Arash T. Riahi: "Ohne Reis geht gar nichts!"

29. Mai 2009

Perser essen viel, Unmengen an Reis und sehr gerne bei der Mama. Das gilt auch für Regisseur Arash T. Riahi (Exile Family Movie). biber-Redakteurin Anita Malli und Fotografin Elsa Okazaki  waren mit dem preisgekrönten Regisseur im persischen Restaurant Pars essen und haben dem Filmemacher dann sein Lammfleisch verschmaust.

 

Arash T. Riahi: Was essen wir? Am besten von allem etwas! Für den Anfang den gemischten Vorspeisenteller. Es gibt in der persischen Küche einen grandiosen Eintopf, der heißt Āsche Reschte. Obwohl ich muss vorweg sagen: besser als bei meiner Mutter habe ich den noch nie gegessen.

 

biber: Dann probieren wir ihn doch, um zu sehen, ob die Köche hier mit deiner Mutter mithalten können! 

Ja, aber ich glaube, das wird nicht gelingen. Meine Mama kocht ausgesprochen gut. Aber nicht nur persisch, auch Schnitzel, Makkaroni und ihre Lasagne ist sensationell. Mein Vater kocht auch, sie sind ein emanzipiertes Paar und kochen abwechselnd. (Sucht das Gericht „Asche Reschte“ auf der Karte und findet es nicht). Das Ganze heißt dann eigentlich Nudelsuppe. Aber es ist eher ein Eintopf. Wenn ihr noch etwas Typisches essen wollt, empfehle ich Ghorme Sabsi, das ist ein Schmorgericht mit Lamm und iranischen Kräutern, stundenlang wird es bei geringer Hitze gegart, ein absoluter Klassiker. Ich nehme Barg, das ist ein besonders zartes, über Nacht in Zwiebel und Limettensaft eingelegtes Lammfleisch mit Reis. Es wird sehr viel Lamm gegessen im Iran, viel mehr als hier.

 

Bist du religiös, hältst du die Speiseregeln und den Ramadan ein?

Ich bin zwar theoretisch Moslem, weil man den Islam nicht ablegen kann. Aber als überzeugter Atheist befolge ich die Speiseregeln nicht und esse auch Schweinsschnitzel. (Kellner kommt, Arash bestellt in seiner Muttersprache Farsi, wie das Persische noch heißt.)

 

Kochst du auch?

Ja, aber mehr asiatisch, mit viel Reis. Ich hab sogar einen Reiskocher daheim, das ist extrem wichtig. Aber keinen japanischen Reiskocher, denn die japanischen hören zu früh zu garen auf und machen keine Kruste. Bei meinem kann man den Bräunungsgrad einstellen und dann Kartoffeln oder Brotscheiben dazu geben. Das ist praktisch, wenn Gäste kommen, das macht sich quasi von selbst und schaltet sich aus wenn es fertig ist. Apropos Gäste: Als wir nach Österreich gekommen sind, war es für uns sehr überraschend, dass die Österreicher einen so selten zu sich nach Hause einladen. Hier stehen die Leute total auf ihre Privatsphäre und gehen lieber essen. Im Iran gäbe es das nicht.

 

 

 

Wie wichtig ist Reis in der persischen Küche?

Ohne Reis geht gar nichts. Wenn ich zum Beispiel meine Eltern zum Essen einlade und etwas Asiatisches koche, wo kein Reis dazu gehört, sagt meine Mutter: „Könntest du nicht auch noch eine Portion Reis machen?“ Du siehst, es spielt eine große Rolle. Der Reis wird oft mit Pistazien, Mandeln oder Rosinen zubereitet, schmeckt dann ein bisschen süßlich. Aber nicht dass ihr glaubt, wir Perser wären Vegetarier. Keinesfalls. Es gibt immer Reis mit irgendetwas anderem. Fleisch ist super wichtig für uns und Vegetarier gibt es kaum, das wäre für Iraner abartig, sie sind Fleischfresser. Was es bei uns auch nicht gibt, sind süße Hauptspeisen. Bei Kaiserschmarrn oder Germknödeln tu’ ich mir bis heute schwer; da muss ich schon große Lust haben. 

 

Siehst du deine Eltern oft, wie wichtig ist denn für euch Perser die Familie?

Ja, ich sehe meine Eltern regelmäßig, meistens bin ich bei ihnen. Die Familie ist extrem wichtig für Perser. Ein Beispiel: Meine Verwandten haben im Iran ein Haus gebaut. Jede Tante und die Oma haben ein Geschoß für sich und sie haben auch für meine Familie ein Apartment gebaut. Wir wissen zwar nicht, ob wir je zurückkönnen, aber wenn, haben wir eine Wohnung. Es ist ein ganz anderes Selbstverständnis wie man miteinander umgeht. Dass meine Oma in ein Altersheim kommt, wäre undenkbar. Ein Altersheim ist im Gegensatz zu Österreich im Iran die absolute Notlösung, wenn sonst niemand da ist.

 

Der Tisch biegt sich vor Essen, Arash muss aber zum nächsten Termin: Ein mit Wiener Polizisten übervoller Kinosaal in der Urania wartet auf den Regisseur. Er soll ein paar Worte über seinen Film „Ein Augenblick Freiheit“ sprechen. Fotografin Elsa und ich haben uns dann über sein geniales Lamm hergemacht, wäre ja schade drum gewesen.

 

 

 

 

Arash T. Riahi ist Perser. Das Wort Iran mag er nicht so, denn es heißt „Land der Arier“. Seit der Wiener Regisseur vor mehr als 26 Jahren aus seinem Land geflüchtet ist, lebt er mit Eltern und Geschwistern in Wien, der Rest der Familie ist in der ganzen Welt verstreut. Sein Heimatland hat er seit der Flucht nie besucht, das ist aufgrund der derzeitigen politischen Lage nicht möglich. Seine Familiengeschichte hat er mit „Exile Family Movie“ der Öffentlichkeit gezeigt und damit seinen Durchbruch als Regisseur geschafft. Sein neuer Film „Ein Augenblick Freiheit“ erzählt von der Flucht vor dem Mullah-Regime und hat schon mehr als eine Auszeichnungen bekommen.

 

Persisches Essen

Beim ersten Mal hinsehen wirkt die persische Küche sehr ähnlich anderen orientalischen Richtungen. Die Perser kochen aber milder, scharfe Gerichte sind eher selten. Das findet man auf jeder Speisekarte: Dugh (Joghurtgetränk wie Ayran), Kabāb (gegrilltes Fleisch auf Spießen), der Reis ist verfeinert mit Pistazien, Mandeln, Rosinen, Berberitzen o. ä. Schmorgerichte (Khorescht) mit würzigen Soßen sind ein Muss; den orientalische Klassiker Baghlavâ kennen die Perser auch. Gewürzt wird edel mit Safran, Rosenwasser und Limetten; frische Kräuter wie Koriander, Minze, Estragon und Petersilie dürfen auf keinem Tisch fehlen. Geknabbert werden nicht Chips und Gummibärchen sondern Pistazien, Rosinen und Kichererbsen. Alkohol ist im Iran verboten, auf Partys wird aber heimlich getrankelt und zwar richtig hartes Zeug. Fast-Food ist im Kommen, kann aber der persischen Küche nichts anhaben, denn dafür sind laut Arash die Perser viel zu stolz auf ihre eigene Küche.

 

Pars, Lerchenfelderstraße 148, 8. Bezirk, www.pars.at

Kommentare

 

weiß irgendwer von biber ob bzw wann "ein augenblick freiheit" auf dvd erscheinen wird?

 

die frage hat sich erledigt

ich hab gestern arash und seinen bruder arman beim hip hop connection getroffen und konnte ihm die frage selber stellen. in ca 2-3 monaten laut arash

sie haben dort für die doku von arashs bruder "schwarzkopf" über den wiener rapper nazar gedreht

 

morgen mittwoch in der gesprächsrunde

 

weißt du welches thema?

 

flüchtlingsströme und die rolle österreichs glaub ich.

Anmelden & Mitreden

16 + 2 =
Bitte löse die Rechnung