Bimfetzerei

10. September 2014

Zwei Iraner, eine Gruppe von steirischen Mädels und böse Blicke: Warum ich auch sonntags beim Straßenbahn fahren blöd angegafft werde, was ein Schnitzel damit zu tun hat und wie ich mit meinem Dialekt punkten konnte:

Mein Cousin Reza aus Kanada war zu Besuch im Sommer. Ich dachte mir, ich zeige ihm die Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Danach verschlingen wir - wie es sich für einen Tourist gehört - ein Schnitzel. Während ich ihm durch die Fenster der Bim ein bisschen von Graz erzähle, natürlich auf Farsi, beobachte ich aus dem Blickwinkel eine Gruppe von steirischen Mädels. Sie gaffen mich an, als hätte ich einen Popel an der Nase hängen und schütteln wütend den Kopf. Zuerst habe ich sie ignoriert, bis ich eine von ihnen flüstern höre: „Ma oida, wieso können die ned Deitsch reden?“ Ihr Geflüster hat gereicht, um meinen „Da-ist-schon-wieder-jemand-nervig“ Alarm auszulösen. „Mein Cousin aus Kanada ist zu Besuch und er spricht kein ‚Deitsch’.“, betone ich im Dialekt.

Den Moment danach hätte ich irgendwie festhalten müssen. Sie war so erstaunt, dass der Tschusch nicht nur fließend Farsi, sondern auch Deutsch spricht. Obwohl sie perplex ist, mault sie mich mit klassischen, seichten Floskeln wie „Wir sind hier aber in Österreich“ an. Anstrengend war’s und ehrlich gesagt hatte ich am Ende keinen Bock mehr auf eine Diskussion, die sowieso zu nichts geführt hätte. Ich habe so eine Hassliebe verspürt, die sie mir gegenüber empfunden hat. Einerseits war sie begeistert von meinen Deutschkenntnissen, andererseits mochte sie mich einfach nicht. Und das hatte nur einen Grund: Ich spreche halt nicht nur Deutsch fließend. Sorry für‘s Verbrechen.

Das könnte dich auch interessieren

.
Sie kochen, kosten und kreieren: Amina...
.
„Bis ich 13 Jahre alt war, dachte ich,...

Anmelden & Mitreden

6 + 0 =
Bitte löse die Rechnung