzeige-Mädl des amerikanisch-muslimischen Lifestyle.
 

Dust kämpft bei den X-Men gegen das Böse. Mit Burka gegen das Böse
Kamala ist übrigens nicht die erste Muslimin in amerikanischen Comics, mit der die traditionellen Stereotypen und Geschlechternormen konfrontiert werden.

Jeder kennt Wolverine und die übrigen X-Men. 2002 widmete Marvel Comics einem speziellen Mädchen eine komplette Serie. Sooraya Quadir, alias Dust, trägt eine Burka und kann sich in einen tödlichen Sandsturm verwandeln. Durch Wolverines Hilfe kam sie nach New York, wo sie in den Kreis der Young X-Men aufgenommen wurde. In Amerika, dem Land der unbegrenzten Freiheit und Demokratie, ist die Burka ein No-Go. Dust muss sich also sowohl gegen ihre emanzipierten Superheldinnen-Kollegen durchsetzen, als auch mit waschechten Schurken fertig werden. Das schaffte sie ziemlich erfolgreich, bis Hulk meine Träume zerstörte und Dust endgültig vom Platz fegte. (Ich hasse dich Hulk!) Erstaunlich finde ich, dass Dust im kompletten Comic kein einziges Mal enthüllt wurde. Die Burka gibt dem Ganzen einen mysteriösen Touch, Ninja-Feeling pur! Weniger Arbeit und Stress für uns, dachten sich wohl die Zeichner. Dass es sogar Sequenzen gab, wo man Sooraya betend vorfand, hat mich auch ziemlich überrascht. Hier werden tiefe Einblicke in das Leben einer Super-Muslima gewährt. Marvel ist immer wieder  für eine Überraschung gut.

 

„Sie zalegt, Bruda!“
Auch diese Comic-Superheldin hat so einiges drauf: Faiza Hussain. Die Britin mit pakistanischen Wurzeln und Kopftuch ist erfolgreiche Ärztin. Nach einer Explosion durch eine gefährliche Kriegsmaschine fällt sie in Ohnmacht. Und träumt komischerweise von König Arthur und dem Schwert Excalibur. (Da muss einer der Autoren sicher zugeraucht gewesen sein, wer träumt schon von King Arthur?!) Seitdem nennt sich Faiza – Überraschung, Überraschung! - Excalibur. Aufgrund ihres unerschöpflichen Wissens in der Medizin kann sie alle Lebewesen in ihre kleinsten Bestandteile auseinander nehmen und neu zusammensetzen. Diese Frau „zerlegt“ alle, wortwörtlich, nach allen Regeln der Kunst. Meiner Meinung nach verkörpert sie einen Großteil der muslimischen Community: jung und erfolgreich, auch mit Kopftuch.
 

Is´ doch nur ein Comic!
Vergleiche ich die Comics miteinander, hat Marvel den Islam jedes Mal auf eine etwas andere Weise thematisiert. Ich finde, dass mit der neuen Ms Marvel der alltägliche Kampf zwischen zwei Kulturen und Identitäten sehr gut verkörpert wird. Bei Sooraya, dem sympathischen Mädchen mit der Burka, geht es mehr um die Religionsfreiheit. Burka bedeutet nicht gleich Zwang, es gibt eben Frauen, die sowas auch freiwillig tragen. Mit Excalibur greift Marvel ein ziemlich heiß umstrittenes Thema auf. Faiza ist der Inbegriff einer modernen muslimischen Frau, die ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten will. Integrationslektüre vom Feinsten, wenn man so will.

Die Reaktionen sind gemischt. Viele MuslimInnen weltweit sind begeistert von Ms Marvel. Sie scheint die muslimische Jugend in den USA sehr wahrheitsgetreu zu repräsentieren. Andere wiederum sehen es als einen Akt der Gotteslästerung, da die Heldinnen Superkräfte der  Extraklasse haben. Ich seh´ das da nicht so eng, für mich ist das nur ein Comic. Man muss nicht alles immer so streng sehen.
Ob die Menschen, die diese Comics auf die Beine stellen, wirklich mit islamophoben Vorurteilen aufräumen möchten oder das Ganze nur eine Marketingmasche ist, um Geld zu scheffeln, bleibt offen. Und dass ich von Dust wahrscheinlich nie mehr was lesen werde, nehme ich Hulk immer noch übel.

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