Deal oder kein Deal

14. April 2023

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Foto: Dennis Miskić

 

"Wir haben einen Deal”, hat der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell nach einer Verhandlung zwischen dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučič und dem kosovarischen Premier Albin Kurti verkündet. Zuvor war es immer wieder zu Spannungen gekommen und die Situation war zum Symbol geworden für alles, was am Balkan schief lief. Mit dieser Vereinbarung aber, dem Deal, wurde auf einmal alles besser. Beide Seiten hielten sich natürlich an das Abkommen. Serbien erkannte den Kosovo an und an guten, nachbarschaftlichen Beziehungen wird weiterhin intensiv gearbeitet. Gemeinsam möchten sie die Länder auf Vordermann bringen und für den Frieden im eigenen Land, aber auch der ganzen Region sorgen. 

So hätte es sein können. Oder so sollte es sein. Ganz so ist es aber nicht gekommen. Zwei Verhandlungsrunden und viele bizarre Pressekonferenzen später sind wir noch immer weit von einer idyllischen Situation entfernt. 

Zuerst hat man sich in Brüssel getroffen. Es war in einem, wie es schien, auf einem kleinen Tisch in einem engen Raum. Anscheinend war das Ziel, die beiden durch physische Nähe zueinander zu bringen. Geklappt hat es nicht ganz. Das Bild eines kopfschüttelnden Borrell ging viral. Die Verzweiflung war ihm auf der Stirn geschrieben. 

Runde zwei fand diesen März in Ohrid statt. Die nordmazedonische Stadt mit einem atemberaubenden See schien wohl der perfekte Ort. Und es wurde verhandelt. Mal wieder bis spät in die Nacht. Und wie auch davor gab es Pressekonferenzen von allen Beteiligten, die für mehr Verwirrung als Aufklärung sorgten. Hier wurde dann der große Deal, der eigentlich aber kein Deal ist, verkündet. 

Nun ja, dass es aber wohl noch immer nicht zu dem perfekten Abkommen gekommen ist, überrascht wenige. Vučič sagte kürzlich im serbischen Staatsfernsehen, er hätte nichts unterschrieben und so würde es auch die nächsten Jahre bleiben. Seine rechte Hand tut nämlich sehr weh, sagt er. Nur mit seiner rechten Hand kann er unterschreiben. Wie er sich bei diesen Aussagen das Lachen verkneifen kann, ist mir ein Rätsel. 

Auch wenn es in der Kosovo-Frage noch keine klare Antwort gibt, muss darüber geredet werden. Und das passiert in Österreich leider viel zu wenig. Wenn es passiert, dann wird dabei auch oft der falsche Diskurs im falschen Kontext benutzt. Noch immer höre ich manchen Leuten zu, wie sie über die Unabhängigkeit des Landes diskutieren wollen. Da gibt es nichts zu diskutieren. Es ist ein souveränes Land mit einer eigenen Flagge, einer Staatsgrenze und allem, was noch dazu gehört. Serbien kann es noch so sehr stören, dass die Kosovar_innen seit 2008 unabhängig sind. Das ändert nichts daran, dass sie es sind und bleiben werden. 

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