Kampf dem Jihadismus

11. September 2014

Das Netzwerk „sozialer Zusammenhalt“ wurde vom religiösen Pädagogen Moussa Al-Hassan Diaw und dem Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger als Anlaufstelle für von jihadistischer Ideologie beeinflusste Jugendliche und deren Familien gegründet. Wir haben mit Thomas Schmidinger gesprochen. 

 

biber: Was wollen Sie mit ihrem Verein erreichen?

Schmidinger: Derzeit bieten wir das an, was wir bisher teilweise schon als Einzelpersonen angeboten haben und beraten Eltern und nahe Bezugspersonen von zum Jihadismus neigenden Jugendlichen und versuchen über diese die Jugendlichen davon abzuhalten sich Gruppen wie dem so genannten Islamischen Staat oder al-Qaida anzuschließen. Wir wollen diese Beratung ausweiten und professionalisieren und die dabei gewonnenen Erkenntnisse wiederum systematisieren und für die weitere Beratung nutzen.

 

Welche Mittel setzen Sie ein und wie wollen Sie ihre Zielgruppe erreichen?

Schmidinger: Eltern, Angehörige, LehrerInnen, JugendarbeiterInnen und andere Bezugspersonen haben uns bereits vor wir das Netzwerk gegründet haben gefunden. An mich haben sich zum Beispiel viele gewendet, weil sie niemanden anderen in Österreich gefunden haben, der dazu überhaupt irgendetwas qualifiziertes in der Öffentlichkeit gesagt hat. Unser Obmann Moussa Al-Hassan Diaw ist als islamischer Religionspädagoge eng mit Schulen und Moscheevereinen vernetzt. Das wird also nicht das Problem sein.

 

Wieso haben Sie so einen Bezug zu diesem aktuellen Thema?

Schmidinger: Ich habe mich schon seit meinem Studium mit dem Mittleren Osten beschäftigt, Arabisch und etwas Türkisch, Persisch und Kurdisch gelernt. Ich kenne Syrien seit 1999 und den Irak seit 2004 von meinen eigenen Reisen und Feldforschungen. Zudem war für mich das Thema Staat und Religion immer sehr wichtig. Daraus hat sich fast logisch eine Beschäftigung mit diesem Themenbereich ergeben.

 

Haben Sie gewisse Forderungen an gesellschaftliche Subsysteme, wie Schulen, Politik, usw. ?

Schmidinger: Als Verein haben wir keine Forderungen, sondern bieten unsere Kompetenz an. Viele LehrerInnen fühlen sich durch diese Entwicklung überfordert und hier würden wir gerne ein Angebot machen. Die Politik wird sich überlegen müssen ob sie so eine Arbeit fördern will aber auch wie gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen geschaffen werden können, die dazu führen, dass Jugendliche nicht mehr in solche extremistische Gruppen abgleiten.

 

Was können Schulen in Verbindung zu Ihrem Verein tun um Jugendliche auf diese Situation aufmerksam zu machen?

Schmidinger: Wir stehen für Workshops an Schulen für Schüler und Lehrer zur Verfügung. Das islamische Gymnasium hat bereits um Workshops angefragt und es gibt auch eine Reihe von Kontakten mit anderen Schulen und Institutionen in der LehrerInnenfortbildung.

 

Sehen Sie die Notwendigkeit eines solchen Vereins international oder den Hauptbrennpunkt besonders in Österreich?

Schmidinger: Es gibt bereits in vielen europäischen Staaten solche oder Ähnliche NGOs, Beratungsstellen oder Think Tanks. In Österreich fehlt so etwas und nun gibt es Signale aus der Politik, dass es eventuell eine Bereitschaft gibt so etwas auch zu fördern. Aber wir hoffen, dass wir in Zukunft auch die finanziellen Mittel bekommen können, so etwas in Wien und den anderen Hotspots in Österreich aufbauen zu können.

 

Name: Thomas Schmidinger     

Alter: 40              

Beruf: Universitätslektor

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