"Studie" des Innenministeriums über Türken: Warum hier viele Fragen offen bleiben

24. Oktober 2009

Im heutigen Kurier findet siche eine "Studie" über den Integrationsstand von Migranten in Österreich. Das Ergebnis: Die Ausländer machen sich generell ganz gut, nur viele Türken wollen sich nicht integrieren. Für diese sei die Religion wichtiger als der österreichische Staat und dessen Gesetze und selbst die türkische Jugend wünscht sich mehrheitlich, dass islamisches Recht in unser Justizsystem einfließen sollte.

Das ganze ist eine Auftragsarbeit des Innenministeriums (ÖVP), die Umfragen durchgeführt hat Peter Ulram vom GFK-Institut. 

Bekanntermaßen ist biber selbst oft Gegenstand von Kritik aus nationalistisch-religiös-motivierten türkischen Kreisen. Und wie wir selbst einfach aus Erfahrung wissen, gibt es nicht zu Unrecht auch Kritik an gewissen Teilen der türkischen Community. Wir sind also weder blind noch naiv und werden alles was uns nicht passt auch weiter thematisieren.

Ich will auch gar nicht sagen, dass viele Ergebnisse nicht auch zutreffen könnten. Nur würde ich mir wirklich wünschen, wenn bei so einem sensiblen Thema mehr wissenschaftliche und interkulturelle Kompetenz einfließen würde.

Weder geht aus dem veröffentlichten Teil der Studie hervor wie viele Türken befragt wurden, noch ob diese auf Deutsch, am Telefon, in ihrer Muttersprache oder sonst wie kontaktiert und ausgewählt wurden. Wir wissen alle, dass diese Fragen einen Unterschied machen können - auch weil wir selbst bereits Umfragen durchgeführt haben.

Biber-Redakteur Teoman Tiftik hat gegenüber dem Kurier zudem richtigerweise festgehalten, dass schon eine Frage nach dem islamischen Recht höchst unterschiedlich interpretiert werden kann. Der Herr Ulram versteht darunter vielleicht die Scharia, der türkische Befragte vielleicht das religiöse Gebot, fünf mal am Tag zu beten.

Und wie würde übrigens die Mehrheit der Österreicher antworten, würde man sie fragen, ob der "Katholizismus ins heimische Justizsystem" einfließen sollten? Jeder würde hier etwas anderes darunter verstehen. Und ich wette, es würden nicht gerade wenige Österreicher dieser Forderung zustimmen.

Zudem wäre es einfach schön, wenn solche "Studien" von anerkannten wissenschaftlichen Institutionen wie dem IHS oder der Akademie der Wissenschaften durchgeführt werden würde oder aber von einem Meinungsforschungsinsitut in Kooperation mit Fachleuten - und nicht von jemanden, der in der Branche als ÖVP-naher Meinungsforscher gilt.

Kommentare

 

Natürlich kommt es in der Wissenschaft darauf an, wie Ergebnisse produziert werden. Die Methodik bestimmt auch die Ergebnisse. Das Selbe könnte man aber auch dem Kurier nahelegen: Nämlich, dass die Methodik zu Recherchieren und zu Schreiben ganz eng damit zusammenhängt was in der Öffentlichkeit großen Wiederhall findet. Um zum Punkt zu kommen: Der Artikel bedient sich plakativen Darstellungen und schmückt sich mit einem Foto, das schon rein vom Motiv her sehr bedenklich ist. Und die Kombination von Text und Bild: Eine Kontextualisierung mit geradezu giftiger Wirkung für Integration in diesem Land. Oder sieht so der Standardtürke aus? Was denkt z.B. Hakan Gürses, der Philosoph, wenn er so etwas sieht?

 

Ja man müsste mal den Herrn Ulram fragen was ER überhaupt damit mein. Es ist wirklich schade das jemand der sich gar nicht mit Türken auskennt so eine Frage macht. Dann stehts natürlich groß in den Zeitungen ...

Und wer wars.. die Türken... Das ganze ist so aufgeblasen worden als die Türken-Frage in Wien.. Wahnsinn

 

ma, wird das wieder "türken sind rotzfrech und saublöd"-kommentare (geslesen bei die presse, forum) regnen...

iv.cucu.

 

die wollen doch alle nur im fpö teich angeln...

 

Na das da nur keine sechsarmige Seeungeheuer rausfischen, im fpö Teich schwimmen da einige Ungeheuer.

Kommt Poldi der Drache und sagt "ich will Dir fressen".

 

naja und wenn er nur die angler fressen will, warum nicht!...vor poldi hatte ich als kind immer angst :-)

 

bin schon gespannt, wie das, was fekter (övp) dazu anvisiert - kindern von migrantInnen soll die kinderbeihilfe verwehrt werden, wenn sie weder eine schule besuchen noch eine lehre machen.
und hundsdorfer (spö) ist dafür. gut findet er, dass eine "alte" idee des ams (ohne namensnennung des ideeninhabers) jetzt zu neuen ehren käme.
(lt. bericht orf, 26.10.2009 und presse, 26.10.2009 - beides online ausgabe)

integration wird nicht nach dem befolgen von gesetzen mit verfassungsstatus definiert sondernnach der persönlichen meinung (z.b. die zur scharia. daraus, dass einige (die zahlen gehen da nach berichtenden medien auseinander) für den einzug von scharia-gesetzen in die ö gesetzgebung sind), schließt fekter auf unzureichenden integrationswillen und will damit ihre aktionen rechtfertigen.

ist andreas kohl integrationsunwillig? er wollte gott in der verfassung haben (natürlich nicht allah sondern den lieben allah - nein, den lieben gott). was machen wir mit all den bischöfen, die kraft ihres kirchlichen amtes in aller öffentlichkeit über die unreinheit von frauen schwadronieren und über deren festgelegte aufgaben in dieser ach so aufgeklärten gesellschaft der ö-erInnern?

zu gerne würde ich wissen, was fekter über die scharia weiß und, ob die forscherInnen wissen, was die befragten darunter verstehen. (in england gab und gibt es dazu diskussionen, die titelgeschichte der neuen zürcher zeitung nimmt zum thema integration auf erleichternd klare und entspannte weise stellung. - irgendetwas ist da in ö - zu viele rechtskurven?)

damit wäre die meinungsfreiheit untergraben und die ministerIn hätte in der hand, wen sie weshalb als integrationswillig oder unwillig definierte vor dem gesetz.
MICH SCHAUDERT !!!
das ist maulkorb, das ist nicht gut in einer demokratie.

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