Kopftuch - aha, und?

04. Januar 2012

 

Mein erster Blogeintrag, bin schon ziemlich aufgeregt. Aber gut, es geht hier auch nicht um das, sonder um folgendes Thema:

 

Kopftuch - Bei manchen Österreichern stehen schon die Haare zu Berge, wenn sie dieses Wort bzw. dieses "Fetzn" auf den Kopf meistens von Türkinnen sehen, anderen wiederum (ich z.B.) tolerieren das, weil Religionsfreihet - eh schon wissen.

Hier eine kleine Episode aus meinem Leben:

Meine Schwägerin trägt ein Kopftuch, ich nicht. Keine schlimme Sache. Gegensätze ziehen sich ja an ;) Vor ein paar Tagen habe ich beschlossen, mit ihr ein Cafe aufzusuchen und ein bisschen zu reden/lästern/diskutieren. Ist ja auch nichts schlimmes. Ich weiß ncht warum, oder was mich dazu bewogen hat, ein Cafehaus aufzusuchen, das bekannt  für seine High-Society-Kundschaft ist. Wahrscheinlich bin ich ein Mensch, der gerne provoziert bzw. gerne gegen den Mainstream läuft... Wir saßen da und warteten auf den Kellner, der gefühlte LIchtjahre brauchte.

Dabei entgingen mir die Blicke der senilen Damen nicht. Mein Bruder würde sie als alte Schachteln bezeichnen. Nun ja, es waren Blicke verachtender Natur, die nur eins aussagen: Was hat so eine (meine Schwägerin) hier verloren?! Natürlich ist meine Schwägerin nicht dumm. Sie hat es sehr wohl mitbekommen, und reagierte darauf mit einem herzhaften Lächeln, was die Damen bloß erboste.

Ich bin sehr wohl bewusst, dass das Kopftuchthema sehr heikel ist, aber mal ehrlich: Sagt so etwas schon etwas über den Charakter einer Person aus? Müssen Kopftuchträgerinnen immer, egal  wie, - zu Menschen 2. Klasse degradiert werden? Was auch nicht "okay" ist, um es gelinde auszudrücken, ist, dass bei den meisten Diskussionen diesbezüglich alle zu Wort kommen, bis auf die Betroffenen selber. Eine Tatsache, das schon viel über die Qualität dieser Diskussionen ausagt. Traurig.

 

 

 

 

Kommentare

 

Abgesehen von den kommentaren, die hier bereits gepostet wurden bin ich bei all denen, die schon erkannt haben, dass es hier gar nicht mehr um den blog geht. Genauso wie ich es nicht ausstehen kann, wenn man mir meine erfahrungen aberkennen will, war es eigentlich nicht meine motivation, die diskriminierende erfahrung der schwägerin von wortscherben abzuerkennen. Jegliche form menschenverachtender haltung ist mir zuwider, auch wenn mir das manche hier nicht glauben. Ist mir aber ziemlich wurscht, weil alle die mir wichtig sind, die die mich kennenklernen und ich selbst das wissen.
Es tut mir ehrlich leid, wie diese schwägerin behandelt wurde und wird. Die schlechten erfahrungen meiner tanten u cousinen mit ihrem kopftuch rufen in mir genauso verteidigungsgefühle hervor. Ein bsp.: als ich mit meiner cousine spazieren war, kaufte ich schnell ein eis und die wartete draussen. Erst zuhause erzählte sie mir, dass sie angepöbelt wurde von dort herumlungernden grauslichen typen, wegen ihres kopftuches. Ich fragte sie warum sie mir das nicht gleich gesagt hat, ich hätt denen schon was erzählt. was sie sehr verunsichert ist, dass sie nicht gut deutsch spricht. Deswegen ein positives bsp, dass mich immer wieder freut zu beobachten: ich war im hofer einkaufen...2 typische wiener männer kaufen ihre bierration ein, 2 studentinnen mit kopftuch suchen auch gerade nach etwas schmackhaftem. Die wiener kommen an einem der mädels mit ihrem einkaufswagen an und tun so, als ob sie im weg stehen würde und redet irgendeinen scheiß daher, mit der überzeugung, die junge frau würde ihn eh nicht verstehen. Sie hat sich das nicht gefallen lassen und hat mit perfektem deutsch gefragt, was sein problem ist. Er war so perplex, das er mit gesunkenem kopf abgezogen ist.
Dazu fällt mir noch ein eigenes bsp ein: ich sitz mit meinem vater u meinen 2 kleinen brüdern im zugabteil auf dem weg nach D. Wir sind gerade am westbahnhof eingestiegen. Mein vater telefoniert gerade auf arabisch mit irgendwem, stehen plötzlich 2 männer in der tür des abteils und schauen uns blöd an. Sagt der eine:"Fremdenpolizei! Haben sie ihre ausweise mit?". Ich dachte nur, dass das jetzt aber nicht sein ernst sein kann und antwortete im wiener slang:" na sicha hab ma ausweise". Sein blick war göttlich und musste dann halt wieder mit gesenktem kopf abziehen.
Damit will ich sagen, dass sprache auch ein wichtiges element ist, um sich wehren zu können, und blöde gesichter zu erzeugen.
Meine kritischen fragen und aussagen nehm ich natürlich trotzdem nicht zurück. Ich bleibe kritisch, aber genauso bin ich anderen religionen auch gegenüber. Selbst meine freunde müssen sich meinen fragen aussetzen, warum sie nicht aus der kirche austreten, wenn sie die kirche als institution eh nicht ausstehen können. Wenn sie dann sagen, weil sie mal in der kirche heiraten wollen, zähl ich ihnen auch ein paar argumente auf, warum sich ein austritt trotzdem mehr lohnt, als in einem von ausgebeuteten menschen erbauten gebäude zu heiraten.
Tja, soviel also dazu. Ich weiß eh, dass ich weiterhin nicht gemocht werde von bestimmten leuten, aber wegen ihnen hab ich das nicht gepostet, sondern wegen dem blog!

 

Pfeif drauf ob dich wer mag oder nicht, man kann ja sowieso nicht von jedem gemocht werden :D

 

Ich glaube es geht generell wieder um einen I d e n t i t ä t s k o n f l i k t.

Muslime haben anders als andere Migrantengruppen oft eine größere Wut in sich, weil die eigene Kultur weniger mit der hiesigen vereinbar ist. Dadurch ensteht ja auch ein Identitätskonflikt - man weiß nicht welche Werte man annehmen soll.

Das Kopftuch ist eine Verkörperung dieser andersartigen Identität. Wird auf dem Kopftuch herumgeritten, so wird die äußerlich bemerkbare Identität angegriffen. Das impliziert dann auch gleich, dass diese zerbrochene Identität immer zu sehen ist. Abgesehen davon ist nicht abzustreiten, dass ein gewisses Bild von der Standardkopftuchträgerin existiert. Meine Mutter trägt auch eins.

Kopftuchträgerinnen sind nicht umsonst öfter depressiv, ob sie depat sind und bei den Umfragen angeben, dass es aufgrund des Kopftuchs ist oder nicht - im Endeffekt: Es gibt hier ein P r o b l e m. Wer die Augen davor verschließt, der ist hier beim Biber wohl falsch. Natürlich ist das hier kein Islamblatt, aber wenn's um Integration, Identität und so weiter geht, stellt sich erst die Frage "Was ist Integration?"

In wie weit soll man seine eigenen Werte aufgeben? Das Kopftuch nicht mehr tragen? Ist das Kopftuch wirklich ein Bild von Unterdrückung? Natürlich, so wird ja hier auch diskutiert. Aber unterdrückt es auch wirklich? Natürlich, aber muss man deswegen unterdrückte Menschen schlechter behandeln oder sie zum Aufgeben des Kopftuchs drängen?

Es gibt mMn keine Lösung für die "Kopftuchproblematik". Frauen werden sich immer anders fühlen, aber wenn sie stolz drauf sind anders zu sein, dann werden sie schon damit klarkommen. Man ist auch ohne Kopftuch manchmal anders. Sich durch sein Äußeres hervorzuheben und ein Symbol von Glauben aus sich zu machen ist nicht leicht. Aber wer für seinen Gott soetwas machen will, der nimmt das auch auf sich.

 

Also nicht beschweren Kopftuchträgerinnen, es wird schon.

Und nicht rumnörgeln Kopftuchgegner, es gibt genug andere Probleme auf dieser reinen schönen Welt.

 

"Muslime haben(...) oft eine größere Wut in sich"

"Kopftuchträgerinnen sind nicht umsonst öfter depressiv"

 

Jetzt bin ich ja um ein kleines Stück klüger. Ich wusste bis jetzt nämlich nicht, dass Muslime lauter Hulks und Emos sind :)

 

Ich liebe die polemische Klischeekeule. Sobald man über eine Gruppierung redet, kann man sich sicher sein, dass gleich jemand herkommt mit Totschlagargument "es sind ja nicht alle sind so und so".

 

Bzgl meiner Aussagen:

1. Stützt sich auf Radikalisierung vieler Muslime, die es gibt. Ich rede nicht von "ich esse kein Schweinefleisch und bin dadurch Moslem"-Bobo-hipstermuch-Moslems. Es gibt noch andere. Radikalisierung ist kein Prozess der um einen Hexenkessel stattfindet - es ist ein natürlicher Schluss nach ausbrechender Wut. Ich rede von Muslimen, die ihren Glauben ausleben wollen. Nicht von jenen, die ihre Werte sowieso schon den hiesigen angepasst haben. Es gibt beide. Passt, red ma nur über zweitere.

2. Da gab's im Standard vom 14.12.2011 einen Artikel drüber.

 

 

 

Sehr geehrter Chalawadi,

 

bitte verrate mir folgendes: bist du selber Moslem? Wenn ja: Gehst du oft in der Moschee? Besuchst du viele Moscheen?

 

wenn nein: woher die vielen Infos über die moslems, die sich radikalisieren? Auch aus dem Standard?

 

Die Zuschreibung von zunehmender Radikalisierung der Muslime ist v.a. Resultat eines medialen Diskurses und weniger eine tatsächliche historische Entwicklung. Natürlich hast du Recht, wenn du meinst, dass Ausgrenzung und Diskriminierung auch zu extremeren Ausrichtungen führen kann. Aber es gibt viele verschiedene Wege, die "der Islam" in "Europa" nehmen kann.

Problematisch finde ich, dass du von so etwas wie einer "muslimischen Kultur" ausgehst, die weniger mit "der hiesigen kultur" vereinbar ist - es gibt keine "die Klutur" und die Werte der Weltreligionen ähneln sich ja sowieso.

Ebenfalls problematisch finde ich deine Zuschreibungen von Emotionen, wie Wut oder Depression, an MuslimInnen. 

Hier der erwähnte Standardartikel vom 13.12.11: http://derstandard.at/1323222960320/Tuerkische-Migrantinnen-Erdrueckt-zw... - Ja, es ist für Frauen schwierig in einem patriarchalen System (= Europa,...) zu leben, und dann auch noch einer patriarchalen Religion (=Islam, Christentum,...) anzugehören bedeutet doppelte patriarchale Unterdrückung. Im Artikel selbst geht es aber um türkische Migrantinen, nicht um Musliminnen und auch nicht um Kopftuchträgerinnen (auch wenn der Standard bei solchen Themen immer Bilder von von hinten gezeigten Kopftuchträgerinnen zeigt, weil dramatischer).

 

Weil hier in der Diskussion ja vieles an deinem eigentlichen Blog vorbeigeschossen ist: Ja, wir leben hier in einer Gesellschaft, die auch rassitische, ausländerfeindliche, islamophobe oder einfach nur kopftuchträgerinnenfeindliche Züge aufweist. Ich kann gut verstehen, dass es deiner Schwägerin einfach schon zu blöd ist alle Leute, die sie deppat anschaun, auch darauf anzureden, sie ist da wohl schon abgehärtet...leider...

 

oh gott ich hab grad 2 minuten scrollen müssen xD

 

also meine meinung: jedem das seine PUNKT

 

kenne viel zu viele mädels die kopftücher tragen und dermaßen leiwand sind das mir das kopftuch garnicht mehr auffält :D

 

und wers nicht mag..naja wegschaun...

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