Tod am Würstlstand

27. Oktober 2015

Freitagabend in Wien: Nach dem Fortgehen steht der übliche Gang zum Würstlstand an. Es ist circa 4 Uhr in der Früh und ich stehe mit meinen Freunden in einer langen Schlange am Dr.-Karl-Renner-Ring. Dann passiert es: Ich drehe mich zu einer Freundin und der Typ neben mir zieht mir mein Handy aus der Jackentasche.

 

Es gibt eine Sache, die ich mehr beschütze als mein Leben: Mein Handy. Verständlich, wenn dein ganzes Leben darauf gespeichert ist. Anscheinend bin ich auch telepathisch mit dem Ding verbunden, denn ich merke im selben Augenblick, dass ein Teil von mir fehlt. Ich drehe mich um und krieg' den Dieb noch an seiner Weste zu fassen. Durch mein Geschrei sind auch andere Würstlstand-Besucher auf die Situation aufmerksam geworden und der Dieb ist schnell umzingelt.

Ein toter Dieb

Was dann passiert, glaubt mir nicht einmal meine Mutter: Der Dieb, inklusive meinem Handy in der Hosentasche, kriegt einen Anfall und legt sich tot auf den Boden. Einfach tot! Es bildet sich eine große Menschenmenge, ein Arzt in Zivil springt herbei, fängt an, wiederbelebende Maßnahmen zu betreiben. Ich stehe fassungslos da und wiederhole immer wieder: Der Typ ist nicht tot, der hat mein Handy geklaut! Große Panik vis-a-vis dem Parlament.

Eine Minute später, der Typ liegt immer noch tot am Boden, tauchen Polizei und Krankenwagen auf. Im selben Moment springt der Dieb auf, als wäre nichts gewesen. In der Zwischenzeit habe ich mir mein Handy wiederbesorgt und gehe wieder zu meinen Leuten, was der Typ macht, ist mir in dem Moment egal.

Bitte desinfizieren Sie Ihr Handy

Kurz darauf kommen zwei Polizisten auf mich zu, wollen meine Personalien aufnehmen und fordern mich auf, Anzeige zu erstatten. Ich erkläre ihnen, dass ich das nicht möchte, schließlich ist mein liebstes Telefon wieder sicher in meiner Tasche. Die Polizisten drängen weiter und geben sich irgendwann nur mit einer Aussage zufrieden, sind aber deutlich angefressen. Im ersten Moment verstehe ich nicht, worum es geht, dann sehe ich den Dieb und seinen Ausweis genauer an: Er sieht orientalisch aus und hat einen grünen Pass. Aha, daher weht der Wind also. Mein Glaube an die Menschheit sagt mir aber, dass die Aggressivität der Polizei sicher nichts mit seiner Herkunft zu tun hat. Dann nimmt mich einer der Polizisten zur Seite und sagt: „Ich an Ihrer Stelle, würde mein Handy desinfizieren!“

Ich schaue ihn entsinnt an, winke ab und steige in ein Taxi.

Was ist da gerade passiert? Ein vorgetäuschter Tod, um ein Handy zu fladern und ein Polizist, der offensichtlich ein Problem mit der Herkunft des Diebes hat. Ich weiß nicht, was mich mehr schockiert hat.

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