"Sie hat einfach meinen Hund mitgenommen!"

22. August 2016

Mir ist sowas noch nie passiert und ich hätte ehrlich gesagt auch nie damit gerechnet. Aber vor einigen Wochen hat jemand einfach meinen Hund mitgenommen.

Als der Freund von meiner Mutter vor einigen Wochen noch schnell am Abend zum Hofer ging, nahm er unseren Hund mit, um auch gleich mit ihm rauszugehen.
Unser Hund heißt Charlie und ist ein entzückender kleiner Biewer Yorki. Wenn sein Fell lang wird sieht er aus wie ein Teddy-Bär und das lockt immer zahlreiche Hunde-Fans an, die sich dann mit einem „Moi!“ auf ihn stürzen.

Wenn Fremde deinen Hund mitnehmen

Der Freund meiner Mama hat ihn jedenfalls vor dem Geschäft angeleint und ist einkaufen gegangen. Es war schon kurz vor dem Ladenschluss und er ging auch schnell noch woanders rein. Als er dann wieder kam, um Charlie zu holen – weg.
Die Suche ging los. Bei Nacht im Regen streiften meine Mutter und er (ich lag mit Lungeninfekt zu Hause im Bett) in der Gegend umher und fragten Passanten nach ihm -  vergebens.
Am nächsten Tag wurden auch schon Vermissten-Flyer ausgedruckt und ausgehängt, wie auch Anrufe bei Tierheimen und Tierärzten getätigt. Die einzige Spur brachte ein Gespräch mit dem Hofer-Personal. Anscheinend hatte eine Gruppe von 3 Leuten um die 40-50 Jahre unseren Hund abgeleint und mitgenommen. Kann ja gut sein, dass sich diese Leute sorgen um den Hund gemacht hatten, doch wieso gab es dann keine Anrufe beim Tierheim oder sonst wo?

„Es ist keiner dort, komm wir holen ihn jetzt!“

Meine Mutter hatte dann die zündende Idee: „Fragen wir beim Gasthaus gegenüber, ob jemand etwas gesehen hat!“
Wie sich dann rausstellte, waren die Hundenapper sogar aus dem Gasthaus gekommen. Kellner von dort erzählten uns von dem Gespräch, welches sie mitbekommen hatten.
„Moi der Hund ist aber süß, wie wäre es wenn wir ihn mitnehmen? […] Es ist keiner dort, komm wir holen ihn jetzt!“ – so circa.
Man kann jetzt immer noch sagen, vielleicht dachten sie, der Hund wurde einfach dort gelassen (selbst wenn eine Hofer-Anleinestelle ein sehr ungewöhnlicher Platz ist, um einen Hund auszusetzen). Ist ja völlig okay, Missverständnisse passieren, aber dass das wirklich der Fall war glaube ich nicht, zumindest nicht nach dem, was wir später herausfanden.

„Ist das dein Hund?“

Am Tag nach dem Verschwinden von Charlie postete ich eine Vermissten-Anzeige auf Facebook. Nachdem die Polizei „nichts tun konnte“ und auch sonst keine vielversprechenden Spuren vorhanden waren, war dies die einzige Möglichkeit, um etwas weitreichender zu suchen. Man weiß ja nie und in diesem Fall war das die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können!
Zwei Tage später war meine Message-Box voll und nach kürzester Zeit hatten 1300 (!!) Leute meinen Beitrag geteilt und verbreitet. Dafür war ich sehr dankbar, denn so kam es auch, dass mir jemand den goldenen Tipp gab!
„Ist das dein Hund? Habe diesen Beitrag einer Frau gefunden“ – bekam ich eine Nachricht mit dem Screenshot eines Hundefotos auf einer Facebookseite.

Die Facebook-süchtige Hundenapperin

Ja, es war mein Charlie! Ich war gerade beim Arzt (ich war ja krank) und fing fast zu weinen an vor Freude. Sofort ging ich auf das Profil der Frau und was ich vorfand machte mich sprachlos:

screenshots Facebook Charlie-Stroy
Screenshot: Facebook

Lauter Beiträge mit Fotos von unserem Hund und das innerhalb eines Tages! Man beachte, ich habe hier nur einige Beispiel-Screenshots, es gab noch mehr Beiträge.
Das Fragwürdigste war aber ein Foto (das erste), welches noch in derselben Nacht im Gasthaus aufgenommen und später gepostet wurde. Während meine Mama also im Regen nach Charlie gesucht hat, saß die Frau im Gasthaus gegenüber und schoss Fotos mit „ihrem neuen Hund Bernie“.
Es ist also klar erkennbar, dass diese Frau absolut nicht die Absicht hatte, sich bei Tierheimen zu erkundigen, ob dieser Hund vermisst werden würde.

Ich meine, ich bin froh, dass manche Leute so eine extreme Facebook-Sucht haben, sonst hätte ich Charlie wahrscheinlich nie wieder gefunden. Hätte sie nicht xx Beiträge von ihm gepostet, hätten wir nie herausgefunden, WER unseren Hund hat.

Hund-Übergabe wie bei der Mafia

Wir schrieben dieser Frau also sofort eine Nachricht und informierten sie darüber, dass sie unseren Hund mitgenommen hatte, er mit Sicherheit nicht ausgesetzt wurde und wir ihn gerne wieder hätten. Darunter unsere Nummer, damit sie uns kontaktieren könnte.
Sie rief auch sofort an, ein gutes Zeichen, sie war aber wütend.
Wie könnten wir nur behaupten, sie würde einfach irgendeinen Hund mitnehmen. Nach kurzer Diskussion willigte sie ein, dass wir uns treffen könnten, um Charlie abzuholen. Sie wollte sich aber unbedingt auf halbem Weg bei einer Tankstelle treffen, anstatt dass wir zu ihr fahren, obwohl das für beide eine Autofahrt von 40 Minuten bedeuten würde.

„Ich habe 3 Hunde und 13 Katzen!“

Vor Ort versuchte sie wieder uns zu beschuldigen, wie wir nur behaupten könnten, sie würde einfach einen Hund entführen.
Wir fragten sie, inwiefern sie denn versucht hätte, sich zu erkundigen, wem der Hund gehöre. Charlie war immerhin gechipt, ein Anruf/Besuch beim Tierheim oder Tierarzt hätte genügt.
Sie wusste nicht, was sie sagen soll, und meinte nur „sie hatte keine Zeit“. Auf meine Frage, wieso sie aber genug Zeit hatte, alle paar Minuten Bilder von unserem Hund zu posten und ihn als IHREN neuen Hund Bernie anzupreisen, wusste sie dann erst recht keine Antwort mehr. Ihr Argument „ich nehme nicht irgendwelche Hunde mit, ich habe selbst  3 Hunde und 13 (!!) Katzen!“, ließ dann auch noch mehr Fragen offen als es beantwortete. Woher kommen denn diese 13 Katzen? Allesamt vielleicht auch „ausgesetzt“ worden?

Ein Abschluss-Post in voller Rage tut immer gut

Nach einigen weiteren Vorwürfen und schnell widerlegten „Argumenten“ ließen wir sie dann dort stehen.
Im Auto ging ich dann per Handy auf ihre Facebook-Seite. Die Beiträge und verdächtigen Fotos waren natürlich schon längst gelöscht worden. Wie gut, dass ich vorher noch ein paar Screenshots gemacht hatte.
Ich postete auch gleich noch im Auto eine Auflösung der Geschichte auf Facebook, um alle Helfer zu informieren und das Teilen zu stoppen, da mein Hund ja jetzt wieder bei uns war. Der Text ist voller Tippfehler, da ich so in Rage war und einfach nur meinen Ärger über diese Frau ablassen wollte.

screenshots Facebook Charlie-Stroy Post
Screenshot: Facebook/Bella Haltrich

Ich bekam auch sehr viele Kommentare von Haustierbesitzern, die das alles ebenfalls sehr verwundert hat, aber ein Kommentar gefiel mir besonders.
„Manche Menschen finden etwas, bevor es überhaupt verloren gegangen ist.“ – wie wahr, sehr treffend.

Die Fragen die offen bleiben

Diese ganze Geschichte lässt noch einige Fragen offen. Dachte sie wirklich, der Hund wurde ausgesetzt? Wenn ja, wieso hat sie dann nichts getan, um die Besitzer zu finden? Oder warum hat sie ihn noch am selben Abend als ihren neuen Hund angepriesen? Wieso musste sie ihn genau Bernie nennen? Und wo zum Teufel kommen die 13 Katzen her??

Ich bin froh, dass die Geschichte ein gutes Ende genommen hat. Nie wieder werde ich meinen Hund bei einem Geschäft anleinen, selbst wenn ich nur für zwei Minuten weg bin. Man weiß nie, was für Leute sich dann einbilden, den Hund mitnehmen zu müssen. 

 

 

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