Ein Bub erkundet die Musik in Guča

06. April 2016

In Michael Beisteiners Buch „Die kreisrunde Reise des Ika Wendou“ begibt sich ein kleiner Bub auf die Reise zum Ursprung der Musik – und zwar zum serbischen Trompetenfestival nach Guča.

biber: Wie bist du Autor geworden?

Michael Beisteiner: Eines Abends konnte ich nicht einschlafen, weil sich Zeilen in meinem Kopf formuliert haben. Ich bin aufgestanden, habe sie aufgeschrieben und dann hat sich eine Riesenwelt der Sprache aufgetan. In weiterer Folge sind die ersten beiden Gedichtsbände erschienen, mit 18 der erste, zwei Jahre später der nächste. Ich habe für Magazine als Redakteur gearbeitet, einen Roman veröffentlicht und dann ist mein Sohn auf die Welt gekommen. 

Warum hast du dieses Buch geschrieben?

Ich wollte meinem Sohn etwas über die Gesellschaft, in der er aufwächst, mitteilen. Und da dachte ich mir: Wenn ich es für ein Kind schreiben kann, kann ich es auch gleich für alle schreiben. Ich möchte nicht, dass Kinder in Fantasiewelten flüchten müssen und diese reale Welt hinter sich lassen. Es gibt hier Unmengen an Entdeckungen zu machen. Realität und Fantasie muss man zwar unterscheiden können, aber sie sollten einander umspielen und sich zu einem Ganzen zusammenfügen.

Was machen Kinder besser als Erwachsene?

Sie sind unvoreingenommener, naiver und gehen offener an Dinge heran. Sie haben viel weniger Grenzen und Blokladen, sie können Dinge komibinieren, die für uns zu weit auseinander liegen. Das können Erwachsene aber auch wieder ausgraben, man muss sich nur die Zeit nehmen und es wieder finden.

Wie kamst du auf das serbische Trompetenfestival Guča?

Ich war zum 50. Jubiläum auf dem Festival und da war mir klar: Hier muss die Geschichte beginnen, hier gehört das einfach her. Es konnte gar nicht anders sein. Dort sind die Straßen vollgestopft mit Menschen, überall sind Tubas und Trompeten. Tag und Nacht ist andauernd Musik, ich habe nur gestaunt über diese unglaubliche Stimmung. Dort ist nicht alles so durchorganisiert wie hier, du gehst einfach hin und feierst halt mit. Es ist chaotischer und alles drunter und drüber und das erwarte ich mir von einem Festival.

Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?

Ohne Musik könnte ich nicht leben. Wenn ich längere Zeit keine Musik höre, habe ich das Gefühl zu ersticken. Wenn wir Musik hören, nehmen wir die Welt wahr, als würde sie verzaubert sein. Aber das ist sie eben nicht, sie ist wirklich so und die Musik enthüllt das eben.

Wie ähneln sich Ika, der Hauptcharakter deines Buches, und dein Sohn?

Sie sind beide 8-jährige Jungen, die sehr wiff und aufgeweckt ist. Neugierig, selbstbewusst, schnell im Denken und Kombinieren. Sie stellen Fragen und sind auch fähig Kritik zu üben.

Hat er dein Buch gelesen?

Ich lese ihm gerade jeden Tag ein Kapitel vor und es gefällt ihm. Am Anfang war er aber ein bisschen eifersüchtig, dass ich jetzt so im Mittelpunkt stehe.

Deine Frau ist Serbin, wie ist es in eine Balkanfamilie einzuheiraten?

Naja, ich habe ein anderes Verständnis von Privatsphäre (lacht). Du kannst in Serbien nicht zehn Minuten alleine sein, ohne dass dich wer ruft. Aber wie ich das sehe, geht das dort keinem ab. Dafür ist eine riesengroße Herzlichkeit da. Weniger Privatsphäre, dafür mehr Herzlichkeit. Manchmal merkt man, dass diese Kulturen aufeinander prallen aber das sind menschliche Beziehungen und da kommt sowas immer vor. Außergewöhnliche Probleme gab es keine. Mein Sohn ist nun halb-halb. Also in seiner Brust schlägt ein halbes Balkanherz, er wächst zweisprachig auf, er liebt es in Serbien zu sein. Ohne dass er es bemerkt, ist es schon ein großer Teil von ihm.

Was sind deine Pläne und Wünsche für die Zukunft?

Dass möglichst viele Kinder dieses Buch lesen und damit Spaß haben. Das nächste Buch ist schon in Planung und ich hoffe es gelingt mir gut. Das Meer und die Farbe Blau spielen die Hauptrolle und es kann gut sein, dass Ika nach Kroatien reist.

 

Das Interview mit Michael Beisteiner ist in der März-Ausgabe von Das Biber erschienen.

 

“Die kreisrunde Reise des Ika Wendou” (ibera, ab 7 Jahre)

von Michael Beisteiner

mit zahlreichen Illustrationen von Alex Nemec

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