Tod in Istanbul

07. September 2008

Gleich vorweg: Das ist nicht der Titel irgendeines neuen Filmes oder Romanes, sondern die bittere Wahrheit, den eine Freundin meiner Schwester (im folgenden als Y. bezeichnet) heuer während ihres Urlaubes in der Türkei erfahren musste.

Sie flog gemeinsam mit ihrer Mutter mit Freude und schönen Träumen in den Urlaub. Ihr Freund, den sie schon seit 3 Jahren mindestens zweimal im Jahr besuchte, wollte sich mit ihr endlich Verloben. Ihre und seine Familien waren auch einverstanden. Einige Vorbereitungen wurden getroffen. Die Familien wollten sich kennenlernen. Es wurde telefoniert und ein Tag ausgemacht, andem das Treffen der beiden Familien stattfinden sollte. Es sah so aus, als stehe einer Verlobung nichts mehr im Wege.

Aber das Schicksal wollte es anscheinend nicht. Y. telefonierte mit ihrem Freund so oft sie konnte. Denn sie wohnten nicht in der selben Gegend. Aber dann von Tag auf Nacht erreichte sie ihn nicht mehr. Zwei Tage lang erreichte sie ihn weiterhin nicht. Bis er am Abend des zweiten Tages ihr Anruf entgegnete. Mit einer traurigen, ja weinenden Stimme. Sie wollte wissen was geschehen ist, warum er nicht angerufen hat, warum er ihre Anrufe nicht entgegnete, und warum, warum....

Aber hätte sie wirklich gewusst, was die Antworten ihrer Fragen waren, hätte sie wahrscheinlich nicht so beharrlich versucht ihren Freund unbedingt zu erreichen. Denn ihr Freund sagte ihr zuerst, dass er momentan nicht reden kann und legte auf. Sie verblüfft über sein verhalten, wollte wissen was geschehen war. Wieso weinter er? Wieso war er so traurig am anderen Ende der Leitung?

Die Antwort folgte am nächsten Tag als ihr Freund anrief und sagte, dass sein Bruder Tod aufgefunden wurde. Erschossen. Tod mitten auf der Strasse. In einer Seitengasse. Und dann Stille. Trauer.

Nachdem Y. das was sie eben gehört hatte verdaut hatte, fragte sie auch wie denn der Vorfall geschein konnte. Der Bruder des Freundes von Y. hatte sich ebenfalls verliebt. In ein Mädchen aus Istanbul. In ein Mädchen das aus dem Osten der Türkei kam und seit einigen Jahren in istanbul lebte. Aus uns unbekannten Gründen sei aber die Familie gegen die Beziehung der beiden Liebenden. Also mussten sie wie auch immer die beiden auseinanderbringen. Aber die Liebenden hielten zueinander. Vor wenigen Wochen noch rief sie ihren Freund an und sagte, er könne sie in Istanbul besuchen, ihre Brüder und Eltern sind für einige Zeit im Osten - in der alten Heimat. Also macht sich dieser auf den Weg um seine Liebe zu sehen. Bevor er geht redet er mit seinem Bruder und sagt, er meldet sich wenn er in Istanbul ist. Was er auch tut. Am zweiten Tag aber meldet er sich nicht wieder. Statt dessen kingelt die Gendermarie an der Tür seiner Familie. Und überbringt die Todesnachricht. Der junge Liebende wurde den Brüdern des Mädchens erschossen, weil er sich nicht von ihr Trennen wollte. Weil er nicht wollte, haben sie ihn einfach niedergeschossen.

Was dann die Familie alles durchmachte, kann ich hier nicht schreiben, da es weit hergeholt wäre. Denn es ist die Geschichte einer Freundin. Und auch sie kann es nicht genau einschätzen wie es für die Familie war. Ein ist sicher. Weinen tun sie immer noch. Auch wenn nicht so heftig wie am Anfang, aber die Trauer und Wut hat sicher noch nicht nachgelassen.

Nach so einem Vorfall und Trauer in der Familie platzte natürlich auch die Hoffnung einer Verlobung und das Kennenlernen der beiden Familien.

Y. ist zwar mit ihrem Freund zusammen, aber sie wird wohl noch ein weilchen warten müssen bis sie ihr Glück mit ihren Lieben teilen kann.

Die beiden Mörder-Brüder sitzen schon im Gefängnis. Fragt sich nur, ist es Buße genug für die beiden Mörder?

Kommentare

 

Über die Geschichte selbst möcht ich mich nicht viel äußern, außer dass sie tragisch ist.
Zum Phänomen der Verbotenen Liebe, vor allem in Türkei, fällt mir da schon einiges ein.
Ich kenne so viele Geschichten von Paaren, denen es verwehrt war zusammen zu sein. Viele Geschichten wurden verfilmt, und sind bestimmt nicht aus der Luft gegriffen.
Vor allem die Geschichte eines Freundes fällt mir dabei ein. Sein Vater verliebte sich in ein bereits verheiratetes Mädchen aus seinem Dorf. Sie wurde zwangsverheiratet mit einem älteren Mann, liebte aber diesen Jungen, der für ihren Mann gearbeitet hat.Verbotene Liebe also.Sie flohen gemeinsam in die Berge. Bis sie aufgespürt , und von ihren Brüdern erschossen wurde. Der Junge konnte fliehen.Heiratete eine andere Frau, sagt aber heute noch, dass er nur eine Frau liebt und für immer lieben wird.Er hat noch immer ein Foto von ihr und lebt noch immer mit dieser schmerzhaften Erinnerung.
Dieser Mann hat Söhne und Töchter, bei denen er aber die Geschichte wiederholt.Er ist streng und hält von familiärer Tradition mehr, als von Liebe.Er hat seinem Sohn selbst verboten mit einer Frau zusammen zu sein, die er liebt. Der Vater leidet also noch immer wegen seiner verbotenen Liebe, hat aber kein Verständnis für seine eigenen Kinder. Warum?
Warum wiederholt sich die Geschichte, wenn so viele alte Generationen in der Türkei erfahren mussten, wie es ist, nicht mit jemandem zusammen sein zu dürfen, den man liebt? Erwartet man von den Kindern die selbe Aufopferung, die sie der Familie entgegengebracht haben? Wenn sie es getan haben? Kein Mitleid, kein Mitgefühl?

 

doch sie haben mitgefühl, sie zeigen es nur nicht um kein schlechtes vorbild zu sein, in ihrem sinne natürlich. oft wurden bisher glaube und tradition miteinander verwechselt.

ich habe ein buch von einem mädchen namens sabatina gelesen. sie stammt aus afganistan und lebte mit ihrer familie in graz. als sie ein heitartsfähiges alter erreichte wollte man sie mit ihrem cousin verheiraten, sie aber liebte einen österreicher. als ihre familie von dieser beziehung wind bekam, schickten sie sie in die heimat zurück, um wieder zu sinnen zu kommen. sie verbrachte 2 jahre dort, die erste gelegenheit um nach österreich zu fahren nutzte sie sofort. die geschichte liegt gute 10 jahre zurück.

vor 3 jahren, anfang dezeber sah ich am schwechater flughafen eine wunderschöne junge frau die das besagte buch "sabatina, sterben sollst du für dein glück" in händen hielt. ich musste sie ansprechen und sagte, dass das ein tolles buch sei. sie fagte mich wiederum ob ich es gelesen hab und ich antwortete mit ja. sie streckte mir ihre hand entgegen und sagte: "ich bin sabatina."

sie wollte sich nicht fotographieren lassen, lies sich jedoch meine adresse auf eine anker-rechnung aufschreiben. zu der zeit hielt sie sich irgendwo in deutschland auf und war noch immer auf der flucht vor ihrer familie.

zu weihnachten schicke sie mir eine karte.

 

anscheinend lernen diese menschen nicht aus der vergangenheit. sie nehmen sich die tragischen geschichten nicht als lehre, sondern vielmehr als vorbilder. weil eben die in der vergangenheit dies und jenes gemacht, sich für die liebe, für die famile usw. aufgeopfert haben, erwarten viele immer noch von ihren kindern, enkeln und so weiter die gleiche aufopferung.

wieso sehen diese leute eigentlich nicht was sie ihren mitmenschen antun, indem sie definitiv FALSCH handeln. Tradition hin oder her, das sollte nicht die erklärung falscher Taten sein.

eine erklärung, warum solche geschichten sich wiederholen, könnter der sein, dass gerade weil die älteren Respektpersonen sich für deren familien aufopfern "mussten", dieselbe geste von der jungen generation erwarten.

 

im laufe meiner beobachtungen von zwischenmenschlichen beziehungen bin ich auf eine eigene theorie gekommen, die sich aus der praxis heraus kristallisiert hat."das was du nicht haben kannst, liebst du mehr".
überall wo ich pärchen getroffen hab, die ein schicksalsschlag miteinander teilen, die etwas schreckliches miteinander durchgemacht haben, war die liebe stärker, als bei denen, wo alles reibungslos verlief. ist dann die wahre liebe in wirklichkei etwas, was größtenteils aus mitleid entstanden ist? etwa, dass man jemandem die schulter zum ausweinen war, dass man sich gebraucht gefühlt hat, und dieses erlebnis einen zusammenschweißt? tragödien erzeugen also eine stärkere liebe, als romantik, oder ?
ich frage mich, wie stark die sehnsucht bei den personen gewesen wäre, wenn sie hätten lieben können, wen sie wollen.
irgendwie traurig, dass das schönste gefühl der welt am stärksten ist, wenn es durch verbote oder tragödien entsteht.
alles was man leicht bekommt, schätzt man nicht so sehr, als das was unnahbar zu sein scheint.

 

liebe jax, das ist genau richtig. die süßesten früchte waren schon immer die verbotenen, zum ersten. ich glaube aber, dass wir zwei ein ähnliches thema schon mal hatten.

zum zweiten, wenn man einen schicksalsschlag zusammen erlitten und zusammen durchstanden hat, dann schweisst das zusammen. das ist ungefähr so, wie wenn ein faden mit gewalt(?) durchschnitten wird. um ihn wieder in ordnung zu bringen, macht man einen knoten, somit ist der faden wieder ganz. der faden ist zwar wieder ganz, die wölbung die duch das zusammenbinden entstanden ist, ist aber sehr gut zu erkennen.

wenn liebende dann auf den faden der sich durch ihre beziehung zieht blicken, fühlen sie sich mit jedem knoten mehr, den sie zusammen gebunden haben, stärker.

wir menschen lernen grundsätzlich nur auf diese art. damit wir einen schluss aus einem ereignis ziehen können, damit wir größer, stärker aus einer mehr oder weniger, angenehmen situation wieder hervorgehen, muss diese, so zu sagen unter die haut gehen. macht man so eine erfahrung zu zweit, schweisst das enorm zusammen. es stärkt das gefühl des eins-seins. letztendlich streben wir alle danach.

schicksalsschläge oder einfach verschiedenste erfahrungen sind nur ein kleiner trick der natur um uns voran zu treiben und im grunde ist liebe alles. liebe ist freude, trauer, zufriedenheit, wut, frieden,... jedes erdenkliche gefühl hat da seinen ursprung.

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