Serbischer Botschafter im Interview: "Serbisch als Amtssprache ist denkbar"

04. Januar 2011

Seit einem Jahr ist Milovan Božinović nun als Botschafter Serbiens am Wiener Rennweg im prunkvollen Otto-Wagner-Gebäude tätig. Der Diplomat über Luxusvillen, seinen Faible für Kärnten und wieso er sich Serbisch als Amtssprache vorstellen kann.


Von Ivana Cucujkić und Christian Müller (Foto)

 

BIBER:
Sie sind seit einem Jahr in Wien. Fällt Ihr Resümee auch so schlecht aus wie das des türkischen Botschafters?

MILOVAN BOŽINOVIĆ:
Ich kann da überhaupt nicht klagen. Mir persönlich geht es gut, die bilateralen Beziehungen entwickeln sich auch gut und ein Viertel Million Serben sind gut integriert.

Wie sieht für Sie der Austro-Serbe von morgen aus?

Die Serben haben einen Grund, dankbar zu sein, in Österreich eine neue freundliche Heimat gefunden zu haben. Mein Wunsch ist es, bis zum Ende meines Mandats (2013) einen perfekten Österreicher mit serbischen Wurzeln im österreichischen Parlament zu sehen! Ein serbischer Obama in Österreich!

 

Was halten Sie von der Idee, dass Serben eine anerkannte Minderheit in Österreich werden?

Das ist ein sehr interessanter Gedanke. Wir als diplomatische Vertretung werden sicher als Dialogpartner zwischen den hiesigen Serben und ihren Staat Österreich zur Verfügung stehen.

Das würde bedeuten, dass Serbisch als Amtssprache in Schulen und Ämtern erlaubt wäre!

Das ist denkbar und auch, vom Standpunkt der österreichischen Serben, wünschenswert. Der Staat Serbien wäre da sicher ein Partner, um zu helfen.  Das Recht müssen sich die österreichischen Serben jedoch alleine erkämpfen. Das können sie auch schaffen, weil sie das Privileg haben, gleichberechtigter Bestandteil einer liberalen, nicht xenophoben und rechtsstaatlich besinnten Gesellschaft zu sein.  


Die wirtschaftliche Verbindung zwischen Serbien und Österreich sind gut?

Absolut. Österreich ist heute der größte und wichtigste Investor in Serbien. Über 300 österreichische Unternehmen sind momentan im Land tätig und beschäftigen über 25000 Mitarbeiter. Das Volumen der Investitionen beträgt zurzeit 2,5 Milliarden Euro. Wichtig sind vor allem die österreichischen Banken und Firmen, die größere Bauprojekte in Serbien durchführen.

Es sind aber nicht nur die großen Unternehmen, die die serbische Wirtschaft ankurbeln. Die serbische Diaspora in Österreich schickt  viel Geld ins Heimatland.

Das ist richtig, aber in der bisherigen Form nicht mehr optimal und immer weniger effizient. In den Neunzigerjahren, als die Menschen unter den Sanktionen und der Hyperinflation gelitten haben, waren Devisen von Diaspora sehr willkommen. Mittlerweile ist die Hilfe „für die Armen“ nicht mehr notwendig. Die Gastarbeiter von damals schafften überdimensionale Privathäuser und andere luxuriösen Bauten, um ihre nichtüberwundene Heimatnostalgie und Zerrissenheit zu kompensieren. Die Töchter und Söhne dieser ersten Gastarbeiter-Generation haben es verstanden, dass dieses Geld ins Leere verschwindet. Und die Häuser bleiben auch leer. Das Geld wäre zum Beispiel in den Ausbau der Infrastruktur oder in anderen gesellschaftlich wichtigen Projekten gut investiert, das schafft Arbeitsplätze

Kürzlich machte man der serbischen Glaubensgemeinde in Wien ein Geschenk. Kardinal Schönborn vermachte den serbischen Orthodoxen die katholische Neulerchenfelder Kirche im sechzehnten Bezirk. Brauchen die Serben eine vierte Kirche?

Ob das jetzt wirklich Priorität hat, kann  ich nicht richtig einschätzen. Kardinal Schönborn, eine Persönlichkeit außerordentlichen Formats, die ich mehrere Male habe treffen können,  wollte halt eine nette Geste machen. Das hat unseren Patriarchen Irinej, der seinen ersten Auslandsbesuch in Österreich im September abstattete, sehr berührt.

Der türkische Botschafter beschwerte sich, dass er nur ein Mal von Österreichern nachhause eingeladen wurde. Teilen Sie das Leid des Botschafters?

Ich wurde einige Male eingeladen und darin sehe ich kein Problem. Das betrachte ich als Teil der österreichischen Kultur, die mir persönlich auch nicht fremd ist. Ich akzeptiere und respektiere das. Ein öffentlicher Kommentar diesbezüglich wäre für meine Begriffe eine Zumutung.  



wer ist er:

name:                                     milovan božinović
beruf:                                      serbischer botschafter in österreich
war vorher botschafter in:   schweiz und deutschland
sein traum:                            ein austro-serbe im parlament

 

 

INFO

Der serbische Botschafter sagt, es ware ein interessanter Gedanke, die Serben in Österreich als Minderheit anerkennen zu lassen.

 

 

Folgende Kriterien, die im Volksgruppengesetz verankert sind, muss eine ehnische/nationale Minderheit erfüllen:

 

  • österreichische Staatsbürger, die mehr als 100 Jahre bzw. drei Generationen im Land sind und zahlenmäßig zur Restbevölkerung relevant sind

  • nichtdeutsche Muttersprache und eine eigene Kultur

  • geballte Besiedelung in gewissen Gebieten

 

Nachdem ein Antrag beim Bundeskanzleramt eingereicht wurde, wird in einem langwierigen Prozedere im Nationalrat abgestimmt. Bei Zustimmung wird ein Volksgruppenbeirat eingerichtet.

 

Rechte einer autochtonen Minderheit

 

  • Recht auf eine eigene Amtssprache

  • Recht auf eine eigene Sprache in den Schulen

  • Recht auf Medien in der eigenen Sprache

  • Zweisprachige Kennzeichnung von Ortstafeln

  • Förderungen vom Staat für diese Maßnahmen

 

Anerkannte Minderheiten in Österreich: Slowenen (Kärnten), Kroaten (Burgenland), Tschechen (Wien), Slowaken (Burgenland), Roma, Sinti, Lowara

 

 

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Kommentare

 

"Serbisch als Amtssprache in Schulen und Ämtern" ..ahahahaha selten so gelacht! :D

 

hahahahahahaha ... serben gibt es doch endlich auf andere länder an euch zu reissen, slowenien, kroatien, bosnien, mazedonien, montenegro, kosovo ... mehr brauch ich nicht sagen :)

 

.

Du brauchst echt nicht mehr zu sagen... Dumm wirkst du sowieso schon.

 

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