Die Leiden des jungen Todors: Glücksbringer-Banitza

20. Dezember 2013

 

Es ist Dezember. Überall hängt Weihnachtsschmuck. Die Menschen gehen langsam durch die Wiener Straßen, eingewickelt in ihre warmen Wintermäntel. Außer für die Weihnachtseinkäufe, ist der Dezember auch die Zeit für die Jahresbilanzen. Millionen von Menschen meinen, dass es endlich Zeit ist, „einen Strich zu ziehen“ und „neu anzufangen“. Sie versprechen sich, nichts Fettes zu essen, unter der Woche nicht zu trinken, den Zigarettenkonsum zu reduzieren... Und glauben an ihr Glück fürs nächste Jahr.  

 

In Bulgarien ist es Tradition, zu Silvester oder zu Weihnachten eine Glücksbringer-Banitza zu machen. Die Banitza ist eine Art bulgarischer Börek mit Käse. Die Glücksbringer schreibt man auf kleine Stücke Papier, die man um kleine Kornelkirschenzweige wickelt (die Kornelkirsche ist ein Baum, der für Zähigkeit und Erträglichkeit steht). Danach dreht man die Banitza. Ein Stück davon steht dann vor jedem. Man isst die Banitza und sucht nach dem Kornelkirschenzweig und seinem von dem Schicksal bestimmten Glück. Ich glaube an diese Glücksbringer. Dieser Glaube wurde in mir auf folgende Weise erweckt: Vor Jahren wurde meinem Bruder die Aufgabe zugeteilt, sich diese Glücksbringer auszudenken. Ihm fielen ziemlich zweideutige Sachen ein. Es gab zum Beispiel einen Glücksbringer: „Leben im Wald“. Vielleicht meinte er, dass wir mehr Zeit in der Natur verbringen sollen? Meine Oma, die mit uns lebt, bekam den Glücksbringer. Bald danach kaufte meine Familie ein Haus am Fuße vom Vitosha-Gebirge und wir zogen dort um. Meine Oma verflucht jenen Tag, an dem sie diesen Zettel beim Neujahrs-Banitza bekam. Wie kann man dann nicht daran glauben?  

 

Letztes Silvester war ich in Sofia. Mein Vater und ich liefen ungefähr eine Stunde im Wald herum, bis wir eine Kornelkirsche gefunden haben. Wir nahmen einen Ast mit. Wir überlegten uns lange, was auf den Glücksbringern stehen soll, damit niemand benachteiligt wird. Wir schrieben sie mit einem Filzstift auf. Während des Backens  ist die Schrift verschwommen und danach konnte man absolut nichts lesen. Niemand wusste, wie sein Glück im nächsten Jahr sein würde. Das Entziffern der Glücksbringer war schwieriger als das Entziffern der sumerischen Schrift. „Da, schau, ein ,L‘ wie ,Liebe‘.“ „Ich glaube, dass ist eher ein ,L‘ wie in ,GeLd‘.“ So konnte sich jeder sein Glück selber ausdenken, und jeder bekam das, was er wollte. 

 

Deshalb wartete ich das ganze Jahr, um zu erfahren, ob ich „Liebe“ oder „Geld“ bekommen würde. Wenn ich mein Bankkonto betrachte, muss es wohl „Liebe“ gewesen sein. Liebe hatte ich jede Menge. Auf das Geld warte ich im nächsten Jahr. 

Wenn euch der Brauch mit der Glücksbringer-Banitza gefällt, versucht es selber. Es ist viel lustiger und leckerer als Bleigießen. Man bereitet es wie folgt zu:

 

Zutaten: 1 Packung Blätterteig, 250 ml Joghurt, 250 mg weißer Käse, Butter oder Öl, Backpulver, 2 Suppenlöffel Mehl, 1 Teelöffel Zucker, 4 Eier.

 

Zubereitung:

•Der Backofen wird auf 180 - 200 Grad vorgeheizt.

• Die Butter wird geschmolzen.

• Man rührt die Eier.

• Man vermischt den Joghurt mit etwas Zucker und den Eiern. Zuletzt gibt man das Backpulver dazu.

•Jedes Teigblatt wird mit der Mischung bestrichen und mit Käse gefüllt. Danach rollt man es. So geht es weiter, bis das Backblech voll ist.

• Man backt es 30 Minuten.

• Wenn es gut gebacken ist, zieht man es aus dem Ofen raus.

Und die Glücksbringer könnt ihr euch selber ausdenken. Sie gehen meistens in Erfüllung.

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