Ich paff' nicht, Daddy!

20. Dezember 2019

Was haben wir uns nicht aufgeregt, wir Österreicher, als das Rauchverbot kam. Und wir Jugos erst. Müssen wir doch schon vor unseren Eltern die Liebe zum Glimmstängel verheimlichen. Is Respekt, weißt du…

Die Jugos tun mir schon ur leid. Mit dem generellen Rauchverbot seit 1. November können sie ihrer Lust zu qualmen auch nicht mehr im Klub frönen. Dabei müssen sie sich schon vor der familiären Raucherpolizei hüten. Sich einfach so vor den Eltern eine anzuzünden wäre nach unserem Moralverständnis genauso unangebracht, wie nackt vor ihnen herumzuspazieren. Das hat mich übrigens immer extrem irritiert in der Schule, wenn ich hörte, dass das normal sei in manchen Familien. Ehm, nein, nein. Vor den Eltern nackert sein oder rauchen - so etwas tun wir nicht. Vor allem wir Töchter nicht. Das hat was mit Respekt zu tun, weißt du… Was genau, weiß keiner so genau.

„Tata, die gehören mir nicht“

Also schleichen wir uns zum Paffen hinters Haus. Auch weit nach der Volljährigkeit. Da kenn’ ich so einige Altersgenossinnen, die ihre Eltern im Glauben lassen, das Tschikpackerl wäre von „einem Freund“. Ich kann keine Namen nennen, sonst hab’ ich am Ende des Textes keine Freunde und keine Familie mehr. Mama und Tata bleiben dabei gerne im Unklaren. Das stille Abkommen, sich im Zweifelsfall doch selbst zu belügen über den Tabakkonsum des eigenen Kindes, ist für alle  Beteiligten äußerst beruhigend. Das führt dann zu Absurditäten wie jenen, dass eine Verwandte sich beim Familienfest für eine Zigarette hinausschleicht, während drinnen im Wohnzimmer ihre kleine Tochter vom Opa und den zehn anderen Gästen mit Nikotin zugenebelt wird. Weil, wieder Respekt und so: Den Gästen kann man doch nicht einfach direkt das Rauchen verbieten.

Die Emanzipation des Saufens

Beim Trinken sind die Jugos wiederum sehr tolerant und fortschrittlich. Der Alkoholkonsum am Balkan genießt gesellschaftliche Akzeptanz. Der Gastgeber ist eingeschnappt, wenn er nur Wasser einschenken darf, anstatt eine Flasche Schnaps aus Opas Selfmade-Brennerei zu köpfen. Alkohol ist aber auch Medizin und Tradition. Ich hab’ meinen ersten Schwips mit drei gehabt, bei den Großeltern im Dorf vom hausgemachten Spritzer. Und alle fanden es ur lustig und süß. Längst dürfen auch Frauen dezent mitsaufen. Vor 30 Jahren sahen die Balkandamen noch mit 'ner Fanta am Festtisch ihren abgestürzten Göttergatten zu, wie sie die letzten Hunderterscheine des Monatsgehalts im Dekolleté der Sängerin versenkten. Mittlerweile ist es voll ok und emanzipiert, an einem Gläschen „Frauen-Alkohol“ der Sorte Bailey’s oder roter Wodka zu nippen. Aber wer an einem nippt, nippt auch am zweiten und hat Bock auf ‘ne Tschick. Also hinaus in die Kälte. Da steht dann bestimmt schon ein paffender Verwandter. Verdammte Raucherpolizei….

 

 

 

 

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