Wenn dir dein Bier vergeht

11. Oktober 2015

Bummvolles Partyzelt, Schlagerhits à la Dorffest und Freibier für alle. Diese bombastische Party stieg von 16.30Uhr bis 17.59Uhr im FPÖ-Zelt neben dem Rathaus und vis-a-vis zur ÖVP-Zentrale.

 

Stimmungseinbruch dann um 18.00 Uhr: Die erste Hochrechnung zeigt, ein Kopf-an-Kopf-Rennen sieht anders aus.

Ganz klarer Vorsprung der SPÖ von circa 9%.

Zwar gewinnen die Freiheitlichen 5% dazu, für den Bürgermeistersessel hat es aber lange nicht gereicht. Sogar Herr Strache verlautet gerade im ORF, dass seine Partei doch nicht der Sieger ist.

 

Wir waren dabei, als die Masse zu „Immer wieder Österreich“ euphorisch Wiens neuen Bürgermeister gefeiert hat. Wir waren dabei, als Martin Graf, ehemaliger FPÖ-Nationalratsabgeordneter, uns bestimmt erklärt hat, dass H.C. das neue Gesicht Wiens ist. Wir waren auch dabei, als die Junge FPÖ über die Lügenpresse debattiert hat.

 

Wir haben Meinungen eingeholt, die so lauten:

 

„H.C. ist die Hoffnung des Volkes!“

„H.C. ist der erste der sagt, was wir über diese Flüchtlinge denken.“

„Ihr denkt wir sind Nazis, aber wir sind die Mehrheit im Volk!“

„Willst du ein Bier? Wir sind gute Menschen, wir geben auch den Linken ein Bier aus.“

„Hearst mit euch zu reden! Bin doch nicht bescheuert, ich weiß doch was ihr denkt!“

 

Gefreut haben sich die FPÖler über den biber-Besuch anscheinend nicht wirklich.

 

Und ich bin schockiert: Überwiegend junge Männer und viele ältere Menschen aus der Mittelschicht haben sich versammelt, um Strache zu unterstützen. Sie singen Heimatlieder, tragen die H.C.-Schals um den Hals oder T-Shirts mit dem Aufdruck „Bürgermeister H.C.“.  Diese Menschen kämpfen für ein Wien, das kein Wien mehr ist. Aber wenigstens verstehen sie, bei näherer Nachfrage,  dass auch Strache an der Macht nichts verändern würde. „Er ist ein super Typ einfach!“.

An den FPÖ-Fans habe ich verstanden, wie Populismus funktioniert, wie er wirkt und wie er die Menschen mitreißt. Und eins kann man dem Blauen Vorsitzenden lassen: Er hat das Prinzip des Populismus gut verstanden.

 

Unser neuer Freund aus dem FPÖ-Zelt, Wolfi, erklärt uns: „Früher musste man sich verstecken vor dem linken Pack, wenn man die Blauen wählt. Heute sind wir hier alle zusammen und stehen zu unserer Meinung und stehen zu unserem Volk.“

 

Ein Zelt voller FPÖ-Fans, die jetzt auf ihren Helden Strache warten, der ihnen erklärt: Wir sind die Sieger der Herzen. Ich werde Bundeskanzler!

 

Na Prost, das Bier ist uns schon lange vergangen – der Durst im Zelt wird aber immer größer!

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