Simon Kravagna: "Wo ist unser I-Mac?"

09. Dezember 2009

Nach fünf Einbrüchen in Folge wende ich mich an Frau Ministerin Maria Fekter.
Sollten Sie da nicht mal mehr tun?


Von Simon Kravagna und Lucia Bartl (Foto)

 

Sehr geehrte Frau
Innenministerin, leider ist unser schöner I-Mac weg. Die Täter haben unser Schloss geknackt und ihn mitgenommen.
Er war der einzige seiner Art im biber-Büro und wir hatten ihn alle sehr lieb gewonnen. Ob er auf dem Weg nach Moldawien
ist oder bereits am Naschmarkt verscherbelt wurde, das wissen nur die (unbekannten) Täter.



Private Einbruch-Statistik
Ich würde Ihnen nicht schreiben, wenn das der erste Einbruch wäre – Diebstähle und Einbrüche gehören in einer Metropole ja bis zum gewissen Grad dazu. Und solange wir nächtens sicher durch Wien spazieren, wollen wir nicht kleinlich sein. Nur langsam nervt es – meine private Kriminalitätsstatistik der letzten Jahre: Einbruch in meine Wohnung. Zwei Einbrüche bei meinen Geschwistern. Einbruch bei meiner Liebsten. Und vor ein paar Wochen: Einbruch im biber-Büro. Nicht enthalten sind alle Einbrüche bei Freunden, Bekannten oder Mitarbeitern.


Handtasche weg, alles weg
Ich weiß, Sie kennen das bestens. Während Sie beim Italiener mit den Mitarbeitern speisten, wurde Ihnen die Handtasche von der Stuhllehne geklaut. Da war alles weg, Handys, Bankomatkarte, Kreditkarten, Reisepass.

Ausgeräumte Polizei-Wohnung
Immerhin zeigt das nur, dass es in Wien jeden treffen kann. So räumten Unbekannte auch die Wohnung des Wiener Landespolizeikommandanten Karl Mahrer aus. Für alle, die Mahrer nicht kennen: Das ist der freundliche Polizist, der im Heute regelmäßig Sicherheits-Tipps gibt – etwa wie man sich vor Einbrechern schützt.

Nette, aber verzweifelte Beamte
Offenbar sitzen wir alle im gleichen Boot. Wäre es da nicht an der Zeit, etwas mehr Elan zu zeigen? Und damit meine ich nicht, die Fremdenrechtsbestimmungen zu verschärfen, weil das am einfachsten ist und immer Applaus von Krone und Co. bringt. Das hatten wir bereits und das Ergebnis ist bekannt. Persönlich kann ich über Ihre Beamten übrigens nicht klagen. Sie waren nach jedem Einbruch nett und einfühlsam. Nur eines haben sie klar gemacht – es gibt zu wenig Personal, kein Konzept der Führung – daher wenig Motivation.
Was also tun?

Soldaten und die Stadtwache
Anders als die SPÖ Burgenland, in deren Zentrale in Eisenstadt vor kurzem auch eingebrochen wurde, fordere ich jetzt nicht das Bundesheer auf, einen Soldaten vor das biber-Büro zu stellen (obwohl uns das gefallen würde). Ich glaube auch nicht – wie die
FPÖ –, dass die Schließung der Ost-Grenzen (wie soll das gehen?) die Lösung wäre. Es könnte sein, dass diese Stadtwache etwas bringt, die Sie und die Wiener ÖVP seit Jahren fordern. Man könnte das Ganze ja etwas hipper nennen und dann wäre möglicherweise die SPÖ dabei.
Nur ehrlich: Bevor man eine neue Behörde aus dem Boden stampft, zeigen Sie doch einmal als Ministerin vor, wie Sie mit Ihren Leuten die Sache in den Griff bekommen. Die „Soko-Ost“ war offenbar ein Reinfall. Und der vermehrte „Einsatz“ von Postlern
bei der Exekutive wird vermutlich auch nur helfen, die Einbrüche besser zu verwalten, anstatt sie zu
verhindern. Jetzt soll es ja einen neuen „Masterplan“ geben – na da sind wir alle sehr gespannt.

Kriminalbe amter und Ausländer
Zurück zum Tatort biber-Büro: Der werte Kriminalbeamte im grünen Tarnanzug hat auf unsere Frage, wie man solche Einbrüche verhindern kann, nur gemeint: „Wenn ich das sage, heißt es wieder, ich bin ausländerfeindlich.“ Die bestohlenen biber-Redakteure – achtzig Prozent mit Migrationshintergrund, haben schön gestaunt.

Lieber Herr Kriminalbeamter, liebe Frau Innenministerin, nicht nur die Inländer, auch viele „Ausländer“ in Wien sind Zielscheibe von Kriminellen. Insofern wäre es gut, endlich zwischen Integrationspolitik und Kriminalitätsbekämpfung unterscheiden zu lernen.


Ihre Meinung an: kravagna@dasbiber.at

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Collage: Zoe Opratko
   Keine Bevölkerungsgruppe wird in...

Anmelden & Mitreden

1 + 4 =
Bitte löse die Rechnung