"Mutig ist, wer sich seinen Ängsten stellt."

13. April 2018

Der 25-jährige Belgrader Milan Marić über #MeToo in der serbischen Filmszene, Ängste als Schauspieler und wie ihn seine erste Hauptrolle als russischer Schriftsteller Dovlatov zum Mann gemacht hat.

Von Jelena Pantić-Panić

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BIBER: Du musstest für deine Rolle als russischer Schriftsteller Sergei Dovlatov 15kg zunehmen, Russisch lernen und monatelang alleine in einer Wohnung in St. Petersburg verbringen. Wie hast du diesen Zeitraum überstanden?

MILAN MARIĆ: Mein Aufenthalt in Russland hat mich zum Mann gemacht.
Ich musste mich sehr viel mit mir selbst beschäftigen. Nach der anfänglichen Euphorie packten mich Zweifel: „Bin ich gut genug? Was, wenn ich den Regisseur enttäusche?“ Aber ich wusste, jetzt gibt
es kein Zurück. Meine Familie und der Regisseur Aleksei German haben mich sehr unterstützt. Sein Mut und bedingungsloses Vertrauen haben mich mehr motiviert,

mein Bestes zu geben, als es ein Vertrag je könnte.
Generell hast du eine angsteinflößende Branche gewählt, wie gehst du mit deinen Ängsten um? 

So sehr ich meinen Job genieße, so sehr flößt er mir Angst ein. Das ist wohl mit allen Dingen so, die einem etwas bedeuten. Und kaum hat man eine Angst überwunden, kommen schon neue dazu. Man muss manchmal sagen: „Ich kann jetzt nicht, ich muss mal durchatmen.“ Mutig ist, wer sich seinen Ängsten stellt. Als Schauspieler wirst du konstant in deinem ganzen Wesen bewertet. Aber gerade als Künstler musst du dich einfach immerzu hinterfragen und mit dir ringen. Aber nicht durch Ego, sondern mithilfe verschiedener Blickwinkel.


Die #MeToo-Bewegung betraf die Filmindustrie stark. Wie ist die Situation in Serbien?

In Serbien gab es bisher keinen Fall, der an die Öffentlichkeit geraten ist. Das bedeutet aber sicher nicht, dass nichts dergleichen vorgefallen ist. Erschwerend kommt dazu, dass es eine kleine Szene ist und die Angst vor Verurteilung und Ohnmacht enorm ist. Deshalb bin ich Teil der UN-Aktion #heforshe, weil sich so viele Leute wie nur möglich für dieses Thema engagieren müssen. Ein Social Media Status reicht aber noch lange nicht. All diese Frauen waren so mutig,
ihre Traumata zu teilen. Ich hoffe nur sehr, dass dieses monströse System tiefgreifend verändert wird. Die #metoo Bewegung war leider nur der erste Schritt. Es erwartet uns jahrelange, harte Arbeit an der Aufarbeitung dieses Themas.

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