Titos mysteriöse Dino-Insel

20. Oktober 2022
Freilaufende Zebras, echte Dino-Fußabdrücke, Indira Ghandis Elefant, abgesperrte Villen, auf Tuchfühlung mit Fidel Castro und der Queen, und das alles unter dem Auge eines sehr mächtigen Herrschers: Die Rede ist nicht von Pablo Escobars Hacienda Napoles, sondern von Josip Broz Tito und der kroatischen Insel Velki Brijun. 
Von Aleksandra Tulej
 
Foto: NP Brijuni
Foto: NP Brijuni
Sobald man von der Fähre im Hafen von Velki Brijun absteigt, bekommt man den Eindruck, als sei man auf der Isla Nublar gelandet - der berüchtigten Jurassic-Park Insel aus der Hollywood-Trilogie: Nicht nur durch die auf den ersten Blick unberührte Natur, die mysteriöserweise in der Tiefe der Insel einige Ruinen zu verstecken scheint, die Steppen, Felsen, und die grünen, dichten, hohen Bäume: Tatsächlich findet man hier im Hafen direkt an der Küste einen echten Dinosaurierfuß-Abdruck, der sich wirklich gut gehalten hat. Er sieht aus wie ein riesiger Hühnerfuß-Abdruck. Dieser hat wahrscheinlich einem großen Fleischfresser der Gruppe der Theropoda gehört und wurde als einer von etwa 200 Dino-Fußspuren auf Velki Brijun durch einige komplizierte geologische Prozesse und auch etwas Glück hier präserviert. 
 
Indira Ghandis Elefant
Doch man muss gar nicht Milliarden von Jahren zurückblicken, um die Geschichte Brijunis zu lernen – ein paar Tausend tun es auch: Ruinen von einst eindrucksvollen Villen aus der byzantinischen und Römerzeit sind hier genauso vorzufinden, wie ein 1600 Jahre alter Olivenbaum, von dem heute immer noch Oliven geerntet werden. Trotzdem ist die Insel kein Artefakt an leblosen Relikten: Auf Velki Brijun erstreckt sich auch ein Safari, auf dem Zebras neben Lamas und Emus frei herumlaufen. Gleich daneben ist ein Golfplatz, kunstvoll eingerichtete Villen und Hotels, aber in alle Winkel der Insel darf man nicht – die Bereiche, die vom kroatischen Verteidigungsministerium verwaltet werden, sind und bleiben für die Öffentlichkeit geschlossen. Wie passt das alles zusammen?  Was genau ist diese mysteriöse Insel und stimmt es wirklich, dass hier eine Elefantendame, die einst Indira Ghandi gehörte, herumläuft? Wo befinden wir uns genau? 
Foto: NP Brijuni
Foto: NP Brijuni
 
Mysteriöse Dino-Insel
Velki Briijun ist eine von 14 Inseln, die zusammen den Nationalpark Brijuni bilden – Velki Brijun ist die größte der Inseln, sie wird von dem Fazana-Kanal vom istrischen Festland getrennt. Eine Fähre kursiert mehrmals am Tag zwischen dem Hafen von Velki Brijun und dem bunten, kleinen aber feinen Fischerdorf Fazana. Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten – außer, eine der im Hafen geparkten Yachten gehört euch, dann ist es wahrscheinlich nur die Hälfte der Zeit. Aus Fazana sind es übrigens dann wiederum nur 15 Minuten mit dem Auto nach Pula. Pula ist die älteste Stadt Istriens und gleichzeitig auch das kulturelle Zentrum der Region: So findet man hier ein Amphitheater, das noch relativ gut aus der Römerzeit erhalten geblieben ist. Aber zurück zur mysteriösen Dino-Insel. 
Foto: NP Brijuni
Foto: NP Brijuni
 
Steppen-Zebras und Albinopfaue
Tatsächlich, ein Teil von Brijuni dient schon seit Jahren als Residenz des jeweiligen Präsidenten der Republik Kroatien und Staatsgäste. Diese Gebiete befinden sich rund um die Villa Jadranka, Bijela vila und Brijunka. Die sind für Touristen nicht zugänglich, weitaus touri-freundlicher ist der nördliche Rand der Insel, auf dem sich ein ungewöhnlicher Safari-Park erstreckt. Hier findet man Steppen-Zebras, Lamas mit langen wolligen Haaren, istrische Schafe, südamerikanische Kamele, wieder istrische Ziegen, heilige indische Rinder, Sträuße, Albinopfaue und sogar die Elefantendame Lanka, die 1972 her gebracht wurde: Sie war ein Geschenk der indischen Präsidentin Indira Gandhi an das ehemalige Staatsoberhaupt Jugoslawiens Josip Broz Tito. Auf Brijuni übte Tito nämlich einen wesentlichen Teil seiner staatlichen und politischen Aktivitäten aus, Gerüchten zufolge verbrachte er mehrere Monate im Jahr auf der Insel. 
Foto: NP Brijuni
Foto: NP Brijuni
 
Die Queen und Bruno Kreisky waren auch da
Brijuni war, wie Ausgrabungen zeigen, schon in der Antike besiedelt, später standen die Inseln über Jahrhunderte unter der Herrschaft Venedigs, ehe sie Napoleon zufielen und auf dem „Wiener Kongress“ österreichisch-ungarisch wurden. Das blieben sie dann bis zum Ende der Monarchie. Von Italiens „Duce“ Benito Mussolini beschlagnahmt, wurde Brioni zum Bade-, Golf- und Polo-Paradies der Oberen Zehntausend im faschistischen Italien. 
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Inseln in den Besitz Jugoslawiens und standen dem Staatspräsidenten Tito als Sommerresidenz zur Verfügung. Als Anführer eines blockfreien Landes, das sich von Stalin losgesagt hatte, hatte Josip Broz Tito im Westen einen Ruf als „liberaler Diktator“, der in seiner Villa auf  Brijuni Gäste von der kürzlich verstorbenen Queen Elizabeth über Indira Gandhi bis Willy Brandt und Bruno Kreisky empfing, aber auch Künstler wie Sophia Loren, Liz Taylor und Richard Burton. Heute erinnert das Tito-Museum an diese Epoche der Insel.
Nach Titos Tod 1980 wurde Brijuni geöffnet und zum Nationalpark erklärt. Doch Titos Cadillac-Cabrio Baujahr 1950 – ein Geschenk von US-Präsident Dwight D. Eisenhower – kann für Fahrten über die Insel gemietet werden. Allerdings für schlappe 700 € pro Stunde.
Wer das nötige Kleingeld gerade nicht parat hat: Sowohl das Safari also auch der Dino-Park auf Velki Brijun ist gratis.  Hier wurde übrigens eine Skulptur eines Theropoda basierend auf den Fußabdrücken nachgestellt – ob das echt aussieht, muss man selbst nachprüfen. ●
 
 
Die Reise wurde im Rahmen der Werbeveranstaltungen des Projekts „Fortifikationssystem von Pula als neues Angebot für Touristen – Pula Fort Zentrum“ vom Tourismusverband Pula und dem Unternehmen Alphera d.o.o. organisiert. Mit diesem Projekt sollen die Räder der Vergangenheit ins Rollen gebracht und das enorme Potenzial des Kulturerbes aktiviert werden, um mithilfe von Investitionen in die nachhaltige Nutzung von Kulturgütern das kulturelle und edukative Angebot in erster Linie zum Wohl aller Bürger des Stadt Pula und der Umgebung zu erweitern und indirekt auch die nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Tourismus zu beeinflussen.

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