#BlackLivesMatter

23. Juli 2015

Dudu
Katharina Rossboth


Sandra Bland war eine starke Frau und Teil der #BlackLivesMatter Bewegung. Wer bis heute nicht weiß, was diese Bewegung ist, kann sich hier ein Video ansehen, das sie an Weiße richtet und in dem sie erklärt, warum sie so wichtig ist.

Sandra Bland ist nun tot und die mysteriösen Umstände ihres Tods selber liefern wieder weitere, traurige Gründe, die Stimme gegen Unrecht und Rassismus noch lauter zu erheben: Sandra Bland wurde aus einem lächerlichen Grund verhaftet. Angeblich hätte sie einen Blinkfehler gemacht und sich danach nicht kooperativ verhalten. Im Polizeivideo und im Video eines Augenzeugen ist ein aggressiver, schreiender Polizist zu sehen. Man hört auch sie schreien: „Du hast meinen Kopf gegen den Boden geschlagen! Ich kann nicht mehr hören!“ Ihrer Familie wird sie am Telefon auch noch erzählen, dass er sein Knie gegen ihr Kreuz gedrückt hat.


Nach drei Tagen im Gefängnis wird sie tot in ihrer Zelle gefunden: Ihr Tod wird mit Selbstmord erklärt. Sie habe sich in ihrer Zelle mit einem Plastiksackerl erhängt. Niemand weiß, warum sie überhaupt verhaftet und für ein (angebliches) Verkehrsvergehen mehrere Tage lang eingesperrt wurde. Sie hatte eben eine Zusage für einen Job an der Universität und ein erfülltes Leben, warum sollte sie sich umbringen? Die veröffentlichten Erklärungen über die Umstände ihres Todes und ihr Fahndungsfoto werfen indes neue Fragen auf. Es ist mehr als offensichtlich, dass die offiziellen Angaben um ihre Verhaftung und ihren Tod nicht konsistent sind.


Sandra Blands Tod reiht sich in eine unendlich lange Liste von schwarzen Menschen ein, die von der US-Exekutive ermordet wurden. Laut Angaben von MenschenrechtsaktivistInnen starb in den USA alle 8 Stunden ein schwarzer Mensch in den Händen der Polizei. Dazu gibt es oft verstörende Videos von den Verhaftungen und unvorstellbar grausamer Polizeigewalt: Freddy Gray stirbt etwa, weil in Polizeigewahrsam beinahe seine Halswirbel voneinander getrennt wurden. James Brown wird von mehreren Wächtern gefoltert und schreit immer wieder: „I can’t breath!“ Er wird dann regungs- und bewusstlos in seiner Zelle zurückgelassen und tot abgeholt. Phillip White liegt bereits am Boden. Der Polizist sitzt auf ihm als er auf das Gesicht des Opfers zeigt und dem Polizeihund den Befehl gibt: „Get him!“. Der Hund zerbeißt sein Gesicht, er stirbt an den Verletzungen. Und es gibt viele Namen mehr: Eric Garner, Tamir Rice, Michael Brown und viele andere.


Fast alle Polizisten werden in solchen Fällen freigesprochen. Der Tod ihrer Opfer wird irgendwie erklärt und gerechtfertigt. Es ist nichts als eine Verhöhnung der Opfer und ihrer Hinterbliebenen, wenn Unrecht durch Gesetz gedeckt und zu Recht gemacht wird. Und das ist leider einer der springenden Punkte: Die Gesetzmacher und die Justiz haben diese Möglichkeit, Mörder trotz Augenzeugenberichten und Videos freizusprechen. Auch die Sklaverei war seinerseits gesetzlich erlaubt und damit „rechtens“.


Es ist unfassbar, mit was für einer Doppelmoral ein Land, das sich selbst als Vorreiter der Demokratie und Menschenrechte sieht, agiert. Sowohl Politik als auch Wirtschaft der USA fußen auf tief verankertem Rassismus und der Ausbeutung schwarzer Menschen. Vor allem das Gefängnissystem und die Exekutive sehen viele als die moderne und aktualisierte Form der Sklaverei. Denn wenn Sklaverei als Zugriff auf das Leben und den Körper schwarzer Menschen und die Macht der Weißen über ihr Leben (oder Tod) sowie ihren Körper verstanden wird - so ist es klar, dass die Sklaverei in den USA fortgeführt wird: Die Exekutive hat die Sklavenhalter abgelöst, die Justiz rechtfertigt die Übergriffe.


Die bedeutende Menschenrechtsaktivistin und Akademikerin Angela Davis sagt: ‘There is an unbroken line of police violence in the US that takes us all the way back to the days of slavery’. Doch es geht nicht nur um Gewalt, sondern auch um Machterhalt und wirtschaftliche Implikationen. Davis erklärt die Allianz des kapitalistischen mit dem rassistischen System in ihrem Buch “Prison Industrial Complex” und weist auf die vielschichtigen Folgen der Gewalt gegen Schwarze und des überproportionalen Anteils schwarzer Menschen in den Gefängnissen: Die massive Einschränkung der Teilnahme an demokratischen Praktiken (in vielen Bundesstaaten dürfen Häftlinge und sogar Ex-Häftlinge nicht wählen) und der schwere bis fast unmögliche Zugang zum Arbeitsmarkt nach einer Verhaftung seien Teil der systematischen Ausgrenzung Schwarzer und essenziell für den Schutz der Vormachtstellung der Weißen.


Genau darauf macht die #BlackLivesMatter Bewegung immer wieder aufmerksam. Mögen #SandraBland viele Frauen in ihrem Aktivismus und Einsatz folgen!

Bereich: 

Das könnte dich auch interessieren

Collage: Zoe Opratko
   Keine Bevölkerungsgruppe wird in...

Anmelden & Mitreden

5 + 0 =
Bitte löse die Rechnung