"Was hast du gefickt, Bruda?"

13. Oktober 2015

Der Sommer ist vorbei. Man trifft sie wieder - Schüler. Vor allem aber hört man sie und man hört Einiges. Täglich grüßen “Missgeburt, Hurensohn, Opfa, Behinderter”. Vokabularische Einlagen vom Feinsten. Das Interessensgebiet, was Freund den ganzen Sommer getrieben hat, äußerte sich letztens im Bus in Form von “Was hast du Sommer gefickt, Bruda?”
So ein kleiner Knirps, nicht mal Barthaare im Gesicht, fragte den Kumpel, was sich in der Horizontalen getan hat. Um seine coole Truppe herum waren Eltern mit Kindern, ältere Menschen, ich! Kein Genierer, nicht mal den Funken Rücksicht, wer da alles mithört. Dann folgte Gelächter, als paar Namen von Mädchen gefallen sind.

 

Angst statt Respekt

Und ehrlich! Ich trau mich ja gar nicht etwas zu sagen, mich einzumischen. Kann ich abschätzen, wie die auf mich reagieren? Schließlich könnt sein Ego drunter leiden und der Versuch gestartet werden, sein Gesicht zu wahren. Gehört er zur Kategorie “Ja, bin doch in der Lage mich bisschen zu schämen, wenn Ältere aufmucken.” oder ist es einer, der mich noch Schlampe nennt und mir ins Gesicht spuckt? Konsequenzen fürchten sie null. Eh klar, wenn schon ein Zwölfjähriger die Eier hat, dem Lehrer wegen Fehlstunden in der Schule zu sagen “Hab geschwäääänzt, Bruda!” Vor wem soll er Respekt haben, außer vor einem, der stärker ist und ihm in die Fresse haut? Und das ist dann nicht mehr Respekt, sondern Angst nach dem Motto “Fressen und gefressen werden!”

Was spielt sich in der Schule ab? Gibt es noch Respekt vor der Autorität des Lehrers? Sind sie in der Lage zweisprachig zu funktionieren, zwischen Schuldeutsch und Park-Slang? Und wo wirst du enden, Junge, wenn mal die Zeit kommt, erwachsen zu werden, wenn du beim Bewerbungsgespräch den Mund aufmachen musst und daraus kein brauchbarer Satz herauskommt? Bushido sein ist kein Beruf, ein Alaba wird nicht jeder und Austrias Next Topmodel ist keine Karriereleiter.

 

Länger Kind

Ja, ja, das soll kein Angriff auf die naive Jugend sein, die scheinbar viel ärger drauf ist als früher.  Wie sagt man so schön, wir waren alle mal jung, haben Blödsinn gemacht und haben g’schissn geredet. Fehler darf jeder machen, aus denen lernt man. Aber seid ein bisschen länger Kind, weil ihr zu unreif im Schädel seid, erwachsen zu sein. Und seid trotzdem erwachsen genug, um zu wissen, dass die Jugend die prägendste Zeit ist, wo ihr am besten lernen könnt und Vorbilder braucht. Nur nicht die falschen!
Chillen im Park füllt keinen Lebenslauf. Das tun Praktika, auch wenn sie ehrenamtlich sind. Und ein leerer Lebenslauf bringt keinen Job. Zumindest keinen guten. Und lasst doch bitte dieses dumme Geschimpfe. Es klingt einfach nur dumm und peinlich. Oder willst du Hurensohn genannt werden? 

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Kommentare

 

Genialer Artikel! Es ist dieses überflüssig arrogante Auftreten im öffentlichen Raum, was nicht nur bei Dir Eindruck hinterlässt.
Leider denken dann manche vielleicht: "Wien, willst du das wirklich?" ...nur halt ein bissl andersrum

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