Böses Bauchfleisch, guter Fisch

30. Januar 2013

 Teil II der Strecke "Menschen aus dem Grätzel": Der Fischhändler Peter Peregi hat seit 30 Jahren seinen Tresen nicht verlassen. Trotzdem war die ganze Welt bei ihm Fisch kaufen.

 

„Dem Wiener könntest auch a Schuhsohle als Fisch servieren, Hauptsache paniert!“ So in etwa beschreibt Peter Peregi die kulinarischen Vorlieben der Wiener. Also verkauft der 65-Jährige am öftesten – wenig überraschend - gebackenen Fisch.

Es ist zwei Uhr nachmittags. Im Laden des einzigen Fischhändlers am Schwendermarkt im 15. Wiener Gemeindebezirk riecht es, no na net stark nach ….. Seit 1939 gibt es das Fischgeschäft, vor 25 Jahren übernahm es der mittlerweile dienstälteste Geschäftsführer und fügte ihm seinen Nachnamen „Peregi“ hinzu. Das Sortiment des Ladens umfasst in erster Linie Fisch, Weine aus Ex-Jugoslawien, Kaviar, Salate und einen Imbiss für Mittagskunden aus der näheren Umgebung. Die ethnischen Wurzeln des eingewanderten Wieners liegen an der Donau - im Nordosten Serbiens. Geboren wurde Peter Peregi im Südbanat, einer Region der Vojvodina,. als Sohn ungarischer Eltern. Vor 43 Jahren kam er nach Österreich.

Fisch ist Luxus

Herr Peregi arbeitet seit der Eröffnung seines Ladens immer alleine - ein Viertel Jahrhundert lang geschäftstüchtig auf den Beinen, ohne jemals Aushilfe gehabt zu haben. Der Vater zweier Söhne und einer Tochter würde es sich wünschen, dass mehr Menschen Fisch essen. Es sei hauptsächlich eine Einkommens- und Einkaufspreisfrage, weshalb die Leute immer seltener zu Fisch greifen. „Für ein Kilo Fisch bekommen die Leut‘ fünf bis sechs Kilo Bauchfleisch beim Spar oder Billa.“ Das Geschäft lebt zum Großteil von Stammkunden, die den familiären Umgang schätzen.

Fisch in allen Sprachen

Die Hälfte davon, schätzt Peregi, sind zahlungsfreudige Pensionisten. Die anderen sind Ausländer, die fast alle aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen. Aufregung gibt’s beim phlegmatischen Händler nur, wenn Kunden ins Geschäft kommen und ihn mit einem Kellner verwechseln. Diese lässt er dann zur Budel vortreten, bestellen und sofort zahlen. Fragen manche nach, weshalb, antwortet er nur: „Bei Fisch oder Schwammerln kassiert man immer vorher.“ Der grauhaarige Brillenträger mit Dreitagebart beherrscht Serbokroatisch, Slowenisch, Ungarisch und Deutsch. Wie ein Kosmopolit wandert er durch die unterschiedlichen Sprach- und Kulturwelten seiner Kunden und fühlt sich dabei überall wohl. Ein wenig nostalgisch wirkt Herr Peregi, wenn er von seinem Heimatort schwärmt. „Im Banat gab es Tschechen, Bulgaren, Slowaken, Russen, Ukrainer, Moldawier, Ungarn und natürlich Serben. Berührungsängste hatte man damals nicht“; meint Peregi zu den Problemen, die unterschiedliche Volksgruppen heutzutage untereinander haben.

„Der Wiener is mehr a Raunzer als a Rassist!“

Der gelernte Glaser steht leger gekleidet hinter seiner Theke: Kapperl, Alpinpullover à la Bundesheer und ausgewaschene Jeans. „Was is schon ein echter Wiener?“ fragt Peregi im Hinblick auf die böhmischen, mährischen, ungarischen oder slawischen Wurzeln vieler Wiener. Für Angst vor Ausländern und insbesondere für politische Parteien, die diese schüren, hat Peregi nicht viel übrig. Diese würden hauptsächlich politisches Kleingeld aus ihren Kampagnen verdienen wollen. „Der Wiener is mehr a Raunzer als a Rassist“, sagt Peregi über das Verhältnis des Eingeborenen zum Thema Fremdenfeindlichkeit. Seine ursprüngliche Heimat hat der Händler seit 30 Jahren nicht besucht. Nach 43 Jahren in Wien, von denen er 18 Jahre als Krankenpfleger arbeitete, hat Peregi nur noch eine Heimat: Wien.

Den Enkelkindern die alte Heimat zeigen

Einen sehnlichsten Wunsch hat der Weltbürger vom Schwendermarkt: Er möchte unbedingt seinen Enkelkindern eines Tages zeigen, wo der Opa geboren und aufgewachsen ist. Sein Nachwuchs hat sich auch schon einen Namen gemacht in kulinarischer Hinsicht – sein Sohn führt das altösterreichische Gasthaus „Quell“ im 15. Bezirk.

 

 

In Teil III der Strecke: Ein Ex-Zocker mahnt : "Spüt's eich net!"

Kommentare

 

Super Senad! Interessanter Typ & toll geschrieben :)

 

ich mag alte nostalgische männer. ob er wohl mit seinen enkeln an der donau fischen geht?

 

Senade, toll gemacht  ;-)
 

 

find die strecke eine super idee!! freu mich auf weitere teile!

 

..und die Lachsnudeln beim Peregi schmecken auch gut!

 

Ich will ja nicht politisch korrekt sein. Aber so manche Bewohner des "GEMEINDEBAUS" könnte es ein wenig aufstossen, wenn ihr Alt Erlaa als solch einen bezeichnet. Der Wohnpark Alt Erlaa ist ein eine Gemeinnützige Aktiengesellschaft/AEAG! Sorry, aber in der heutigen Zeit wird das Wort Gemeindebau so gerne missbraucht. Nicht das die Leute in Alt Erlaa etwas besseres sind, aber wer will schon damit verglichen werden, wenn man Sendungen auf ATV "Wir leben in Gemeindebau" sieht.

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