Wo Männer schön sein können.

28. April 2017

In der Herrenboutique „La Moustache“ findet Mann alles, um schick angezogen zu sein. Der junge Eigentümer Gino David Devletli setzt bei seiner Anzugmode stark auf Individualität statt Masse. Ist ein Kleidungsstück weg, dann ist es weg.

Von Lukas Wodicka

Optisch verschmilzt der Eigentümer des Herrenausstatters „La Moustache“ mit seinem Sortiment. Der modische Anzug samt Krawatte sitzt, die Schuhe sind poliert und das Einstecktuch darf natürlich nicht fehlen. Gino David Devletli ist 37 und lässt sich, was seine Herkunft angeht, nicht gerne einen Stempel aufdrücken. Der Unternehmer besitzt armenische Eltern, wurde in Istanbul geboren, verbrachte die längste Zeit seines Lebens in Paris und wohnt nun in Wien. „Such es dir aus, was ich bin“, schmunzelt er. Ähnlich verhält es sich mit seiner Mode. „Sie ist nicht italienisch und auch nicht französisch. Es ist einfach neue Anzugmode für Herren“, erklärt er. Dabei setzt er stark auf Individualität. Pro Modell und Größe verkauft er nur wenige Stücke. Wenn diese weg sind, wird auch kein Nachschub bestellt. Die Zusammenarbeit sucht Gino vermehrt mit kleinen Marken. Diese würden sich noch um seine Wünsche annehmen und genauso gut arbeiten wie die großen, meint Gino.

Foto: Marko Mestrovic
Foto: Marko Mestrovic

Von der teuren Konkurrenz im 1. Bezirk hält er nicht viel. „Dort stürmen gleich drei Angestellte auf einen zu, wenn man das Geschäft betritt. Bei mir ist es viel entspannter. Will man nur schauen oder etwas anprobieren, ist es auch kein Problem.“ Zugleich will er ihnen modisch voraus sein: „Den Stil meiner Kollektion wirst du erst nächstes Jahr auf der Kärntner Straße finden.“ Der Name seines Shops „La Moustache“ verwundert. Zu Deutsch bedeutet er „Der Schnurrbart“ und erinnert damit eher an einen Barbershop. Doch der schneidige Unternehmer weiß auch darauf eine Antwort: „Auf Deutsch hat der Bart einen männlichen Artikel. Im Französischen jedoch einen weiblichen. Das finde ich viel schöner, weil der Bart etwas typisch Männliches ist und ein weiblicher Artikel verdeutlicht, dass auch Männer schön sein können.“ Das ist zugleich sein erklärtes Ziel: Die Männer mit seiner Mode aufbrezeln.

Mode statt Maschinenbau

Das 2014 ins Leben gerufene Geschäft läuft gut, obwohl Gino aggressive Werbung ablehnt. Viel mehr achte er darauf, dass seine Kunden sich wohlfühlen, denn dann sei auch allein mit Mundpropaganda so einiges möglich, weiß er aus Erfahrung. Auf Angestellte kann er sich nicht verlassen. Im Alleingang schmeißt Gino den kleinen Laden in der Kirchengasse. Auch bei der Einrichtung vertraut er einzig auf seinen Geschmack und bastelte kurzerhand aus alten Wasserrohren Kleiderständer für sein Geschäft. Gemeinsam mit alten aber bequemen Polstersesseln, beinahe antiken Fernsehern und dem einen oder anderen vergilbten Buch soll dem Kunden ein heimeliges Gefühl vermittelt werden. Wer allerdings meint, Gino sei schon immer im Mode-Biz tätig gewesen, wird sich über seinen Studienbackground wundern: Maschinenbau. Dass Maschinen wenig mit Mode zu tun haben, gibt Gino zu und erklärt, warum er dennoch in diesem Geschäftszweig erfolgreich sein kann: „Wenn du in Paris lebst, lebst du mit der Mode zusammen. Jeder kann nähen, jeder kann gut aussehen. Es ist ein eigener Lebensstil. Man muss nicht extra studieren, um in diesem Bereich arbeiten zu können.“ Dass genau das bei Gino zutrifft, zeigt die Tatsache, dass er demnächst seine Ware online anbieten wird und erstmals auch Frauen berücksichtigt, was ihm bisher zu aufwendig gewesen sei. Eventuell könnten bald auch Kinder bei ihm ausgestattet werden. „Dann wandern Vater und Sohn im Partnerlook herum“, grinst er.

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