Schüler biber : Ich bin eine Berlinerin

09. Februar 2011

Berlin. Partymetropole und Stadt der Wiederveinigung von Ost und West. Auf Klassenreise atmeten wir ein Stück Berliner Flair und begaben uns auf die Spuren der Geschichte.

Von Eva Kormout (Text und Fotos)

Wien, Flughafen. Es ist fünf Uhr morgens. Ich kann es kaum erwarten, bis unser Flieger um sieben Uhr abhebt und ich dann vierzig Minuten lang einnicken kann. Einen so frühen Flug zu nehmen ist die billigste Variante, um in die Partystadt Berlin zu kommen. Mit der Bahn zahlt man ein bisschen mehr und fährt neun Stunden länger.

 

Schlaflos in Berlin
Endlich angekommen, Koffer in der Jugendherberge abstellen und auf geht’s. Die erste Station ist der Zoo, der sich nicht besonders von anderen unterscheidet. Tiere, Gehege, Käfige. Aber als wir wenige Stunden später auf der Reichstagskuppel stehen, habe ich einen guten Überblick über jene Stadt, die ich in den nächsten Tage erkunden werde.
Unfassbarer Hunger regte sich in unseren Bäuchen. Ab geht’s nach Kreuzberg, ins Multi-Kulti-Viertel Berlins, wo eine Fressbude neben der anderen ist. Nachdem Berlin die Hochburg des Kebab ist, würde sich ein Döner anbieten. Oder doch lieber eine Currywurst?

 

Mauer goes Street Art
Nach der Currywurst geht’s am nächsten Tag zu einem weiteren Wahrzeichen: Der Berliner Mauer, die diese Stadt und viele Familien noch bis vor 20 Jahren in zwei Teile trennte. Sie ist nur mehr teilweise erhalten, etliche Street-Art-Künstler haben sich mit ihren Graffitis darauf verewigt und Geschichte in die Gegenwart geholt.
Auch dort wo die Mauer niedergerissen ist, wurde sie sichtbar gemacht – in den Boden gedrückte Ziegelsteine markieren den Verlauf durch die ganze Stadt.

 

Kein Ausweg
Unweit vom Checkpoint Charlie, dem berühmtesten Grenzübergang zwischen Ost und West, ist ein weiterer blutiger Teil der Geschichte zementiert. Vor dem jüdischen Museum stehen auf 19000 Quadratmetern etliche Betonsäulen, die an die Holocaustopfer erinnern.
Betritt man das Gelände, fällt der Weg ein wenig ab, die grauen Steine werden immer höher bis man irgendwann in der Mitte steht und außer den Säulen nichts mehr sieht. Ich habe ein wirres Gefühl im Magen – und obwohl man locker hinausfindet, fühlt man sich gefangen. Keinen Ausweg finden, hämmert es in meinem Kopf, wie vielen ist es im zweiten Weltkrieg wohl so ergangen?

 
Kunst? Ich kenne diese „Kunst“ nicht!
Die Gegend rund um die U-6-Station „Oranienburger Tor“ erinnert an den 7. Bezirk. Bobo- und Designläden reihen sich an Caféhäuser, vor denen Künstler sitzen. Hier befindet sich auch das Kunsthaus Tacheles. Das ehemalige Kauf- und Bürohaus stand 1990 kurz vor dem Abriss. Es wurde besetzt und die Künstlerinitiative Tacheles verhandelte mit der Baudirektion und durfte das Gebäude behalten. Heute ist es das Kunst-, Aktions-, Veranstaltungs- und Kommunikationszentrum Berlins. Ich habe mich sofort verliebt und würde ich hier leben, wüsstet ihr nun genau, wo ihr mich finden könntet.

Bye, bye Love!
Zum Abschluss gingen wir noch in das Lokal ums Eck und bestellten einen „Weißen g’spritzten“, obwohl Alkohol auf Klassenfahrten verboten ist. Aber als ob es eine Verschwörung wäre, erklärte uns der Kellner, dass er uns das nicht verkaufen würde. Kriegen wir in dieser Stadt nicht einmal ein Gläschen Wein zum Anstoßen? Aber eine „Weißweinschorle“ können wir haben. Am nächsten Tag stand ich wieder am Flughafen: „Bye, bye Berlin. Ich komme bestimmt wieder.“

 

 

 

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