Schwarz gegen Weiss

25. Mai 2008

Rassistische Fanausschreitungen in Brüssel

 

Als ich gestern die Meldung von den Krawallen in der belgischen Hauptstadt las, dachte ich mir zuerst, es seien gewöhnliche, arrangierte Treffen von verfeindeten Hooligan Gruppierungen. Schließlich sorgen die „Fans“  des Traditionsvereins RSC Anderlecht seit Jahren für Gesprächsstoff und genießen europaweit einen zweifelhaften Ruf von gewaltbereiten und randalierenden Anhängern. In diesem Fall sind es leider keine an der Tagesordnung stehenden Massenschlägereien, sondern rassistisch motivierte Straßenkämpfe zwischen weißen Anderlecht Hooligans und Jugendlichen aus Einwandererfamilien – hauptsächlich aus Maghreb, die die Öffentlichkeit beschäftigen. Die aus ärmeren Sozialschichten stammenden Marokkaner, Algerier folgten einen Aufruf im Internet „alle weißen Fans des Fußballvereins anzugreifen“.  Die aufgebrachten Randalierer zogen durch die Stadt,  verwüsteten Telefonzellen und schlugen Schaufensterscheiben ein. Vier Metrostationen mussten vorübergehend gesperrt werden.

Dieser Gewaltaufforderung war eine Prügelei zwischen Anderlechtfans und jungen Afrikanern vorangegangen. Es gibt mehrere kursierende Gerüchte, welche noch nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft wurden.  Die Schuldfrage sollte in diesem Zusammenhang ohnehin eine sekundäre Rolle spielen. Die Tatsache, dass Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, Religion und kulturellem Hintergrund aufeinander losgehen ist mehr als beunruhigend. Die „Vlaams Belang“ um Philip Dewinter wird natürlich bedacht sein diese Vorfälle zu kommentieren und aus der entstandenen Verunsicherung in Bevölkerung weiteren Hass zu schüren. Dies wird für weitere Konflikte und Distanzierung zwischen den betroffenen Parteien beitragen. Es ist durchaus vorstellbar, dass der Zwischenfall eine Gewalteskalation auslöst und nicht – wie man annehmen könnte – als Abschreckung dienen wird. Die Ausländerproblematik betrifft freilich nicht nur Belgien, beinahe jedes europäische Land ist ein Einwandereland, es wirft auch einen unangenehmen, dunklen Schatten auf die bevorstehenden EM in Schweiz und Österreich. Vergessen sind die Bilder aus Deutschland von jubelnden Fans verschiedener Nationalitäten, gegenwärtig hingegen die Erinnerungen an Daniel  Nivel, der von deutschen Hooligans lebensgefährlich verletzt wurde. Fußball als Instrument zu expliziter Gewalt oder doch eine Sportart mit hoher Integrationskomponente. Die Geister scheiden sich bei dieser Frage, klar ist jedoch, dass in letzter Zeit rassistische Überfälle zugenommen haben (Townships in Südafrika, öffentliche Gewalt gegen Afrikaner, Inder in Ostdeutschland) und die Utopie von einer in Einklang lebenden, toleranten und gerechten Welt in weite Ferne gerückt ist.

Kommentare

 

danke für den bericht amar!

 

hehe, juhu zumindest ein kommentar - ich hab anscheinend keine reißerischen themen.

 

joj culigung da opet umaram mit komm.ansätzen. ich bin zurzeit auf diesem DA-Tripp.
Das thema is super...und wie alles von dir süper geschrieben. aber wahrscheinlich sind wir im ösiland noch die wenigen glücklichen ausländer, die hier ohne größere ausschreitungen leben können. fazit: nachrichtenwert: keine persönliche betroffenheit, alla ja ja in österreich schlagen wir uns auch die köpfe ein. oder oooo mein gott, mein onkel hat da auf die fresse bekommen.
ich lese es interessiert, aber emotional aufwühlen tuts mich in grenzen bis garnicht.
die leute regen sich mehr auf, wenn die sensationspresse neue feindbilder schafft, oder alte aufleben lässt. dann reagiren die leute seeehr emotional..und haben dann soooviel zu sagen.
türken - kurden - serben - kroaten - bosnier -
das nächste thema kommt bestimmt :))

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