Krieg der Karren

21. September 2011

Es gibt Nobelbezirke und "Ausländerbezirke",  die einen sind reich, die anderen arm. Wirklich?
Geht es nach den Pferdestärken, ist die Sache nicht mehr so eindeutig. Im ultimativen
PS-Check bittet biber die Bezirke zum Duell.

Von Amar Rajkovic und René Wallentin (Fotos)

 

 

In der einen Ecke OTK, wo auf der Ottakringer Straße Luxuskarren um die Wette glänzen und der staunende Passant seinen Besuch auf der nächsten Auto-Messe getrost absagen kann.

In der anderen Neubau, wo die Bobos mit ihren Hornbrillen, verschnittenen Haaren und Viennale-Quertaschen vor dem Café Europa posen.

Die Karren-Show jenseits des Gürtels interessiert den PS-Schwachen Bobo, der zum Schutz der Umwelt Rad fährt, nicht. Träumt der typische OTKler vom Mercedes AMG, Audi S5 oder 7er-BMW, holt der Bobo bestenfalls am Wochenende seinen Twingo aus der Garage, weil es zum Picknick am Neusiedersee mit dem Rad dann doch zu weit ist.

 

 

 

In der einen Ecke Rudolfsheim-Fünfhaus mit seinen von Handy-Shops, Sexsalons und Wettcafés gesäumten Ramsch-Straßen à la Felber und Sechshauser. In der anderen Ecke Hietzing mit seinen von Bürgerhäusern, Designer-Villen und schmucken Vorgärten gesäumten Alleen.

Im direkten PS-Vergleich säuft der Nobel-Hobel-Bezirk trotzdem ab. Das liegt vielleicht daran, dass in Fünfhaus fast 50 Prozent Migranten leben, die ihren letzten Groschen in Titanfelgen, Heckspoiler und Sportsitze stecken, während die Hietzinger die letzten Millionen ins Zweithaus am Wörthersee oder die Aktien fürs Töchterl stecken. Übrigens: Fette Karren, die in Villen-Garagen versteckt sind, zählen nicht. Wer PS hat, zeigt PS.

 

 

 

In der einen Ecke Favoriten, das proletarische Herzen von Wien. Die gutbürgerliche Wieden in der anderen Ecke. Zwei Nachbarn, zwei Welten im PS-Duell. Wenn Samstagabend die Favoritner Quellenstraße wieder einmal zum Catwalk für frisch polierte Boliden wird, wo 250-PS Cabrios die Fenster der Anrainer erzittern lassen, schleichen in Wieden kleine E-Autos hinter Radfahrern dahin. Am Naschmarkt parken Öko-Kisten, mit denen PS-bewusste Favoritner nichteinmal ihre Omas fahren lassen würden. Dann wird klar, welcher Bezirk im PS-Duell Staub schluckt.

 

 

 

 

Bereich: 

Kommentare

 

die unterschiede könnten auch daher beruhen, dass viele migranten oft "runter" fahren und deshalb stärkere autos nehmen. mit einem twingo oder einem smart lässt sich die lange strecke nicht besonders gut bewältigen.

im vergleich dazu, wer von den österreichern das auto nur für die großstadt nutzt, hat verdammt recht, sich ein kleineres auto zu nehmen. bei den parkproblemen, schafft man mit nem smart jede parklücke.
und auf urlaub fliegen sie lieber, was auch klug ist.

 

host owa sehr gut analysiert :)

 

Ich finde nicht undbedingt, dass es Klug ist mit dem Flugzeug zu Fliegen, wenn es Auto als Alternative für die Destination besteht.
Während hier auf "dem Boden" die Bäume theoretisch die Treibhausgase (vollkommen) absondern könnten, besteht diese Möglichkeit in der Stratosphäre überhaupt nicht. (Denn die Möglichkeit Bäume in die Stratosphäre zu Pflanzen besteht leider nicht). Selbst durch eine Geänderte Umweltpolitik wird es keine Möglichkeit geben die externalisierte Kosten (bzw. Schaden) zu integrieren.

Einfach gesagt: Flugzeuge sind für die Umwelt ganz ganz Böse.

Wir hatten diesen Sommer (was übrigens noch immer aktuell ist) eine Große Dürre in Afrika, was z.T. - obwohl wissenschaftlich nicht bewiesen - auf die globale Veränderung des Klimas (verursacht eben durch Treibhausgase - und zum sehr grossen Teil durch Flugzeuge) zurückzuführen ist. Dadurch entsteht die "gerechte" verteilung: Die reichen fliegen, die ärmsten zahlen dafür (vielleicht nicht mit Geld, sondern mit dem Leben ihrer Kinder.)

Vielleicht ist es dann doch klug mit dem Flugzeug zu fliegen, aber doch ziemlich egoistisch.

----
Aber nun zurück zum Thema mit den Fetten Karren. Diese sind ja auch nicht umweltschonend.
Standard hat mal ein Bericht gebracht:

http://dastandard.at/1304553865594/Migranten-und-Umweltschutz-Nuekleer-H...

"In Österreich weiß man im Grunde nichts über das Umweltbewusstsein von MigrantInnen."
weiters heisst es, dass die Migranten, wenn es um Umwelt geht kaum bis gar nicht angesprochen werden - daher wissen sie vielleicht wenig darüber.
Ich z.B. muss immer wieder meinen albanischen Hausbesorger erklären dass die Öko-box nicht vor der Haustür steht, weil ich nicht weiss wo Mülltonne ist. Oder vielleicht muss ich ja gar nicht so weit gehen, und nur diesen Bericht anschauen: PS-zahl wurde dargestellt, CO2 ausstoß dafür nicht... (schade)

---
Was mich eigentlich (durch das schreiben dieses Kommentars ist mir die Frage aufgetacht) interessiert ist:
In vielen Artikel wird berichtet, dass Migranten ein höheres "Gemeinschaftsgefühl" haben, als die Schwabos. Daher müsste Umweltschutz uns alle angeht, müsste es für die Migranten auch wichtiger sein oder?

 

die umwelt betreffend hast du recht. ich habe das mit dem "fliegen" auf die bequemlichkeit bezogen. es ist noch immer bei vielen üblich bis zu 20 stunden und mehr mit dem auto in die heimat zu fahren.
nur einige greifen auf flüge zurück.
ob man sich bei den flugangeboten im vergleich zum auto etwas spart? man kann darüber diskutieren und erfahrungswerte sprechen lassen.
vor allem, wenn man bedenkt, wie viel diese "starke karren" an treibstoff verschlucken.
noch dazu hängt es ab, woher jemand kommt. fährt man in ein dorf, weit vom flughafen weg und ist dann im ort selber auf das auto angewiesen, wird sicher auch ausschlaggebend dafür sein, warum man sich ein bestimmes auto kauft.
1. auto soll die lange fahrt gut überstehen und man selber auch.
2. natürlich spielt bei einigen auch prestige eine rolle.
viele wollen ihren status durch das auto definieren und im dorf mit einem mercedes ankommen, statt mit einem kleinwagen.
aber jeder für sich erzählt die geschichte. ich greife nur auf annahmen und erfahrungswerte durch beobachtung zurück. ich selber besitze kein auto und habe auch nicht vor mir für wien eines zu kaufen. die öffis sind der hammer.
und wenns mal auf urlaub gehen soll. die heimat habe ich oft genug gesehen.
ich will mehr von er welt sehen.
und durch das nicht vorhandene auto, spart man sich dann für den flug einiges, auch für längere destinationen.
und das erlebnis in weit entfernte länder zu reisen ist ab und zu unbezahlbar.

 

das auto war für jugos immer mehr statussymbol als transportmittel. und natürlich fuhren sie damit immer schon "runter". je dicker die kiste und je deutscher die nummerntafel drauf, desto größer das ansehen. deshalb sind damals auch viele mercedes jahrelang in YU mit deutschen kennzeichen gelaufen, obwohl der besitzer oft schon lang wieder in YU daheim war - und daheim geblieben ist.

schon in den 70er jahren nach dem motto - hauptsache groß und schnell und vor allem billig gekauft - technischer zustand war völlig egal - die kisten waren zu mehr als 90% in abenteuerlichem zustand - wichtig war nur die optik und dass es irgendwann mal der oberklasse zuzuordnen war...

bei den türken war das damals noch nicht so ausgeprägt, deren autos waren zwar durchwegs noch schlechter im technischen zustand, aber sie fuhren zumeist kleinbusse oder kombis. und nobelkombis gab es in den 1970er jahren noch nicht. nix BMW und nix Mercedes. Die einzigen Mercedes Kombis in denen man damals fahren konnten waren Rettungswagen oder Leichenwagen. nun - die wurden auf der gastarbeiterroute auch von den türkischen reisenden überproportional verwendet...

hab das aus meinen projektrecherchen :-)

viele grüsse,
fred

 

hallo amar & rené,

 

könnts mir die quellen für die ps/kopf-angaben nennen?

Das könnte dich auch interessieren

Empowerment Special, Helin Kara, Zieh dich mal an wie eine richtige Fau
Oversized Klamotten sind voll im Trend...
Empowerment Special, Luna Al-Mousli, Sei netter zu den Österreichern
  Von Luna Al-Mousli, Fotos: Zoe...
Empowerment Special, Banan Sakbani, Wenn Blicke stärken
Banan Sakbani kennt das Gefühl, für ihr...

Anmelden & Mitreden

17 + 0 =
Bitte löse die Rechnung